Bauen

Ansicht der neuen Altdorfer Dreifachsporthalle von Südwesten. (Foto: Johannes Sattlegger)

19.03.2018

Dynamische Architektur

Neubau einer Dreifachsporthalle im mittelfränkischen Altdorf

Mehr als drei Jahre mussten Lehrer und Schüler des Altdorfer Leibniz-Gymnasiums und der Mittelschule auf Sportstätten anderer Schulen in der Umgebung ausweichen, am 24. November 2017 erhielten sie mit einer feierlichen Einweihung ihre nun neugebaute Dreifachsporthalle zurück. Sie erfüllt jetzt alle Anforderungen, die ein moderner Sportunterricht verlangt und ist gleichzeitig auch Wettkampfstätte für die örtlichen Vereine. Nachdem die bestehende Sporthalle aus den 1970er-Jahren bereits 2014 aufgrund statischer Mängel komplett gesperrt werden musste und Untersuchungen ergaben, dass eine Ertüchtigung und energetische Sanierung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht möglich war, entschieden sich der Landkreis Nürnberger Land, der Schulverband und die Stadt Altdorf für einen Ersatzneubau an gleicher Stelle. Der Entwurf der Dömges Architekten AG (Regensburg) mit einem dynamisch geformten Baukörper, der auf einem geradlinigen schwarzen Sockel ruht, konnte die Bauherren von Anfang an überzeugen. Die silberne Metallverkleidung hebt sich deutlich vom dunklen Glasfaserbeton im Erdgeschoss ab und betont die freie Form der an zwei Seiten geneigten und geknickten Fassade. Mit ihrem Fugenbild folgen die großformatigen Aluminiumpaneele der Neigung des Baukörpers und unterstreichen so dessen Gesamteindruck als gebaute Dynamik für einen Ort der Bewegung. Die vorgegebene funktionale Trennung in Halle und Nebenräume ist konsequent auch in der Konstruktion des Gebäudes umgesetzt. Die kleinteiligen Räume für Umkleiden und Sanitärbereiche sind überwiegend in Massivbauweise aus Mauerwerk und Stahlbeton erstellt. Die Sporthalle ist ein Holzskelettbau. Satteldachbinder aus Leimholz überspannen in Querrichtung die komplette Halle. Sie sind 32 Meter lang, bis zu 2,75 Meter hoch und wurden in einem Stück auf die Baustelle geliefert und eingebaut – eine handwerkliche und logistische Meisterleistung. Die Wände sind als gedämmte Holzständerkonstruktion mit hinterlüfteter Fassade ausgeführt. Das gesamte Gebäude ist barrierefrei erschlossen. Sämtliche für den täglichen Schulbetrieb und für Sportveranstaltungen notwendigen Nebenräume befinden im Erdgeschoss. Dies ermöglicht kurze Wege und eine Optimierung der Verkehrsflächen. Ein aufgeglaster Stiefelgang erschließt die Umkleiden, Duschen und WCs. Über den Turnschuhgang dahinter erreichen Lehrer und Schüler alle drei Hallenteile mit den zugeordneten Geräteräumen. Auch Sanitärräume für Rollstuhlfahrer und Sportler und Technikräume sind hier untergebracht. Im Obergeschoss befinden sich ein Konditionsraum, die Lüftungszentrale und die Tribüne für 200 Zuschauer mit den dazugehörigen Toiletten. Nach langer Diskussion entschieden sich die Bauherren für den Bau der Besucherränge. Die bereits stattgefundenen Sportveranstaltungen und Ligaspiele mit Publikumsbeteiligung haben diese Investition bereits bestätigt. Sie kommt Schulen und Vereinen gleichermaßen zu Gute.

Farbe als
Gestaltungsmittel

Eine 2003 an der Westseite erbaute und vom Deutschen Alpenverein genutzte Kletterhalle musste erhalten und in den Neubau integriert werden. Der Zugang zur Galerie der Halle führt über das westliche Treppenhaus. Materialität und Farben als Gestaltungsmittel war den Architekten ein wichtiges Anliegen und die Bauherren sowie Nutzer ließen sich vom vorgestellten Konzept überzeugen. Die Sporthalle mit Tribüne, Treppenhäusern und Fluren erhielten einen weißen Anstrich für Wand- und Deckenflächen, Anthrazit für Fassadenelemente und Bodenbeläge, die in ihrer Oberfläche diese Auswahl wiederholen. Sie sind in ihrer Farbgebung bewusst zurückgenommen. Im Kontrast dazu erhielten die Eingangshalle und Nebenräume kräftige Farben. Den Stiefelgang begleitet an der Wand ein fließender Verlauf von Gelb bis Violett, der auch von außen sichtbar ist. In den Umkleiden sind sämtliche Raumflächen in Blau- und Grüntönen gehalten. In den dazugehörigen Duschen wird die Farbgebung mit bewusst platzierten Fliesen im ansonsten weiß gekachelten Raum fortgeführt und erzeugt damit eine lebendige Wandstruktur. Der Konditionsraum im Obergeschoss fordert mit seinem intensiven Grün die Sportler zur Bewegung auf, auch von außen ist die Farbgebung durch die Lochblechfassade noch erkennbar. Die Dreifachsporthalle erhielt einen blauen Sportboden, der mit der naturbelassenen Holzoberfläche der Prallwand harmoniert. Diese übernimmt die Höhe der Zuschauertribüne und markiert damit im Innenraum die horizontale Gliederung der Geschosse, die außen an den Baukörpern ablesbar ist. Mit einem über die gesamte Länge verlaufenden Fensterband öffnet sich die Halle nach Nordwesten. Oberlichter in der Dachfläche sorgen für weitere natürliche Belichtung, übernehmen aber auch die Funktion der Rauchableitung im Brandfall. Die Versorgung mit Wärmeenergie stellt das vorhandene Fernwärmenetz sicher, an dem auch die beiden Schulen angeschlossen sind. Mit einer Fußbodenheizung werden Halle und Nebenräume temperiert. Die Lüftungszentrale in der Mitte des Gebäudes ermöglicht eine wirtschaftliche Auslegung der Anlage durch optimierte Leitungslängen mit geringen Strömungsverlusten. Eine moderne LED-Beleuchtung mit geringem Energieverbrauch trägt zur Senkung der laufenden Unterhaltskosten bei. Die Baukosten beliefen sich auf rund 7,5 Millionen Euro, zum Teil gefördert durch die Regierung von Mittelfranken, mit einem pauschalen Zuschuss für Sporthallen. Darin enthalten sind auch die Kosten für den Abbruch, den Erhalt der Kletterhalle und die Integration in den Neubau sowie die Tribüne.
Dank der stets konstruktiven Zusammenarbeit zwischen den Bauherren – Landratskreis Nürnberger Land mit Landrat Armin Kroder und seinem Team, Schulleitungen und Architekten – konnte die Sporthalle pünktlich zum Schulbeginn für den Unterricht fertiggestellt werden, betont Thomas Eckert, Architekt und Vorstand der Dömges Architekten AG. Die Qualität der Architektur der neuen Dreifachsporthalle in Altdorf bestätigte die Bayerische Architektenkammer mit der Teilnahme an den Architektouren 2018. (Judith Faltermeier) (Rund 7,5 Millionen Euro wurden in den Neubau investiert. Der Konditionsraum. Blick in die neue Sporthalle und in einen Umkleideraum - Fotos: Eric Frisch)

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