Bauen

Im April dieses Jahres wurde das Bergson Kunstkraftwerk, das im früheren Heizkraftwerk Aubing untergebracht ist, eröffnet. (Foto: Laura Thiesbrummel)

19.07.2024

Bunt, kreativ und künstlerisch

Umbau des ehemaligen Heizkraftwerks Aubing zum Bergson Kunstkraftwerk

Lange hat die leer stehende Industrieruine des ehemaligen Heizkraftwerks der Zwanzigerjahre still und unbeachtet in Aubing gestanden, offiziell völlig ungenutzt, sich selbst überlassen. Nachdem schon lang keine Kohle mehr verbrannt wurde, heizten lediglich ab und an einige Jugendliche mit wilden, illegalen Techno-Raves dem Gemäuer ein und spürten dabei die ergreifende Atmosphäre dieses imposanten Lost Place.

Im Jahr 2005 entdeckten auch die Brüder Christian und Michael Amberger, Geschäftsführer der Firma Allguth, das mächtige Bauwerk und entwickelten rasch eine Vision: Die verwahrloste Ruine soll zum kulturellen Hotspot, einem Ort der Inspiration und Begegnung werden. Hier soll es laut werden, bunt, kreativ und künstlerisch. Im April 2024 wurde das Bergson Kunstkraftwerk eröffnet. Seitdem kann man hier intensive Konzerte, ausgelassene Partys, spannende Vorträge, besondere Kunstwerke und leckere Speisen erleben, bestaunen und genießen.

Unter Denkmalschutz

Rückschau:
1920 entwarf ein unbekannter Architekt die Pläne für den ikonischen Bau des Heizkraftwerks. Wo er stehen soll, ob und wann er gebaut wird, war damals noch völlig unklar. Die Pläne landeten wohl in der Schublade. 1937 beschloss die Reichsbahndirektion München den Bau als Teil des Projekts „Münchner Ost-West-Achse“, ein gigantisches Bauvorhaben, das unter anderem den Münchner Hauptbahnhof in den Westen verlegen wollte. Dafür brauchte man ein Heizkraftwerk und wurde in der besagten Schublade fündig. Ab 1940 entstand der Bau als Zusammenspiel von Stahlbeton-Tragstruktur, Industrieziegeln und klassizistischen Elementen. 1942 stoppte der Krieg das erst zur Hälfte vollendete Bauvorhaben. Weite Teile des Komplexes wurden noch nicht gebaut, nur der heute bekannte Kubus stand.

Nach dem Krieg machte sich um 1955 die Deutsche Bahn eben jenen Kubus nutzbar. Er fungierte nun als Heizwerk, lieferte also keinen Strom, sondern Wärme. Ab den frühen 1980er-Jahren war das Heizwerk stillgelegt und wurde zum Lost Place. Die Münchner Jugend entdeckte es als Location für illegale Techno-Raves. Im Keller stand das Wasser, sodass im Sommer Schlauchboot gefahren und im Winter Schlittschuh gelaufen wurde. 2005 erwarb das Münchner Familienunternehmen Allguth das weitgehend verfallene Gebäude mit rund 20 000 Quadratmeter Grund. Zwei Jahre später wurde das ehemalige Heizwerk unter Denkmalschutz gestellt.

2015 wurde das Architektenbüro Stenger2 mit den Planungen für den Umbau des Geländes beauftragt. Neben der Sanierung des Heizwerks inklusive der Neugestaltung des Innenraums wurde nebenan ein Neubau geplant.

Eine Besonderheit: Im Keller hat die stark gefährdete Mopsfledermaus ihr Winterquartier. Damit das so bleibt, bekam sie 2016 ein knapp 70 Quadratmeter großes Habitat mit Frischluftzufuhr und Wasser eingerichtet. Dafür gab es einen Umweltpreis und die Mopsfledermaus ist fester Mitbewohner.

Hochöfen wurden abgebaut

Nachdem unterschiedliche Nutzungsszenarien für das Gebäude angedacht wurden, konkretisierten sich 2019 auch die inhaltlichen Pläne. Und der Name wurde gefunden: Bergson Kunstkraftwerk. Erste Umbauarbeiten wurden vorgenommen, die alten Hochöfen abgetragen und das Biotop angelegt. Zwei Jahre später begann der Bau eines multifunktionalen Kulturorts für Events, Konzerte und Kulinarik, mit der flächenmäßig größten Galerie Deutschlands für bildende Kunst, einem hochmodernen Konzertsaal, Restaurant, Bars und Biergarten. Im Juli 2023 konnte das Bergson Richtfest feiern.

Im April 2024 öffnete in München-Aubing schließlich das Bergson Kunstkraftwerk – der neue Hotspot für Kunst, Kultur, Kulinarik und Events – seine Pforten. Seitdem kann man immer mehr entdecken: vom imposanten Atrium mit 25 Meter Deckenhöhe über die raumgreifende Beletage bis hin zum Restaurant Zeitlang inklusive Bar, Außenterrasse, der Tagesbar Anima und dem Biergarten. Der Konzertsaal, der Live-Club Barbastelle und die bereits kurz erwähnte größte Galerie für zeitgenössische bildende Kunst Deutschlands sind weitere Höhepunkte. Das voll verglaste Panorama und weitere vielfältige Räumlichkeiten stehen außerdem für private oder berufliche Feierlichkeiten zur Verfügung. (FHH)

 

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