Landtag

Versöhnungsangebot von Minister Heubisch: Wer die Nürnberger Dürer-Ausstellung ansieht, bekommt freien Eintritt in die Alte Pinakothek. (Foto: DAPD)

17.02.2012

Albrecht darf nicht auf Reisen gehen

Kunstausschuss: Minister Wolfgang Heubisch (FDP) teilt mit, dass Dürers „Selbstbildnis mit Pelzrock“ nicht transportfähig ist

Die Staatsgemäldesammlung in München wird Albrecht Dürers Selbstbildnis im Pelzrock nicht von Mai bis September an das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg für dessen große Dürer-Ausstellung ausleihen. Damit überraschte Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) den Kulturausschuss. „Das Bild ist nicht transportfähig“, sagte er. Dies habe eine Untersuchung des 500 Jahre alten Werks durch Kunstexperten aus München und Nürnberg in der Alten Pinakothek ergeben.

Heftige Diskussion über Generaldirektor Schrenk

Die Absage kam überraschend, nachdem sich mehrere Kabinettsmitglieder, darunter Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), und alle Landtagsfraktionen für die Ausleihe starkgemacht hatten. Die Expertise müsse nun respektiert werden, so Heubisch. Nach Angaben des Generaldirektors der Staatsgemäldesammlungen, Klaus Schrenk, der die Ausleihe von vornherein aus konservatorischen wie kunsthistorischen Gründen abgelehnt hatte, ist das Werk in einem „höchst fragilen Zustand“. Es könnte nur unter „größten Gefährdungen“ transportiert werden. Die jüngste Untersuchung habe gezeigt, dass sich bereits Malschichten vom Holzuntergrund gelöst hätten. Zudem gebe es Risse und Schollenbildungen auf der Oberfläche. Es bestehe die Gefahr von Farbverlusten, die restauratorisch nicht zu beheben seien. Zudem gehöre das Bild zum „kostbarsten Kernbestand“ der Alten Pinakothek, der gemäß einer Sperrliste nicht verliehen werde.
Die Weigerung Schrenks, das Werk zu verleihen, hatte in Dürers Heimatstadt Nürnberg sowie in Franken allgemein für erhebliche Verstimmung gesorgt. Der Bayreuther SPD-Abgeordnete Christoph Rabenstein sprach im Ausschuss von „Münchner Arroganz“ gegenüber Franken. Der Streit um das Bild stehe in einer Linie mit den jüngsten Debatten um eine Ausleihe des Würzburger Herzogschwerts und der Bamberger Kaiserkrone. Karl Freller (CSU) pochte auf das Recht der Heimatstadt Dürers, zu einer besonderen Ausstellung dessen zentrale Werke auf Zeit wieder zu vereinen. Alle Fraktionen hatten Dringlichkeitsanträge gestellt mit dem Ziel, die Ausleihe des Selbstbildnis im Pelzrock zu ermöglichen. Wegen der Ankündigung vertagte Ausschusschef Oliver Jörg (CSU) die Beschlussfassung. Man nehme „zur Kenntnis, dass es fachlich-konservatorisch fraglich ist, ob das Bild transportiert werden kann“, sagte er reserviert. Mehrere Abgeordnete machten deutlich, dass sie noch Diskussionsbedarf sähen. Vor allem zweifelten sie die Expertise Schrenks an. „Die Sache stinkt“, urteilte Sepp Dürr (Grüne). Es sei unglaubwürdig, dass Schrenk die Ausleihe aus konservatorischen Gründen schon abgelehnt habe, bevor das Bild untersucht worden war.
Für Aufregung sorgte Dürrs Äußerung an die Adresse Schrenks „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“. Er bezog sich dabei auf die Aussage des Generaldirektors, das Dürer-Bild sei 1971 bei seiner bislang letzten Ausleihe nach Nürnberg beschädigt in die Pinakothek zurückgekommen. Im Ausschuss musste Schrenk einräumen, der Riss stamme aus der Zeit vor 1934. Heubisch nahm Schrenk demonstrativ in Schutz. Empört wiesen fränkische Abgeordnete auch die als Versöhnungsangebot gedachte Ankündigung Heubischs zurück, wonach alle Besucher der Nürnberger Dürer-Ausstellung freien Eintritt in die Münchner Pinakothek bekommen sollen, um sich dort das Selbstbildnis im Pelzrock anschauen zu können. Rabenstein sprach von einem „Affront“, Freller erklärte, „wir sind doch keine Almosenempfänger“. Er forderte als Ausgleich für den verweigerten „Dürer im Pelzrock“ andere Leihgaben aus Mücnhner Beständen. (Jürgen Umlauft)

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