Leben in Bayern

Zwei Frauen paddeln am Muttertag mit einem Kanu die Wiesent entlang. An manchen Orten in Franken kollidiert das Freizeitvergnügen mit Naturschutz oder Sicherheitsrisiken. (Foto: dpa/Armer)

30.04.2024

Sport versus Naturschutz: Streit ums Paddeln auf Bayerns Flüssen

Mit dem Boot über Bayerns Flüsse zu fahren, ist im Frühling oder Sommer ein beliebter Sport. Doch an manchen Orten in Franken kollidiert das Freizeitvergnügen mit Naturschutz oder Sicherheitsrisiken

Bayerns Flüsse sind im Frühling und Sommer beliebt bei Paddlern und Bootsfahrern - doch mancherorts gibt es Streit um die Frage, ob Kanus, Kajaks und Stand-Up-Paddleboards auf den Flüssen erlaubt sein sollen. Grund für die Konflikte sind Naturschutz und Sicherheitsbedenken.

Als besonders romantische Strecke für Paddler, Kanu- und Kajakfahrer gilt die Wiesent in der Fränkischen Schweiz. Das zuständige Landratsamt Forchheim erlaubt, den Fluss zwischen Mai und September mit dem Boot zu befahren. Der Bund Naturschutz (BN) klagt seit 2021 beim Verwaltungsgericht Bayreuth gegen die Schifffahrtserlaubnis der Landkreisbehörde. Eine Entscheidung des Gerichts gibt es bislang nicht.

"Wir sind nicht einverstanden damit, wie es derzeit läuft", sagt ein Sprecher des BN-Kreisverbands Forchheim. Man sehe den Bootsverkehr auf der Wiesent in seiner jetzigen Form als eine zu starke Belastung für Flora und Fauna. Vor allem um die Vogelpopulation und die Unterwasservegetation machen sich die Naturschützer Sorgen.

Das Landratsamt Forchheim verweist auf eine Allgemeinverfügung der Regierung von Oberfranken, die Auflagen für Bootsfahrer und Paddler festlegt. So dürfen laut der Verfügung nur Kleinboote wie Kanus, Kajaks und Kanadier mit maximal vier Plätzen und sechs Metern Länge auf der Wiesent und dem Obermain zwischen Lichtenfels und Bamberg fahren. Bestimmte Flussabschnitte sind gesperrt.

Fahrverbot seit Februar

Auf der Fränkischen Saale im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen gilt seit Februar 2024 ein Fahrverbot für nicht motorisierte Boote wie Kajaks, Kanus, Canadier, Schlauchkajaks, Schlauchboote und Stand-Up-Paddleboards. Das Verbot gilt mit Ausnahme zweier Teilstücke für den ganzen Landkreis. Das Landratsamt begründet diesen Schritt mit dem sehr alten und teils kranken Baumbestand an den Flussufern. Es könnten Bäume umstürzen oder Äste auf Bootsfahrer herabfallen und diese verletzen, heißt es. Zuvor hatte das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen vor den Gefahren durch mehr als tausend morsche Bäume gewarnt.

"Aufgrund der Vielzahl der betroffenen Bäume liegt eine konkrete Gefahr für Leben und Gesundheit vor, die über das allgemeine Lebensrisiko in Bezug auf naturtypische Gefahren hinausgeht", teilt eine Sprecherin des Landratsamtes Bad Kissingen mit. "Vor allem ist entscheidend, dass die schadhaften Bäume nicht unbedingt erkennbar sind und auch ohne konkreten Auslöser plötzlich brechen oder umfallen können."

Gegen die Allgemeinverfügung der Landkreisbehörde hat der Bayerische Kanu-Verband (BKV) einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht Würzburg eingereicht - den dieses ablehnte. "Schwimmer, Angler und Radfahrer sind von dem Verbot nicht betroffen", sagt Susanne Patzelt, Erste Vorsitzende des BKV-Bezirks Unterfranken. "Werden sie durch umstürzende Bäume nicht gefährdet? Diese Ungleichbehandlung verstehen wir nicht."

Das Würzburger Verwaltungsgericht argumentierte, Schwimmer seien von der Gefahr nicht im selben Maße betroffen wie Paddler oder Bootsfahrer, da sie schneller das Ufer erreichen könnten. "Dass ein schwimmendes Kind im Notfall schneller ans Ufer kommt als unsere sehr gut ausgebildeten Paddler, wage ich zu bezweifeln", kritisiert Susanne Patzelt. Der Verband werde die Entscheidung beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München anfechten.

Schutz der Natur

Das Landratsamt Bad Kissingen bemüht sich nun in Absprache mit Kanu-Verband und Bootsverleihern, auf dem 12 bis 13 Kilometer langen Abschnitt zwischen den Orten Morlesau und Hammelburg die besonders gefährdeten Bäume möglichst bald zu fällen. "Wir ziehen mit den Bootsverleihern und örtlichen Gastronomen an einem Strang", sagt Susanne Patzelt.

Auch in Nürnberg gibt es Streit um eine geplante Verordnung der Stadt zum Kanusport auf der Pegnitz. Das Konzept sieht vor, die Flusslandschaft zwischen Lederersteg und westlicher Stadtgrenze vom 1. März bis einschließlich 15. Juli für Sportboote zu sperren. Grund dafür ist ein Fachgutachten, das den hohen ökologischen Wert der Pegnitz betont. Der Fluss sei ein Lebensraum für bedrohte Vogel- und Fischarten. Man müsse die sensible Natur schützen, sagte Nürnbergs Umweltreferentin Britta Walthelm (Grüne).

Neben kommerziellen Bootsverleihern beträfe die geplante Verordnung auch Sportvereine. Unter anderem die Sektion Nürnberg des Deutschen Alpenvereins (DAV) übte Kritik an dem Vorhaben. "Seit über 70 Jahren ist der Kanusport ein fester Bestandteil unseres Vereinslebens", schrieb der DAV auf Instagram. "Wir nutzen die Pegnitz für Übungsfahrten und führen regelmäßig Müllsammelaktionen durch, um unsere Natur zu schützen. Doch jetzt sollen uns diese Möglichkeiten genommen werden." (Philipp Demling, dpa)

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