Landtag

Im Verhältnis zu den absoluten Flüchtlingszahlen kam ein Selbstmordversuch auf 668 Asylbewerber. (Foto: dpa)

09.01.2015

Steigende Selbstmordrate bei Flüchtlingen

Schriftliche Anfrage von Klaus Adelt (SPD)

„Bayern steht für eine humane Asylpolitik“, heißt es auf der Webseite des Sozialministeriums. „Es wäre schön, wenn die Staatsregierung diesen Satz endlich mit Leben füllen könnte“, schimpft der SPD-Sprecher für kommunale Daseinsvorsorge, Klaus Adelt. Seiner Meinung nach arbeiten die Hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Asylbewerberheimen bereits an ihren Belastungsgrenzen und können die an sie gestellten Anforderungen gar nicht mehr erfüllen.

Der Grund für Adelts Unmut ist die Antwort des Ressorts von Sozialministerin Emilia Müller (CSU) auf seine Anfrage „Asylbewerberheime in Bayern“: Sie offenbare „die aussichtslose und unerträgliche Situation vieler bayerischer Flüchtlinge“. Laut des Schreibens gab es 2012 18 Suizidversuche in bayerischen Flüchtlingsunterkünften. Im Jahr 2013 waren es bereits 25. Im Verhältnis zu den absoluten Flüchtlingszahlen kam damit ein Selbstmordversuch auf 668 Asylbewerber. Allein bis August letzten Jahres waren es bereits 48. Das entspricht einer Quote von eins zu 302.

Mit seit 2012 jährlich vier Suizidversuchen sticht vor allem die Gemeinschaftsunterkunft Landshut und mit sieben allein von Januar bis August 2014 die Unterkunft im Landkreis Freising hervor. Die Dunkelziffer dürfte noch höher sein, da Adelt noch weitere Fälle bekannt sind, die das Sozialministerium in der Antwort nicht aufgelistet hat: Jeweils eine Person habe sich 2013 und eine im letzten Jahr selbst getötet.

Das Ministerium betont jedoch, dass in der „überwiegenden Zahl der Fälle, soweit erforderlich, stets polizeiliche Untersuchungen“ stattgefunden hätten. Wenn Asylbewerber den Suizidversuch überleben, würden sogar „in allen Fällen“ adäquate ärztliche oder psychologische Hilfeleistungen und eine Nachbehandlung angeboten – wenn der Betroffene dies wünscht.

Die Motive für Selbstmord sind laut dem Müller-Ressort Depression, Angst vor Abschiebung, Ablehnung des Asylantrags, Sehnsucht nach der Familie, posttraumatische Belastungsstörungen, Suchtprobleme und Perspektivlosigkeit. Adelt fordert daher mehr psychologische Betreuung für die Flüchtlinge – vor allem für die aus Kriegsgebieten wie Syrien. „Viele der Menschen haben Dinge gesehen, die wir uns in unseren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können“, betont der Abgeordnete. „Wir dürfen diese Menschen mit ihren Kriegserlebnissen nicht allein lassen.“ (David Lohmann)

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