Bauen

Der Neubau der Staatlichen Realschule in Prien. (Foto: Michael Heinrich)

11.08.2017

Schöner lernen unterm Satteldach

Neubau einer Staatlichen Realschule in Prien am Chiemsee

m Auftrag des Landkreises Rosenheim wurde in Prien am Chiemsee der Bau einer zweizügigen Staatlichen Realschule sowie der Umbau und die Generalsanierung der bestehenden Realschule geplant. Mit der Planung beauftragt waren Aldinger Architekten, Stuttgart. Der Neubau erfolgte auf dem Grundstück der bestehenden kommunalen Realschule als Anbau. Nach erfolgtem Neubau wird die bestehende Realschule in einem 2. Bauabschnitt hinsichtlich der elektrotechnischen Ausstattung und der brandschutztechnischen Erfordernisse umgebaut und generalsaniert. Die Fachräume erhalten eine neue Ausstattung. Die Bauteile Neubau und Bestand werden zu einer Realschule mit 30 Klassenzimmern zusammenwachsen. Das Grundstück der Staatlichen Realschule Prien befindet sich nördlich des Ortskerns von Prien. Im Osten ist das Grundstück von der Schulstraße begrenzt. Im Süden schließen Privatgrundstücke mit Wohn- und Einzelhandelsnutzungen an, im Westen begrenzt der Friedhofweg mit dem Heimatmuseum das Grundstück. Die Höhenbergstraße begrenzt das Grundstück nach Norden hin.
Die umgebende Bebauung ist ein- bis dreigeschossig und verbindet zumeist eine einfache, leicht geneigte Satteldachform mit einem weiten Dachüberstand. Das Baugrundstück ist mit heterogenen Baukörpern aus unterschiedlichen Bauepochen bebaut. Die vorhandenen Gebäude wurden zugunsten des Neubaus entfernt. Das Schulareal wird mit dem Baukörper der Staatlichen Realschule nach Süden hin geschlossen. Die unmittelbare Nachbarschaft zum Kernbereich von Prien und die damit verbundene Nähe zum täglichen Leben mit Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten erzeugen Dichte und schaffen einen positiven lebhaften Hintergrund für den Schulalltag.
Der Schulneubau markiert an wichtiger Stelle eine räumliche Kante des platzartig verbreiterten Straßenraums der Schulstraße, der auch für Stadtfeste oder ähnliche Aktivitäten genutzt wird und der räumlich engeren Weiterführung der Schulstraße nach Norden. Der dreigeschossige Neubau nimmt zum einen typische Merkmale und Attribute der umgebenden Bebauung wie die Giebelständigkeit zur Straße hin auf, zum anderen werden Proportionen und Gliederungen des bestehenden Schulbaus an der Schulstraße übernommen. Damit ist sowohl die harmonische Integration des Hauses in das bauliche Umfeld als auch die Wahrnehmung des Schulneubaus als öffentliche Bildungsanstalt gewährleistet.
Der langgestreckte Baukörper mit Satteldach fügt sich in seiner Kubatur und den Proportionen der Giebel- und Wandflächen in das vorhandene Ortsbild ein. Der Entwurf sah ein Schulgebäude vor, das wie der überwiegende Teil aller Häuser in Prien als Volumen „auf Grund und Boden steht“, das heißt, keine vom Gelände abgehobenen Baukörper oder dergleichen aufweist. Das Gebäude ist auch entsprechend dem überwiegenden Teil der Häuser im Ortsbild der Gemeinde Prien giebelständig zur Straße hin ausgeführt. An der Hauptfassade (Giebelseite zur Schulstraße) wurde eine Fuge ausgebildet, die die Proportionen der Risalite des bestehenden Schulgebäudes aufnimmt. Die Fuge wird als Rücksprung genutzt, um den Eingangsbereich zu betonen und ein witterungsgeschütztes Betreten des Schulgebäudes zu erlauben. Der Massivbau erhielt eine Putzfassade mit mineralischer Dämmung als klassische Lochfassade. Die Formate und Proportionen der Fensteröffnungen orientieren sich an den Proportionen der Fenster aus dem bestehenden Schulgebäude. So entsteht ein Verhältnis von etwa 60 Prozent geschlossener zu 40 Prozent offener Fassadenfläche.

Baumsolitär gepflanzt

Die Fenster erhielten entsprechend der ortsüblichen Tradition und Ausführung Putzfaschen. Das Haus hat an den Giebelseiten und entlang der Traufe nach Süden einen Dachvorsprung. Der Neubau der Staatlichen Realschule Prien am Chiemsee fügt sich trotz seiner Größe unauffällig und bescheiden, aber mit handwerklich sauberen Details, die den Bezug zur regionalen Tradition aufnehmen, in die Umgebung ein. Die Erschließung des Schulneubaus erfolgt von der Schulstraße aus. Die bestehende Pausenhalle wurde aufgrund schwerer baulicher Mängel ersetzt. Von dort erfolgt über den Pausenhof ebenfalls ein Zugang zum Neubau sowie zum Bestandsgebäude. Ein Nebenausgang befindet sich am Westgiebel des Neubaus in Richtung Friedhofweg/Heimatmuseum.
Die Parkierung auf dem Schulgrundstück ist aufgrund der geringen Fläche auf unterrichtsfreie Zeiten beschränkt und dient nur der kurzfristigen Anlieferung oder Instandhaltungszwecken. Die gemäß der Stellplatzverordnung der Marktgemeinde Prien erforderlichen Stellplätze sind in der Nähe der Realschule durch den Landkreis Rosenheim angemietet. Ein barrierefreier Stellplatz wurde entlang des Friedhofswegs eingerichtet. Die Anlieferung für die kleine Aufwärmküche erfolgt über den Pausenhof und das Treppenhaus. Der Entsorgungsbereich sowie die Unterbringungsmöglichkeit für die Außengeräte befindet sich im rückwärtigen Bereich zum Friedhofsweg hin. Für die Pellets-Heizung befindet sich ein Befüllschacht an der Südostecke des Gebäudes an der Schulstraße der auch der Zuluft für den Pelletskessel dient.
Große Teile der bestehenden Freianlagen wurden einschließlich angrenzender Verkehrsflächen den Flächen zur Baustelleneinrichtung zugeschlagen. Nach Abschluss der Baumaßnahme wurden die Oberflächen (Pausenhof, Gehwege und Straßenflächen) in der vorher vorhandenen Gestalt und Qualität wiederhergestellt. Der Bereich zum südlichen Nachbarn (Schulstraße 3) wurde mit Klinker gepflastert. Dort entstanden im rückwärtigen Bereich drei offene Stellplätze und eine Garage.
An der südöstlichen Gebäudeecke wurde ein Baumsolitär gepflanzt. Das Abstellen von Pkws wird durch eine erhöhte Baumscheibe, die gleichzeitig als Sitzmöglichkeit dient, verhindert. Der Neubau ist wie das Bestandsgebäude über alle Geschosse konsequent als Zwei-Spänner angelegt. Über einen Mittelflur, dem an beiden Enden ein Treppenhaus zur Vertikalerschließung der vier Ebenen zugeordnet ist, werden alle Räume erschlossen. Beide Treppenhäuser münden im Erdgeschoss in Ausgänge, die unmittelbar ins Freie führen. Dem Treppenhaus an der Fuge zum Bestandsgebäude ist ein Aufzug zugeordnet, der alle Ebenen des Neubaus und des Bestandsgebäudes sowie das Untergeschoss mit der Lehrküche des Erweiterungsbaus barrierefrei verbindet. Die bestehende Heizzentrale im Untergeschoss des Bestands mit zwei Gaskesseln wird weiterbetrieben. Aus Kapazitätsgründen erhielt der Neubau eine neue Biomasse-Heizanlage als Pellets-Kesselanlage. Im Erdgeschoss bekamen die Pausenhalle und der Ganztagesbereich eine Fußbodenheizung, die Unterrichtsräume statische Wandheizflächen unter den Fenstern.
Das Gebäude wurde in konventioneller Ortbetonbauweise mit einer Flachgründung, Vollunterkellerung und mit Edelstahleindeckung zur Dachabdichtung errichtet. Mit besonderer Sorgfalt wurde darauf geachtet, dass die konstruktiven Vorraussetzungen für eine wirtschaftliche Herstellung gegeben waren. Das Dach erhielt eine Edelstahl-Eindeckung mit außenliegenden Rinnen und Fallrohren. Die Fassade wurde als Putzfassade mit mineralischen Dämmstoffen ausgeführt. Die Fenster wurden als Holzfenster mit Aluminium-Deckschalen im Außenbereich ausgeführt.

Dezentes Farbkonzept

Die Südfassade erhielt im Erdgeschoss einen gestockten Stahlbeton-Sockel, auch als Schutz gegen den Fahr- und Personenverkehr auf dem Grundstück des südlichen Nachbarn. Im Innenbereich erfolgte an den Wandflächen ein Kalkzementputz mit leichter Körnung und hellem Farbauftrag. Flurböden erhielten einen Belag aus Betonwerksteinplatten im Dünnbett, Unterrichtsräume ein geöltes Eichenholzparkett. Decken in den Fluren sind als Gipskartondecken, gelocht, in den Unterrichtsräumen mit Holzwerkstoffabsorberdecken, in schwer entflammbarer Qualität, ausgeführt. Im Bestand wurden die Decken an der Unterseite mit Brandschutzplatten verkleidet. Sowohl Beläge als auch Abhangdecken für die Raumakustik wurden mit dem geringstmöglichen Gewicht ausgewählt. In den Unterrichtsräumen kam (wo statisch möglich) ebenfalls ein geöltes Eichenparkett zum Einsatz.
Das Bodengutachten des 2003 erstellten Erweiterungsbaus gibt eine Flachgründung auf Kiesen und einen Grundwasserstand von rund sechs Metern unter Geländeoberkante an. Es wurde auf eine regelmäßige Kubatur des Untergeschosses geachtet, sodass eine einfache und wirtschaftliche Herstellung als weiße Wanne (wasserundurchlässiger Beton) möglich war. Das zurückhaltende Farbkonzept sieht im Außenbereich neben dem betongrauen Sockel einen mittleren warmgrauen Putzton für das mineralische Dämmputzsystem vor. Die Regelflächen erhielten einen Putzauftrag mit 6er Korn, der einem Handauftrag/ Kellenwurf entspricht, aber noch ohne zusätzliche Armierungsmaßnahmen herstellbar ist. Eingangsbereich und Putzfaschen um die Fenster bekamen einen Feinputz in Weiß oder einen warmen Grauton. Die Holz-Aluminiumfenster erhielten im Außenbereich einen bronzefarbenen Eloxalton. Ebenso alle weiteren Metalloberflächen (unter anderem die Zugangstüren und Lamellenraffstores). Im Innenbereich kamen weiße Kalkputzoberflächen zum Einsatz. Lebendigkeit entsteht durch natürliche Materialien wie Holzdecken und Holzbodenbeläge. (FHH) (Innenraum einer Klasse mit Blick auf den Maibaum und die Kirchtürme; der Pausenhofen und ein Klassenzimmer - Fotos. Michael Heinrich)

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