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Das Syphilis-Virus (computeranimiert). (Foto: DPA)

24.05.2013

Syphilis-Infektionen nehmen in Bayern zu

Schriftliche Anfrage: Linus Förster (SPD) hat Zahlen zu sexuell übertragbaren Geschlechtskrankheiten erfragt

Gonorrhö, Papillomaviren, Chlamydien, Syphilis und AIDS gehören zu den sexuell übertragbaren Krankheiten (STD). Nicht alle sind meldepflichtig. Für den Abgeordneten Linus Förster (SPD) Anlass zum Nachhaken: „Seit der Änderung des Infektionsschutzgesetzes im Jahr 2001 meldet das Robert Koch-Institut immer neue Rekordzahlen bei der Ansteckung mit Syphilis.“ Weil andere Krankheiten, die beim Sex übertragen werden, nicht mehr meldepflichtig sind, sei zu befürchten, „dass diese ,sexually transmitted diseases’ unentdeckt stark auf dem Vormarsch sind“, mutmaßt Förster.

Überwiegend wird über AIDS aufgeklärt

Tatsächlich sind nicht nur die Zahlen bei den Syphilis-Neuinfektionen im Vergleich von 2011 auf 2012 steigend. Im selben Zeitraum ist auch bei mehr Menschen eine HIV-Infektion festgestellt worden (siehe Infokasten). Wie die Fallzahlen etwa bei Chlamydien und weiteren STD sind, lässt sich nicht beziffern, denn: „Zu anderen STD liegen keine statistischen Daten vor“, teilt das Ressort von Gesundheitsminister Marcel Huber (CSU) mit. Schätzungen sind in dem Text ebenfalls nicht angegeben.
Aus anderer Quelle stammen folgende Zahlen: In Deutschland beträgt die Prävalenz – Krankheitshäufigkeit – einer Chlamydia-trachomatis-Infektion laut Deutschem Ärzteblatt bei minderjährigen Mädchen 5,4 Prozent und steigt mit der Zahl der Sexualpartner. In deutschen Großstädten sind laut diverser Studien bis zu 10 Prozent der jungen Frauen infiziert. Jährlich treten rund 100 000 Fälle auf. Damit handelt es sich um die in Deutschland häufigste sexuell übertragbare Infektion.
Förster wollte wissen, ob sich der Freistaat an den Kosten der Krankenkassen für ein kostenloses Chlamydien-Screening für Frauen bis zum 25. Lebensjahr beteiligt. Dem ist nicht so, weil „die Kosten für einen Früherkennungstest (...) bei beschwerdefreien Frauen einmal jährlich bis zum abgeschlossenen 25. Lebensjahr von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.“ Dieses Screening soll übrigens in nächster Zukunft evaluiert werden, wie das bayerische Gesundheitsressort in seiner schriftlichen Entgegnung mitteilt.
Ob auch ein Screening bei Frauen im Alter von 25 bis 35 Jahren sinnvoll wäre, lasse sich aus fachlicher Sicht nicht sicher sagen, „da für Frauen ab 25 keine sicher belastbaren Zahlen vorliegen“. Nichtsdestotrotz existieren offensichtlich auch Studien zum Jahrzehnt ab dem 25. Lebensjahr: Laut Ministerium wird in der Mehrzahl dieser Expertisen festgestellt, dass ein hohes Risiko bei sexuell aktiven Frauen bis 25 Jahren existiert. Indes: „Einzelne Studien zeigen auch noch eine durchaus vorhandene, aber geringere Infektionslast bei Frauen bis 35 Jahre“, ist zu lesen. Käme es zu einer Erweiterung des Screenings auf Frauen im Alter von 25 bis 35 Jahren, dann muss der Freistaat laut Huber-Ressort mit einer finanziellen Belastung rechnen: Knapp 13 Millionen Euro wurden errechnet. Dabei würde es sich um Laborkosten handeln.
Interaktive Theaterprojekte, Kreativwettbewerbe, Vorlesungen für Jugendliche, aufsuchende Präventionsarbeit: Diese Angebote zählen zu den Maßnahmen, die die Staatsregierung zur Aufklärung unterstützt. Allerdings wird auf diese Weise hauptsächlich über AIDS informiert. Andere STD werden nur insoweit thematisiert, wie „für die HIV-/AIDS-Prävention erforderlich“. Zu den Zielgruppen der Aufklärung zählen laut Ministerium Jugendliche, Männer, die Sex mit Männern haben, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen mit Behinderungen. (Alexandra Kournioti)

Info: Syphilisfälle und HIV in Bayern und Deutschland

Wer glaubt, dass Syphilis ein Infekt ist, an dem Menschen vor allem in der Vergangenheit litten und der heutzutage kaum noch vorkommt, irrt. Die auch als Franzosenkrankheit und harter Schanker bekannte sexuell übertragbare Krankheit ist aktuell vergleichsweise weit verbreitet.
Dies belegen Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) aus den Jahren 2011 und 2012, auf die sich das bayerische Gesundheitsministerium bezieht. Die RKI-Wissenschaftler führen Buch sowohl über die während eines Jahres diagnostizierten Neuinfektionen als auch über die Inzidenz pro 100 000 pro Jahr. Bei Letzterer handelt es sich um die Anzahl der Neuerkrankungen unter bestimmten Kriterien wie der Einwohnerzahl und einem bestimmten Zeitraum.
Demnach wurde der Syphilis-Infekt im Jahr 2011 bayernweit bei 469 Personen festgestellt. Das entspricht einer Inzidenz von 3,72. Deutschlandweit registrierte das RKI im selben Zeitraum 3704 Syphilis-Fälle; die Inzidenz lag bei 4,53. 2012 gab es einen starken Anstieg: Da wurde 571 in Bayern Lebenden die Diagnose Syphilis mitgeteilt; eine Inzidenz von 4,53. Ebenfalls 2012 gab es auf Bundesebene 4411 Menschen, die an besagtem Infekt erkrankten. Das entspricht einer Inzidenz von 5,39.
Auch bei einer weiteren sexuell übertragbaren Krankheit – HIV – waren die registrierten Neuinfektionen innerhalb eines Jahres höher: 400 gab es bayernweit im Jahr 2011; 421 wurden 2012 aktenkundig. Das entspricht dem ansteigenden Bundestrend von 3130 (2012) gegenüber 2889 (2011). (aki)

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