Wirtschaft

Der Bereich „Organische Photovoltaik“ – hier ein Blick auf Demonstrationsobjekte während der Weltausstellung EXPO 2015 in Mailand – bleibt bei der noch verbleibenden Belectric-Gruppe. (Foto: Wraneschitz)

02.09.2016

Was außer organischer Photovoltaik noch bleibt

Für 100 Millionen Euro schluckt RWE große Teile des unterfränkischen Solarprojekteentwicklers Belectric

Der Essener Energieriese RWE wird durch die Übernahme eines Mittelständlers auf einen Schlag zu einem der größten Solarprojektentwickler und Solaranlagenbauer der Welt. Oder wie es die RWE International SE formuliert: „Die Innogy SE wird den deutschen Solar- und Batteriespezialisten Belectric Solar & Battery Holding GmbH übernehmen.“

Die von Solarpionier Bernhard Beck gegründete Belectric-Gruppe („Beck Electric“) aus dem unterfränkischen Kolitzheim (Landkreis Schweinfurt) hat sich in den letzten 15 Jahren zu einem weltweit anerkannten Solarprojektkonzern gemausert (die Staatszeitung berichtete mehrfach). Nun schluckt die RWE-Tochter Innogy wesentliche Teile dieser Beck-Gruppe. Zu dieser gehört zum Beispiel die Padcon GmbH mit Sitz im unterfränkischen Kitzingen. Sie stellte zwischenzeitlich die weltweit größten Solarwechselrichter her.

Strategische Weichenstellung


280 Freiflächen-Solarkraftwerke und Dachanlagen mit einer Gesamtkapazität von mehr als 1,5 Gigawattpeak (GWp) weltweit habe Belectric errichtet. Zudem sei das Unternehmen für Betrieb und die Wartung von Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von über einem Gigawatt verantwortlich, nennt RWE als Gründe für die Übernahme und gibt zu: Eine „wichtige strategische Weichenstellung für ihr zukünftiges Wachstum“ sei das für Innogy. Zumal Belectric weltweit tätig sei, in Europa, Afrika, Naher Osten, Indien und Amerika: Da fühlt sich auch RWE bereits wohl. Einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) über der Zehn-Millionen-Euro-Grenze hat der übernommene Belectric-Bereich damit zuletzt erzielt. Wenn das Bundeskartellamt nichts dagegen hat, will nun Innogy diese Geschäfte übernehmen. Die Firma mit dem Kunstnamen ist laut RWE-Chef Peter Terium „das innovative, dezentrale und nachhaltige Energieunternehmen der Zukunft“. Für die Übernahme überweist der Essener Konzern „einen Kaufpreis im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“ an die bisherigen Belectric-Gesellschafter um Bernhard Beck. Der ergänzt gegenüber der Staatszeitung, dass dafür auch die Rechte am Namen „Belectric“ an Innogy gehen.

Doch zunächst seien „gesellschaftsrechtliche Strukturmaßnahmen“ notwendig, so RWE, „der Vollzug der Transaktion ist für Anfang 2017 geplant“.

Denn nicht alles, was bisher Belectric hieß, gehöre künftig automatisch zu Innogy, ist grundsätzlich zu hören. Konkret verbleibe im Solarbereich zum Beispiel die Belectric OPV GmbH bei der bisherigen Belectric Holding. Deren beider Name werde sich aber ändern, informiert Firmenchef Beck auf Nachfrage. Das Nürnberger Unternehmen stellt flexible, transparente Module aus „Organischen Solarzellen“ (OPV) her, wie sie zum Beispiel 2015 bei der Weltausstellung in Mailand eingesetzt wurden.
Ob die „N-ERGIE-Belectric Entwicklungs GmbH“ Teil der Verkaufsmasse ist, davon ist der Nürnberger N-ERGIE AG noch nichts bekannt. Der Nürnberger Energiekonzern und Regionalversorger betreibt die 2015 gegründete Firma bisher gemeinsam mit Bernhard Beck. Sie hat ähnliche Geschäftsfelder wie der betroffene Belectric-Bereich.
(Heinz Wraneschitz)

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