Kommunales

Das Bayerische Landesamt für Umwelt führt den Haussperling, wie der Vogel korrekt heißt, seit 2016 in der Roten Liste der gefährdeten Tiere im Freistaat. (Foto: dpa)

27.03.2017

Der Spatz verschwindet aus den Städten

Die kleinen Vögel finden immer weniger Nahrung und keine geeigneten Nistplätze

Der Spatz, oder Haussperling, wie die Art korrekt heißt, ist ein Kulturfolger. Vor einigen Jahrtausenden hat der Spatz festgestellt, wie gut er es in der Nähe von Menschen hat. Dass dort immer ein paar Krumen abfallen, die er wegschnappen kann, dass in den Hütten immer irgendwo eine Ritze frei ist, in der er seine Eier ausbrüten kann. "Es war super für den Spatz, bei uns zu leben", sagt die Spatzen-Expertin beim Landesbund für Vogelschutz (LBV), Lorena Heilmaier.

Also hat er sich den Menschen an die Fersen geheftet und folgte ihnen bis in die Städte. Doch bald könnte er von der Bildfläche verschwunden sein: Der Spatz ist heute vom Aussterben bedroht. Das Bayerische Landesamt für Umwelt führt den Vogel seit 2016 in der Roten Liste der gefährdeten Tiere Bayerns. "Die Bestände des Haussperlings sind rückläufig, der kurzfristige Bestand zeigt einen Rückgang um mehr als 20 Prozent", sagt ein Sprecher. LBV-Expertin Heilmaier formuliert es so: "Als Charaktervogel der bayerischen Biergärten ist der Hausspatz auf der Suche nach Brezenbröseln unter vielen Biertischen im Freistaat mittlerweile verschwunden."

Intensive Landwirtschaft reduziert das Angebot an Insekten


Das liegt unter anderem daran, dass der Spatz kaum noch Nahrung findet. Am liebsten mag er Insekten und Grassamen. An beiden mangele es ihm mittlerweile, vor allem in den Städten, sagt Christine Margraf vom Bund Naturschutz in Bayern. "Wegen der intensiven Landwirtschaft finden die Hausspatzen weniger Insekten." Gleichzeitig führe das sorgsame und regelmäßige Trimmen von Rasenflächen dazu, dass die Pflanzen dort nicht zum Blühen und Fruchten kommen. Der Vorliebe für englischen Rasen falle somit die zweite Nahrungsquelle der Spatzen zum Opfer.

Außerdem gibt es für den Spatz nur noch wenige Brutplätze. "Spatzen nisten in Gebäudenischen", sagt Margraf. Im Zuge von Gebäudesanierungen und wegen der energetischen Bauweise gingen allerdings viele solcher Plätze verloren. "Es ist durchaus positiv, dass Gebäude saniert werden, aber man sollte dabei Hohlräume und Nistnischen erhalten", rät die Biologin.

Die Sorge um das Schicksal des kleinen Vogels treibt nicht nur Tierschützer in Bayern um. Eine indische Naturschutzorganisation hat bereits 2010 den Weltspatzentag ins Leben gerufen. Es gibt viele Möglichkeiten, wie der Mensch den Vogel retten kann, der ihn über Jahrtausende begleitet hat. So empfiehlt Margraf, Kästen am Haus anzubringen, in denen Spatzen nisten können. Gerne auch mehrere nebeneinander, denn Spatzen sind gesellig. Wer einen größeren Garten hat, könne Hecken anlegen, in den die Vögel sich gerne tummeln. Oder seinen Rasen einfach mal wachsen lassen, ohne ihn ständig zu mähen.  (Wera Engelhardt, dpa)

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