Kultur

Beim Thema Hexen hielt es Martin Luther mit dem zweiten Buch Mose: „Die Zauberin sollst Du nicht am Leben lassen“. In seinen Predigten wetterte er gegen Hexen und forderte, sie zu verbrennen. Das prominente Porträt Luthers (Ausschnitt) stammt von Lucas Cranach d.Ä. und gehört heute zu den Kunstsammlungen der Veste Coburg. (Foto: Wikimedia)

25.04.2016

Luther, Hexen und "Likes"

Rothenburg ob der Tauber lädt mit zwei Sonderausstellungen zur Zeitreise durch Reformation und Renaissance ein

Eine Zeitreise in die religiös wie kulturell wirkmächtigen Dekaden der Reformation und Renaissance: Rothenburg ob der Tauber ist die beste Bühne, um die bahnbrechenden Ideen, die Kriegswirren und wirtschaftliche Blütezeit des 15. und 16. Jahrhunderts auferstehen zu lassen. Zur Lutherdekade widmen sich zwei Ausstellungen der Reformation und ihrer Auswirkungen rund um Luthers. Während es im Reichsstadtmuseum um erste „Likes“ und „Shitstorms“ in der Mediengeschichte geht, dreht sich im Kriminalmuseum alles um Hexenwerk und Teufelszeug. Historische Themenführungen leiten zudem Schritt für Schritt durch die spannende Stadtgeschichte. Luther und die Hexen Hexen sind heute einfach nur Protagonisten im Märchen - in der Frühen Neuzeit aber grassierte eine leibhaftige Hexenangst: Folter und Verbrennungen standen oft auf der Tagesordnung. Das Mittelalterliche Kriminalmuseum in Rothenburg nimmt sich ab 1. Mai bis Ende 2018 dieses vielschichtigen Themas an und stellt insbesondere Martin Luther in den Fokus. Der Reformator polterte oft und gern und wetterte mit Feuereifer über Zauberei und Hexenwerk. Gleichwohl schlug er als Seelsorger auch mildere und versöhnlichere Töne an, so Museumsdirektor Markus Hirte. Die Sonderausstellung geht anhand zahlreicher Exponate, moderner Museumstechnik und Erläuterungen auch auf die juristischen und sozialen Auswüchse der Hexenverfolgung in Franken und Rothenburg ein.

Medien im Religionskampf

Die Reformation wäre wohl niemals zu einem so umwälzenden Ereignis für Europa, ja für die ganze Welt geworden, hätte es die Fortschritte im Buchdruck nicht gegeben. Luthers Schriften machten in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein Drittel der deutschen Buchproduktion aus, seine Bibel erreichte eine Auflage von gut 500.000 Exemplaren. Daneben wurden Flugschriften gedruckt, die reißenden Absatz fanden. Den Meistersinger Hans Sachs etwa inspirierten Blätter mit Lutherschriften zu dem Lobgedicht „Die Wittenbergisch Nachtigall“ - ein erstes „Like“ der Neuzeit könnte man sagen. Das Reichsstadtmuseum in Rothenburg widmet sich ab Oktober ein Jahr lang dem Glaubens- und Kulturkampf, der in diesen neuen Medien tobte. Es führt durch einen reichen Fundus reformatorischer Flugblätter und macht anschaulich, dass Hasspredigten, Schmähungen und der Aufruf zum Bildersturm keine Erfindung  heutiger Medien sind. Die Ausstellung beleuchtet die Konflikte jener Zeit und zeigt, welche Rolle gerade dem gedruckten Wort darin zukommt. (BSZ) Information:
Sonderausstellung vom 1. Mai  bis 31. Dezember 2018 im Mittelalterlichen Kriminalmuseum. www.kriminalmuseum.eu

Sonderausstellung im Reichstadtmuseum vom 2. Oktober bis 30. September 2017, www.reichsstadtmuseum.de

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