Kultur

König Ludwig II. im Lodenmantel, Ausschnitt aus einer Aufnahme des Hoffotografen Joseph Albert von 1886 - das ganze Porträt sehen Sie im Beitrag. (Foto: BSV)

27.04.2016

Modisches Understatement

Zum 1. Mai öffnet wieder das Ludwig II.-Museum in Herrenchiemsee. Erstmals zeigt es einen der schlichten Alltagsmäntel des "Märchenkönigs"

Das Ludwig II.-Museum auf Herrenchiemsee öffnet am 1. Mai wieder seine Türen: Zwei Monate lang wurden eine neue Klimaanlage eingebaut und Verbesserungen des Brandschutzes durchgeführt. Zur  Wiedereröffnung gibt es ein neues herausragendes Exponat: Erstmals wird ein privater Mantel von Ludwig II. präsentiert. Dieser schwere dunkle Lodenmantel aus Wolle, Baumwolle, Seidensamt und Seide ist sehr schlicht. Nur die doppelreihigen Knöpfe und ein Samtkragen zieren ihn. Er wurde vom Königlich Bayerischen Hoflieferanten Fritz Schulze hergestellt, der in der Münchner Maximilianstraße ein Konfektionsgeschäft für Herren und Damen besaß. Wie Fotographien und Augenzeugen beweisen, trug Ludwig II. seit etwa 1880 meist Mäntel dieser gutbürgerlichen Art, auch bis ganz kurz vor seinem Tod. Eine der letzten Fotographien, entstanden im Winter 1886, zeigt den König mit diesem Manteltypus. Welch ein Kontrast zur prunkvollen Ausstattung seiner Schlösser, Schlitten und Kutschen! Der Mantel wird nun im Ludwig II.-Museum als Gegenstück zu der kostbaren Nadelmalerei „Ludwig XIV. weiht der Muttergottes seine Krone“ präsentiert. Das Bild war für das Kopfteil des Bettes im Paradeschlafzimmer bestimmt. Diese inhaltlich von Ludwig II. bestimmte Darstellung ist ein Schlüsselstück seiner idealistischen, ja kultischen Beschwörung des absoluten Königtums von Gottes Gnaden. Ihr ist sein ganzes Schloß Herrenchiemsee gewidmet. Der Großvater des „Märchenköniges“, Ludwig I., wie er am Tag des heiligen Ludwig (25. August) geboren und daher so getauft, hatte 1786 König Ludwig XVI. von Frankreich als Taufpaten gehabt. Daher bezog Ludwig II. ein Gefühl seiner Abstammung von den Bourbonen. Ideale und Wirklichkeit waren und blieben auch für Ludwig II. unvereinbar; dieser Mantel ist dafür ein Symbol. (BSZ)

König Ludwig II.-Museum
Das 1987 eröffnete König Ludwig II.-Museum im Südflügel des Neuen Schlosses widmet sich den Lebensstationen Ludwigs II. von der Geburt bis zum frühen tragischen Tod anhand von gemalten Portraits, Büsten, historischen Fotografien und originalen Prunkgewändern.
• Als Mäzen des Komponisten Richard Wagner ging der König in die Musikgeschichte ein. Zu diesem Thema sind Portraits, schriftliche Dokumente sowie Theater- und Bühnenbildmodelle ausgestellt.
• Die "Königsschlösser" Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee sind ebenso dokumentiert wie die anderen Bauprojekte Ludwigs II.
• Originale Prunkmöbel aus dem zerstörten königlichen Appartement der Münchner Residenz oder aus dem ersten Schlafzimmer von Schloss Linderhof sind Höhepunkte des Museums.
• Schau- und Prunkstücke des Kunsthandwerks, vom König in Auftrag gegeben, dokumentieren den europäischen Rang der höfischen Münchner Kunst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

⇒ Ludwig II.-Museum im Neuen Schloss Herrenchiemsee. Ab 1. Mai täglich geöffnet 9 bis 18 Uhr. www.herrenchiemsee.de

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