Bauen

Das Hotel Rüütli. (Foto: Ursula Wiegand)

20.12.2016

Altes neben Neuem

Estland: Bauten auf der Ostseeinsel Saaremaa

Auf Inseln baut man anders als mitten im Land. Was Bestand haben soll, muss dem Klima entsprechen, die Ressourcen nutzen und die Bewohner vor Eindringlingen schützen. Gerne verschanzen sich die Inselfürsten hinter meterdicken Mauern. Ein Beispiel dafür ist die Bischofsburg aus dem 14. Jahrhundert auf Saarema (deutsch Ösel), Estlands größter Insel. Dieses gewaltige Bauwerk in der Inselhauptstadt Kuressaare (früher Arensburg) entstand zu Zeiten der Deutschritter. Umgeben von einem Wassergraben und starken Festungswällen wirkt sie wie aus dem Bilderbuch, ist Saaremaas Wahrzeichen und eine der besterhaltenen Festungen im Baltikum. Heutzutage beherbergt die Bischofsburg das Inselmuseum und bildet den Rahmen für besondere Veranstaltungen, wie das jährliche Opernfestival im Juli. Generell ist die Anlage frei zugänglich und bietet tatsächlich Mittelalter zum Anfassen. Saaremaa besitzt viel Wald. Sich ein Holzhaus zu zimmern, war selbstverständlich. Auf dem Land finden sich viele gemütliche Holzhäuser, alte und neue, mit oder ohne Reetdach. In der Kurstadt Kuressaare gibt es noch geräumige, mit Schnitzwerk verzierte Holzvillen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Einen Schönheitspreis verdient das sonnengelbe Kurhaus im Stadtpark von 1889, das zum 100. Geburtstag fein restauriert wurde. Holzhäuser werden auch für den Export gebaut, die meisten für Kunden in Deutschland und Österreich. Anders der kleine Airport von 1945 beim Dorf Roomassaare. Dort wurde das hölzerne Flughafengebäude durch einen Steinbau ersetzt. Ansonsten ist Roomassaare eher als Hafen bekannt. Das hübsche Café, entworfen von Lilian Hansar, besitzt verlockenden, maritimen Charme. Einen ähnlich guten Eindruck macht der Yachthafen von Kuressaare. Die frische Ostseebrise hat ebenfalls das Bauen beflügelt, so die Fertigung von Windmühlen. Früher besaß fast jeder Bauer eine, doch seitdem der Strom vom Festland geliefert wird und sich auf der Insel die neuen Windräder drehen, sind Holzwindmühlen nicht mehr gefragt. Einige stehen noch beim Dorf Angla im Norden.

Vorreiter waren Hotels und Kaufhäuser,
geplant von renommierten Architekten


Stein ist haltbarer als Holz, beweist nahebei die Katharinenkirche von Karja, errichtet im 13. Jahrhundert. Ein sehr schlichter Bau ohne Glockenturm, weitestgehend im Originalzustand und noch immer genutzt. Mit ihren archaischen Skulpturen und den Wikinger-Zeichen an der Kirchendecke ist sie eine Besonderheit in Nordeuropa. In ihrer schnörkellosen Geradlinigkeit schlägt sie über 700 Jahre hinweg einen Bogen zur Moderne. Auch die hat auf Saaremaa Fuß gefasst. Vorreiter waren Hotels und Kaufhäuser, geplant von renommierten estnischen Architekten. Den Entwurf für das Hotel Meri, errichtet im Jahr 2000 und 2006 erweitert, lieferte Ülo Peil, den für das Rüütli, erbaut 2002, Vilen Künnapu. Deutliche Akzente setzte das Architekturbüro Alver & Trummal 2003 mit dem Kaufhaus Ferrum in der Altstadt. Der Name ist Programm, fällt doch die rote Cortenstahl-Fassade sofort auf, ohne störend zu wirken. Bekanntlich bildet sich bei einem kontrollierten Oxidationsprozess auf dem blanken Stahl eine dünne Rostschicht, die ihn vor Korrosion schützt und wetterfest macht. Genau richtig für das Ostseeklima. Ein als Kuressaares bestes Gebäude prämierter Bau. Fantasie in der Gesamt-Gebäudegestaltung zeigt das 2008 eröffnete Kaufhaus AURIGA, konzipiert von Eero Palm. Bei der Moderne haben Saaremaas Dienstleister die Nase vorn. (Ursula Wiegand) (Ein schönes Holzhaus in Kuressaare und das Kaufhaus AURIGA - Fotos: Ursula Wiegand)

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