Laut einer jährlichen Umfrageder IHK Nürnberg für Mittelfranken planen aktuell 23 Prozent der Unternehmen, sich Elektrofahrzeuge anzuschaffen. Je größer die Betriebe, desto eher wird darüber nachgedacht, dass man E-Fahrzeuge anschafft. „Der Schub kommt“, prognostizierte Ronald Künneth vom „IHK Netzwerk für e-Mobilität in der Metropolregion Nürnberg“ bei der Veranstaltung „Flottenmanagement für Elektrofahrzeuge in Unternehmen“, zu der die IHK Nürnberg vor Kurzem eingeladen hatte.
Kooperationen und Wissensaustausch fördern
Künneth zufolge sieht eine EU-Verordnung bis 2020 die Senkung des CO2-Ausstoßes bei Neuzulassungen auf durchschnittlich 95 g/km vor. China zum Beispiel wolle eine Elektroautoquote bis 2019 einführen. In der Metropolregion Nürnberg sind laut Künneth 88.000 Menschen in 500 Unternehmen der Kfz-Zulieferindustrie von verstärkter Nachfrage nach E-Fahrzeugen betroffen. Er betonte: Die Automobilzulieferindustrie könne mit der Herstellung moderner elektrischer Antriebstechnik ein Alleinstellungsmerkmal erwerben. Dies gelte für zahlreiche Zulieferer der Pkw- und Nutzfahrzeugbranche, aber darüber hinaus auch für Systemanbieter aus den Bereichen Energiewirtschaft, Produktionstechnik sowie Informations-, Kommunikations- und Automatisierungstechnik.
Um bei den vielfältigen regionalen Anbietern, Anwendern und Entwicklern die Markttransparenz zu erhöhen, Kooperationsmöglichkeiten zu schaffen und den Wissensaustausch zu fördern, bieten die nordbayerischen IHKs gemeinsam den „IHK Innovations- & AnwenderClub eMobilität“ an. Auf dem Blog Elektromobilität | Green&Smart Mobility der IHK Nürnberg findet man aktuelle Meldungen von Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus ganz Nordbayern zu allen Aspekten energieeffizienter Mobilität.
Mit 160 Ladestationen in der Metropolregion Nürnberg und einer hohen Verfügbarkeit der Ladeeinfrastruktur – aktuell sind weniger als zehn Prozent ausgelastet – könne man sich sehen lassen, so Markus Rützel, Geschäftsführer der solid GmbH aus Fürth, die den „Ladeverbund Franken+“ managt. 2012 gegründet, habe der Verbund mittlerweile 44 Mitglieder (zum Beispiel N-ERGIE, infrafürth, Erlanger Stadtwerke, Stadtwerke Ansbach, Stadtwerke Forchheim). Bis Ende 2017 sollen 230 Ladestationen stehen, wenn die Wetterlage den Ausbau zulässt, so Rützel. Er unterstrich, dass sich die Reichweiten von Elektroautos von 2014 bis 2017 um 58 bis 67 Prozent erhöht haben. Trotzdem hält Rützel die angestrebten eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen bis zum Jahr 2020 für utopisch.
Genau überlegen, wofür man ein E-Auto nutzen will
Durch die Umstellung auf ein einheitliches Bezahl- und Zugangssystem und die Standardisierung der Ladestecker befindet sich die Ladetechnik laut Rützel momentan in einer Modernisierungsphase. Da an allen neuen Säulen eine maximale AC-Leistung (Wechselspannung) von 22 kW angeboten wird, sei der genormte Typ 2 Ladestecker notwendig, um dort laden zu können. Der „Ladeverbund Franken+“ setze in Zukunft ausschließlich auf das Stecker- und Steckdosen-System auf Basis des Typs 2. „Eine leere Batterie eines Renault Zoe beispielsweise kann dadurch innerhalb von eineinhalb Stunden vollständig aufgeladen werden“, so Rützel. Er rät, vor dem Kauf eines Elektroautos genau zu überlegen: „Wofür will ich das Auto nutzen? „Welche Fahrstrecke muss ich abdecken können?“ Jedes Modell nehme unterschiedliche Ladeleistung an, auch wenn die Ladestationen (Schnellladestationen auf der Autobahn bis 50 kW) mehr geben könnten. Dabei sei zu beachten: Je länger man lädt, desto teurer wird es. Damit sei die SchuKo-Steckdose neben der hohen Brandgefahr (mit Notfallkabel zu bedienen) keine Option mehr.
Mit dem Ladesäulenfinder im Internet hat man laut Rützel einen schnellen Überblick und kann demnächst auch die Aktivität der Säulen einsehen. An den Ladesäulen des „Ladeverbunds Franken+“ gebe es immer einen ermäßigten und einen Normaltarif. Den ermäßigten Tarif erhalten Stromkunden eines Mitglieds des Ladeverbunds. Zu den Tarifen wurden Studien gemacht, um den Kunden nur mit der mittleren Ladeleistung zu belasten. Abschließend betonte Rützel: „Wir wissen, was geht und was nicht. Wir haben keine Probleme an unseren Standorten.“
Seit 2013 arbeitet der Regionalversorger N-ERGIE AG aus Nürnberg an einem Forschungsprojekt zum Thema „Nutzungs- und Fahreigenschaften von Elektromobilität“ mit dem Ziel, herauszufinden, wie viele Fahrzeuge man im Unternehmen ersetzen könne, erklärte Johannes Riedl, Referent Strategische Unternehmensentwicklung der N-ERGIE. Nach dem Test verschiedener Fahrzeuge, stehe das Ziel eine Elektrifizierungsquote im Carport von 40 Prozent. Derzeit habe man 32 E-Autos im eigenen Fuhrpark mit 32 Ladepunkten. 2016 seien 180.000 Kilometer rein elektrisch zurückgelegt worden. Bis 2020/2021 sollen kontinuierlich alle Verbrennungsfahrzeuge im Carpool gegen Elektroautos ausgetauscht werden.
Ökologische Verbesserung der Fahrzeugflotte
Zur Tarifdiskussion betonte Riedl, dass man bewusst in der Unterdeckung sei. Es gehe nicht nur um die Bereitstellung von Ökostrom, sondern auch um die Ladeinfrastruktur. Dazu gehörten neben der Ladesäule, die Einhaltung von Gesetzen und Normen, die Klärung technischer Fragestellungen, Standortauswahl und Beschilderung, Installation und Wartung, Betriebs- und Störungsdienst sowie die Abrechnung mit dem Kunden. Das ursprüngliche Ziel des Mobilitätskonzepts der Städtischen Werke Nürnberg (zu denen die N-ERGIE AG gehört), Kostenersparnis im Fuhrpark bei ökologischer Verbesserung der Fahrzeugflotte, sei erreicht worden. Die Anschaffungskosten von E-Autos sind laut Riedl zwar höher, dafür aber die Betriebskosten 40 Prozent niedriger.
An erster Stelle des Forschungsprojekts stand die Ermittlung des Bedarfs und der Ist-Situation mit der Bereitstellung von Ladepunkten und Netzanschlüssen. An zweiter Stelle kam das Buchungs-und Lademanagement, die Reichweite des Elektroautos gekoppelt mit einem elektrischen Fahrtenbuch und einem Stellplatzmanagement (nach kleinen Strecken wird das Auto nicht geladen). Weiterhin entschied man sich für ein ausschließliches Leasing der Fahrzeuge aufgrund der rasanten Entwicklung in der E-Fahrzeugbranche. Wenn ein Fahrzeug aus dem Fuhrpark ausscheidet, werde überlegt, ob es durch ein E-Auto ersetzt werden kann. Die Dienstwagenrichtlinie würde als verpflichtend angepasst, sobald genügend E-Autos zur Verfügung stünden. Bis Ende 2017 sollen mehr als 100 Elektrofahrzeuge ihre Heimat im Unternehmen gefunden haben. Für das Problem, dass Privatpersonen ihr E-Auto nur auf eigenen Grundstücken laden dürfen, würde sich im nächsten Jahr durch eine geplante Änderung der Rahmenbedingungen eine Lösung abzeichnen, so Riedl.
Jürgen Kühnel, Leiter interner Fuhrpark von der DATEV eG aus Nürnberg, monierte, dass das Angebot der Fahrzeughersteller, gerade im Transporter-Bereich nach wie vor zu klein sei. Seit 2012 hätte man zwei Citroën C-Zero als Bereitschaftsfahrzeuge für Handwerker im Einsatz gehabt. Diese liefen bis Leasingende Mitte 2017 ohne Störungen oder Probleme bei den Ladestationen. 2017 wurde die Flotte um einen BMW i3 für Mitarbeiter erweitert, die dienstlich unterwegs sind. Man entschied sich für den i3, da er die größte Reichweite hätte. Weiterhin habe das Unternehmen für die Handwerker vier VW e-up und zwei Renault Kangoo Z.E. angeschafft. Für die Außendienstmitarbeiter gebe es seit Mai 2017 die Möglichkeit, sich ein E-Fahrzeug zu bestellen. Aber noch sei keine Bestellung eingegangen, betonte Kühnel. Der Fuhrpark der DATEV sei ein reiner Leasingfuhrpark bis hin zu den Lkws.
E-Autos, die zwischen den Werken pendeln
Stefan Eichstetter von der Scholpp Kran & Transport GmbH Stuttgart pflichtete Kühnel bei, dass es von den Fahrzeugherstellern immer noch Probleme mit der Zuladung und der Reichweite der E-Transporter gebe. Man habe jetzt zwei Elektrotransporter angeschafft mit einer Zuladung von 1200 bis 1500 kg. Sie seien bis zu 50 km/h schnell bei einer Reichweite von 80 bis 100 Kilometern. Die Fahrzeuge seien für den Pendelverkehr zwischen den Werken zugelassen. In Zukunft sollen es zehn bis 20 E-Transporter werden. Bei den Pkw gehe man andere Wege: Aufgrund von Maßnahmen, wie Fortsetzung der E-Mobilität beim Kunden, Reduzierung der Jahresfahrleistung von Pkw, Modernisierung des Fuhrparks sowie konsequenteres Umsetzen von Präsentationen mittels Telefonkonferenz und Intranet konnten 40 Fahrzeuge stillgelegt werden.
(Antje Schweinfurth)
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