Politik

Ministerpräsident Markus Söder hängt ein Kreuz im Eingangsbereich der bayerischen Staatskanzlei auf. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

24.04.2018

Kein religiöses Symbol?

In Bayerns Staatsbehörden hängen künftig Begrüßungskreuze. Reaktionen auf Söders Kruzifix-Offensive

In allen Behörden der bayerischen Staatsverwaltung werden künftig Kreuze im Eingangsbereich hängen. Doch diese sollen kein religiöses Symbol des Christentums sein, sondern laut Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ein "Bekenntnis zur Identität" und zur "kulturellen Prägung" Bayerns. "Das Kreuz ist nicht ein Zeichen einer Religion", sagte er am Dienstag nach der Kabinettssitzung. "Das ist kein Verstoß gegen das Neutralitätsgebot." Das Kabinett beschloss die nötige Verordnung für die neue Vorschrift.

Das Kreuz, das Söder anschließend in der Eingangshalle der Münchner Staatskanzlei anbrachte, hat aber durchaus religiösen Hintergrund: Es hing bis 2008 im Kabinettssaal, war ein Geschenk des früheren Münchner Kardinals Friedrich Wetter und wurde nach Söders Worten auch von diesem geweiht.

Die Verordnung gilt ausschließlich für die Ämter des Freistaats, nicht für die Behörden der Kommunen und des Bundes in Bayern - über diese hat die Staatsregierung keine Verfügungsgewalt. Bisher schrieb die Staatsregierung Kreuze nur für die Klassenzimmer der bayerischen Schulen und die Gerichtssäle vor. Kreuze hängen zwar auch in manchen anderen bayerischen Behörden, bislang aber in Eigenregie.
(dpa)

Reaktionen auf Söders Kruzifix-Offensive
"Vermutlich will die CSU mit dieser Maßnahme kaschieren, dass ihre Politik mit christlichen Werten nicht mehr viel zu tun hat."
(FDP-Spitzenkandidat Martin Hagen)

"In Bayern muss man nicht mit christlichen Symbolen in die sozialen Medien. Man muss Bayern zur Heimat für alle machen - unabhängig vom Glauben."
(Bayerns SPD-Generalsekretär Uli Grötsch)

"Die AfD begrüßt jede Maßnahme, allen Menschen deutlich zu machen, dass die Basis des Zusammenlebens in Deutschland eine christlich-abendländisch geprägte Leitkultur ist."
(Bayerns AfD-Landesvorsitzender Martin Sichert)

"Statt Kruzifixe an Behördenwände zu nageln, würde es der christlichen Verantwortung eher gerecht werden, Barmherzigkeit und Nächstenliebe im politischen Alltag vorzuleben."
(Grünen-Landesvorsitzende Sigi Hagl)

"Wenn in allen Büros der öffentlichen Verwaltung Kreuze aufgehängt werden, vermute ich bei Herrn Söder eher einen wahlkampftaktischen Trick dahinter, als dass es ihm wirklich ernst ist - und da muss ich sagen, da ist das Kreuz zu schade, als dass es hier instrumentalisiert wird für parteipolitische Spielchen."
(Der parlamentarische Geschäftsführer der Freien Wähler, Florian Streibl)

"Neues bayrisches Gesetz für noch mehr Heimatgefühle: Ab 1. Juni müssen im Eingangsbereich jedes öffentlichen Gebäudes in Bayern ein Kreuz, ein Bündel Knoblauch und ein Schrumpfkopf hängen."
(Der TV-Satiriker Jan Böhmermann bei Twitter)

"Wie der Markus Söder und die CSU Religionen permanent für die Parteipolitik instrumentalisieren, das erinnert geradezu an (den türkischen Präsidenten Recep Tayyip) Erdogan. Das Grundgesetz hat keine Konfession!"
(Der FDP-Parteivorsitzende Christian Lindner bei Twitter)

"Statt jeder Behörde ein Kreuz zu verordnen, sollte die CSU sich lieber wieder auf christliche Werte wie Nächstenliebe besinnen. Da haben Söder und Co. massiv Nachholbedarf."
(Der Parteivorsitzende der Linken, Bernd Riexinger)

Kommentare (1)

  1. byrischer poet am 25.04.2018
    bayrisches gedöns

    in allen bayrsichen amtsstuben
    wird das kruzefix demnächst
    wieder christlich eingesödert
    das hat sich nicht mal
    die seehoferei getraut der zur zeit in berlin
    zum bayrischen gebet einheimatet
    mit söders hohlkreuz durchgefedert
    das passt zum entsprechenden amtlichen
    bayrischen verordnungsdschungel
    in diesem christlichen lande
    es wird herumgekuzefixerlt
    wie im mittelalter
    noch vor dem 30 jährigen krieg
    das passt zum schärfsten bayrischen
    polizeigesetz in deutschland seit 1945
    es wird dem bürger aufgesödert
    & es darf künftig nur noch
    christlich geflucht werden
    in bayrischen landen
    alles andere wäre unsöderisch
    man eilt dem christlichen amtsgehorsam
    sozusagen himmelweit voraus
    ja kruzedings&fünferl seid's olle
    deppert oder blau-weiß-gerautet
    mia sam mia & wer do wos dagegen hot
    der wird amtlich christlich
    ausgesödert die bayrsiche polizei
    wird's dann scho richten
    im christlich bayrsichen gedöns
    erdowahn lässt grüßen

    c Fritz Reutemann, Poet
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