Das Baugrundstück für den Erweiterungsbau des Bürogebäudes der Baader Bank AG in Unterschleißheim wird im Norden durch die Weihenstephaner Straße begrenzt und im Osten durch einen Wartungsweg, der parallel zur B 13 verläuft. Das Grundstück hat eine Größe von insgesamt rund 8670 Quadratmetern.
Im bestehenden Bürogebäude der Bank, das 2002 fertiggestellt wurde, arbeiten im Moment 240 Mitarbeiter. Die Bank ist an ihre räumlichen Grenzen angelangt, aus diesem Grund entstand ein Erweiterungsbau, damit der Standort Unterschleißheim als Hauptsitz der Firma bestehen bleiben kann. Im Büroneubau werden bis rund 210 Mitarbeiter zusätzlich arbeiten können.
Der Erweiterungsbau besteht aus zwei viergeschossigen Büroriegeln, die über ein großes Atrium miteinander verbunden sind. Die Außenmaße des Kubus sind 45 x 46 Meter um ein 7,50 Meter eingerücktes Sockelgeschoss. Im Erdgeschoss befindet sich neben den Besprechungsräumen und der Erschließungszone der Büroflächen, der erweiterte Kantinenbereich mit Café und Sitzmöglichkeiten für die Mitarbeiter der Baader Bank AG, das sich in dem erweiterten rund 620 Quadratmeter großen und 15 Meter hohen Atrium befindet.
Hell und transpanrent
Dieser große, durchgängig begrünte Innenhof stellt den baulichen und visuellen Mittelpunkt des Gebäudes dar. Er ist das Zentrum des ganzen Hauses und durchflutet alle Geschosse mit Licht und sorgt für Transparenz. Durch Weiterführung der intensiven Bepflanzungen, begrünte Terrassen, Stege und Glasdach entsteht ein Bindeglied zwischen dem bestehenden Gebäude und der Erweiterung, so dass eine Einheitlichkeit gewährleistet wird und das Gesamtenergiekonzept aufrecht erhalten bleibt. Ein fließender Übergang zwischen innen und außen findet über die Glasfassade statt.
Die erforderlichen Serviceflächen der technischen Hausverwaltung, Lager- und Technikräumen sowie das unbediente Rechenzentrum sind im Sockelgeschoss untergebracht, das auf Geländehöhe liegt. Die Räume können, sofern erforderlich, natürlich belichtet und belüftet werden und die Stellplätze stehen offen unter dem Gebäude.
Die verkehrstechnische Anbindung der Mitarbeiter-Stellplätze sowie der An- und Ablieferung erfolgt im Süden über die Walter-Eucken-Straße. Die Straßenzufahrt ist auf gleichem Niveau wie das Baugrundstück. Der Nebeneingang für die Mitarbeiter blieb im bestehenden Altbau im Süden erhalten.
Der Haupteingang wird wie der Nebeneingang über das bestehende Gebäude passiert, das heißt, vom Haupteingang an der Weihenstephaner Straße gelangt man in den Erweiterungsbau der Baader Bank. Ein großzügiges Entree empfängt den Besucher/Mitarbeiter und leitet ihn in das Atrium. Von dort gelangt er über Präsentationsaufzüge und frei gespannte Stege in die einzelnen Bürozonen. Die Haupterschließung erfolgt somit im begrünten Innenhof, von wo aus die einzelnen Abteilungen miteinander verbunden sind.
Der ganze Vorbereich zur Weihenstephaner Straße ist durch intensive, sehr hochwertige Bepflanzung gekennzeichnet, die auf die gesamte Länge des Komplexes erweitert ist. Außerdem wurden die Gästeparkplätze, die in die Aussenanlagen integriert sind, für den Erweiterungsbau ergänzt und im bestehenden Freiflächenplan integriert.
Die Außenanlagen wurden optisch in das Gebäude integriert. Die architektonische Gestaltung der Grünflächen zusammen mit dem Büroneubau ergeben ein Gesamtensemble, wobei der Übergang von Innen nach Außen fließend ist.
Die Büroräume sind an der Fassade des Gebäudes angeordnet und richten sich nach Außen. Der Standardbüroraum hat eine Tiefe von 5,60 Metern. Entsprechend dem Ausbauraster von 1,50 Metern ist für die Räume eine Breite von drei beziehungsweise 4,50 Metern möglich. Das übliche Zellenbüro mit zwei bis drei Arbeitsplätzen hat somit eine Fläche von 25 Quadratmetern. Die lichte Raumhöhe beträgt drei Meter.
Glas-Alu-Konstruktion
Die Beheizung und Kühlung der Büroräume basiert auf der thermischen Aktivierung der Gebäudespeichermassen, bestehend aus einer Thermoaktivdecke, in welcher das Heiz- und Kühlsystem verlegt ist. Dabei wird ganzjährig eine Temperatur in den Decken von 18 bis 22 Grad Celsius gehalten. Zur zusätzlichen Beheizung und gegebenenfalls Kühlung erhalten die Büroräume kombinierte Unterflurkollektoren mit Lüftungsquellauslässe. Konzeptionell bedingt durch die Bauteilheizung und -kühlung haben die Räume keine abgehängten Decken. Ein Doppelboden in den Büroräumen garantiert eine höchste Flexibilität bei Nutzungsänderungen und bietet Bodenauslässe nach Ausbauraster.
Die Flurwände bestehen aus einer Glas-Alu-Konstruktion, um eine höchstmögliche Transparenz zu erreichen. Ebenso weisen die Bürozwischenwände einen hohen Anteil an Durchlässigkeit auf.
Die Fassade besteht aus einer inneren Isolierverglasung, die eine Stahl-Glas-Konstruktion ist, und einer zweiten äußeren Schicht. Öffenbare Türen gewährleisten zusätzlich einen Luftaustausch. Die äußere Hülle des Büroneubaus besteht aus horizontalen Membranlamellen, hat einen Abstand von 50 Zentimetern vom Gebäude und beinhaltet den äußeren Sonnen-, Sicht- und Lärmschutz.
Das Erscheinungsbild des Neubaus erhält eine Einheitlichkeit mit dem bestehenden Gebäude nach Außen mit höchster Flexibilität nach Innen. Die Besprechungsräume und Großraumbüros sind nach Innen zum Atrium angeordnet. Sie erhielten eine Be-und Entlüftungsanlage zur Lufterneuerung. Die innere Fassade besteht aus einer Stahl-Glas-Konstruktion, um eine größtmögliche Offenheit zu gewährleisten.
Das unbediente Rechenzentrum befindet sich im Sockelgeschoss des Neubaus und wird mit entsprechender sicherheitstechnischer Ausstattung integriert. Nur über eine Schleuse gelangt man in den gesicherten Bereich. Es wird über einen reinen Umluftbetrieb gekühlt. Zum Rechenzentrum gehörend gibt es ein Notstromaggregat und eine USV-Anlage. Das Rechenzentrum stellt eine separate Einheit zu dem bestehenden Rechenzentrum dar und ist nicht mit diesem verbunden.
Das Tragwerk ist eine Stahlbetonkonstruktion. In den Obergeschossen werden die 30 Zentimeter dicken Ortbetonflachdecken von den Kernwänden aus Stahlbeton und von den Stahlbetonstützen im Raster von 7,50/7,50 Meter getragen. Im Bereich der Kerne konnte auf Stützen verzichtet werden. Die einzelnen Stahlbetonstützen verjüngen sich pro Geschoss nach oben um fünf Zentimeter, wobei die Fassadenstützen durchgehend gleich sind.
Im Sockelgeschoss ist eine abgehängte Decke im Außenbereich über den Parkplätzen unterhalb der Ortbetonflachdecke im Benutzerbereich ausgeführt. Die lichte Raumhöhe des eingerückten Sockelgeschosses beträgt 2,42 Meter im Außenbereich.
Der große, begrünte Innenhof, der im Bestand 450 Quadratmeter fasst, dient neben seinen funktionalen Anforderungen als Klimapuffer. Mit dem Erweiterungsbau entsteht insgesamt eine Innenhoffläche von rund 1070 Quadratmetern – das Zentrum des Hauses. Die Pflanzen (subtropisches Klima) und die Wasserführungen machen sich, was der Schadstoffgehalt und der Feuchtegehalt der Luft anbelangt, positiv bemerkbar und sind die „Lunge“ des Hauses.
Im Atrium herrscht eine Temperatur zwischen 18 und 25 Grad Celsius, was bedeutet, dass für den Innenhof nur bei extremen Außentemperaturen eine Beheizung notwendig ist. Hier ist die erweiterte Kantine für die Mitarbeiter der Baader Bank untergebracht, die zwischen den Pflanzen Essen und Besprechungen abhalten können.
Das Dach besteht aus einer Stahl-Glaskonstruktion mit Sonnenschutzglas und begrenzt das Atrium auf etwa 15 Meter Höhe. Im gesamten Innenhof verlaufen Wege, die als Stege mit Naturstein ausgeführt sind und die einzelne Bereiche verbinden, aber nicht in die Vegetation eingreifen. So können größere Bereiche für Essen oder Besprechung entstehen, die immer flexibel sind.
Die Büroräume werden in den Übergangszeiten soweit möglich natürlich belüftet, in den Sommer- und Wintermonaten wird der Frischluftaustausch mechanisch unterstützt. Die Zuluft wird über Lüftungsquellauslässe in den Raum eingebracht, die mit den Unterflurkonvektoren zur Beheizung und Kühlung kombiniert sind. Die Lüftungsgeräte sind mit einer Wärmerückgewinnungsanlage ausgestattet. Dadurch reduziert sich der Lüftungswärmebedarf um rund 60 bis 75 Prozent.
Die Flure erhalten eine Zu- und Abluftanlage zur Lufterneuerung. Die Luftansaugung sowie der Luftauslass erfolgt vom Atrium aus. Eine Zustandsänderung der Luft über Heizung oder Kühlung findet nicht statt. Alle innenliegenden Räume erhalten eine separate Abluftanlage mit Nachströmung aus dem Flurbereich.
Nutzung von Grundwasser
Das Atrium soll hauptsächlich natürlich be- und entlüftet werden. Im Heizfall kann die sich unter dem Dach angesammelte wärmere Luftschicht zur Energieeinsparung verwendet werden. Der Kältebedarf für das Gebäude und das Rechenzentrum wird durch die Nutzung von Grundwasser gedeckt. Aus Redundanzgründen wurde für das Rechenzentrum eine mechanische Kälteanlage in der Dachzentrale installiert.
Die Sonnenschutzelemente, Membranlamellen, die um das ganze Gebäude angeordnet sind, ermöglichen eine maximale Tageslichtnutzung bei minimalem Energieeintrag (sommerlicher Wärmeschutz). Sie werden mit dem künstlichen Licht zusammen gesteuert und nach der optimalen Raumausleuchtung automatisch eingestellt. Sie werden entsprechend dem Sonnenstand angesteuert und sorgen so für die Erreichung vorgeschriebener Mindestbeleuchtungsstärken bei möglichst reduziertem Kunstlicht-Energiebedarf (tageslichtgeführtes Kunstlicht). Sie sind individuell einstellbar nach den jeweiligen Bedürfnissen und ergeben eine gute Mischung aus diffusem und gerichtetem Licht. Der Sichtbezug nach außen ist gewährleistet, da die Brüstungen mit einseitig gespannten, durchsichtigen Membranen ausgebildet wurden.
Mit der Planung des Erweiterungsbaus des Bürogebäudes der Baader Bank in Unterschleißheim beauftragt war das Gräfelfinger Architekturbüro Baader. (
BSZ)
(Der Erweiterungsbau und der Blick ins Atrium - Fotos: Elias Merklinghaus/Stephan Haack - Grafik, Gestaltung, Fotografie)
Kommentare (0)
Es sind noch keine Kommentare vorhanden!