Der Neu-Fußballbundesligist SpVgg Greuther Fürth, das 1903 gegründete „Kleeblatt“, ist ein echter Traditionsverein. Drei Meisterschaftswimpel wehten lange Zeit ziemlich zerrissen im Ronhof, dem Stadion mitten in diesem Ortsteil der fränkischen Stadt mit rund 116.000 Einwohnern. Doch diese Erfolge liegen unendlich weit zurück: 1914, 1926 und 1929.
Wegen des Kürzels „Greuther“ im aktuellen Vereinsnamen vermuten einige gar, nicht die Fädder, sondern ein verkappter TSV Vestenbergsgreuth spielt im Stadion im Fürther Ortsteil Ronhof. Doch das weist der Mensch strikt zurück, der seit der Fusion die Geschicke des neuen Vereins leitet: Helmut Hack. Der Mann, über den nicht einmal die Online-Enzyklopädie Wikipedia etwas weiß, ist Vestenbergsgreuther von Geburt an. Bis heute lebt er in dem 400-Seelen-Dorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt. Und er arbeitet auch dort, als einer der Chefs der „Martin Bauer Group“, einer Weltfirma rund um Tee und Gewürze mit 3000 Mitarbeitern.
Produkte für die Getränke- und Pharma-Industrie
„In 61 Ländern weltweit ist Martin Bauer für Sie erreichbar“, wirbt der Konzern. Im Angebot hat er Produkte für die Getränke- und Pharma-Industrie genauso wie für Tee- und Gewürzkunden im normalen Lebensmittelladen. Einen „Greuther-Teeladen“ gibt es auch direkt im Stadion. Denn für Helmut Hack spielen Unternehmen und Verein offenbar gleich wichtige Rollen. „Auch wenn ich in Rente gehe, möchte ich, dass es dieser Firma gut geht“, hat er sich zum Ziel gesetzt. Und dasselbe gilt für die SpVgg Greuther Fürth, wo er als „ehrenamtlicher“ Präsident fungiert: „Ich bin stolz und unheimlich glücklich, hab nie Geld genommen in dem Verein.“
Hack hält sich auffällig im Hintergrund, doch die SpVgg-Fäden ganz fest in der Hand. „Im Fußballgeschäft wissen die wenigsten wo ich herkomme. Aber den Respekt spüre ich: Die Leute in der Bundesliga akzeptieren die lange Zeit des Aufbaus. Trotz oder wegen der Rekordlust der Bundesliga wird überall gespürt, dass unser Aufstieg was Besonderes ist“, sagte er dieser Tage im Nürnberger Presseclub.
Denn trotz ihres 1954er-Weltmeisters Karl „Charlie“ Mai kamen die Grün-Weißen Fürther nach dem Zweiten Weltkrieg nie mehr ganz nach oben, es ging sogar steil bergab. Bis in die viertklassige Landesliga wurde man durchgereicht, und nur langsam krabbelte man wieder nach oben. Doch auch nach dem Wiederaufstieg in die damals zweitklassige Regionalliga war das Hauptproblem das knappe Geld. Man krebste einige Zeit lang an der Grenze zur Zahlungsunfähigkeit. „So kam das Angebot des Beitritts der Fußballabteilung des TSV Vestenbergsgreuth den Fürthern gelegen. Am 1. Juli 1996 schloss sich die Leistungsfußballabteilung des TSV der SpVgg Fürth an, und der Verein erhielt seinen aktuellen Namen SpVgg Greuther Fürth“, heißt es bei Wikipedia.
Der darauffolgende Erfolg jedoch gab dem Fusionsverein Recht: 1997 ging’s wieder rauf in die 2. Liga. Dort waren „Die Fädder“ seither fester Bestandteil, galten wegen ihrer vielen knapp gescheiterten Fehlversuche als unaufsteigbar. Bis zum 32. Spieltag der vergangenen Saison: Am 20. April 2012 stand nach dem 1:1-Unentschieden beim FSV Frankfurt der Aufstieg in die deutsche Oberklasse fest.
„Der Verein war pleite. Aus dem Trümmerhaufen haben wir nach der Fusion, mit großer Kraft, Schritt für Stück etwas aufgebaut“, blickt Hack mit Stolz zurück. Dabei handelt er in Firma und Verein ähnlich. „Ich muss oft an meinen Opa Martin Bauer denken, an den Mann mit der blauen Schürze. Der ist ganz redlich mit den Produkten umgegangen, hat selbst alte Paletten nicht weggeschmissen, das hat mit Sparsamkeit und Redlichkeit zu tun. Das trägt mich auch ein bisschen: Ich bin bodenständig, geerdet. Ehrlichkeit, Verlässlichkeit macht den Unterschied, das gefühlte Authentische. Auch beim Fußball brauchst Du ein Herz, eine Seele. Wir werden immer den Verein nach Werten orientiert führen müssen.“
„Das unterscheidet uns von den Managern und dem vielen Geld“, sagt er, bekennt aber auch: „Wir im kleinen Fürth haben gar keine andere Chance.“
Nun also 1. Bundesliga! „Wir sind dort, wovon wir geträumt haben. Am Ende möchte ich auf Platz 14 oder 15 stehen“, gibt Hack als Ziel aus, und „17 mal ausverkauft“, recht leicht bei dem kleinen Stadion im Ronhof, das zurzeit „Trolli-Arena“ heißt und dem Playmobil-Chef gehört.
Am 1. Spieltag Anfang August heißt es „Kleeblatt-Bayern. Ich freu mich drauf. Und, dass es mit dem Verein einfach lang, lang gut weitergehen kann. Zurzeit geht es uns gut. Aber wenn’s Dir ganz gut geht, musst Du am meisten aufpassen, darfst ja nicht lockerer werden. Wenn ich heute Spieler hole, dann lachen die erst einmal über die Gehälter.“ Weshalb er auch den letztjährigen Top-Stürmer Olivier Occean ziehen ließ. „Ich bin sportlicher Unternehmer. Ich muss an die Werteerhöhung der Mannschaft denken.“ Damit stellt der Kleeblatt-Präsident klar: Auch wenn er den Verein nicht hauptamtlich führt, ist der Traditionsverein professionell aufgestellt. Wie die Martin Bauer Group.
(Heinz Wraneschitz)
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