Bauen

Der Ausbau entlastet zukünftig die Verkehrskehrsteilnehmer auf der B 26 und auch Straßenanlieger und Anwohner. (Visualisierung: Kleeblatt Medien)

09.07.2024

Ein verkehrliches Nadelöhr weniger

B 26 Ausbau der Darmstädter Straße in Aschaffenburg

Die Situation auf der B 26 im Westen von Aschaffenburg war jahrzehntelang geprägt durch eine sehr hohe Verkehrsbelastung von rund 18 500 Kfz/24h, häufige Staus und den damit einhergehenden Schadstoffimmissionen, Unfallhäufungen und Zeitverluste für die Pendler, die ansässigen Betriebe und Besucher des historischen Landschaftsparks Schönbusch.

Die B 26 hat eine sehr wichtige Verbindungs- und Erschließungsfunktion für Aschaffenburg und verknüpft die Stadt über die B 469 in Richtung Norden mit der A 3 und den Gemeinden im westlichen Landkreis Aschaffenburg, und Richtung Süden mit dem Landkreis Miltenberg. Durch den Ausbau hat sich die Lage nun wesentlich verbessert. Der Ausbau entlastet zukünftig die Verkehrskehrsteilnehmer auf der B 26 und auch Straßenanlieger und Anwohner.

Im Ausbauabschnitt der B 26 gibt es zwar keine direkten Anlieger, aber infolge des verdrängten Verkehrs von der B 26 auf andere Straßen treten jetzt an anderer Stelle – zum Beispiel im Stadtteil Nilkheim – wesentliche Entlastungen ein. Nicht unerwähnt sollten auch die Verbesserungen für die Fußgänger und Radfahrer bleiben, die regelmäßig die neu ausgebaute Infrastruktur rege nutzen.

Komplexe Bauarbeiten

In dem nun fertiggestellten Ausbaubereich ist es gelungen die verkehrlichen Notwendigkeiten eines Straßenausbaus auf eine Hauptachse zwischen Darmstadt und Aschaffenburg, die Anforderungen für die Erschließung eines bedeutenden Gewerbegebiets – den Bayernhafen – und den Schutz beziehungsweise die Einbindung des bedeutenden Landschaftsparks Schönbusch in Einklang zu bringen.

Die Bauarbeiten auf dem 1,35 Kilometer langen Abschnitt waren aufgrund des Umfangs und der Verkehrsbelastung beziehungsweise -bedeutung vielseitig und komplex. So wurde unter Verkehr der einbahnig 2-streifige Querschnitt auf einen zweibahnig 4-streifigen Querschnitt aufgeweitet. Die Fahrbahnbreite beträgt nun 7,50 Meter je Fahrtrichtung. Zusätzlich zu den eigentlichen Straßenbauarbeiten waren umfangreiche Leitungsarbeiten, welche trotz des Außerortscharakters der Darmstädter Straße, eher mit einer Maßnahme im innerstädtischen Bereich zu vergleichen waren, erforderlich. Dass es sich zugleich bei der Hälfte des Ausbaubereichs um eine Kampfmittelverdachtsfläche handelte, hat die Umsetzung noch anspruchsvoller gestaltet.

Die Hafenzufahrten wurden im Zuge der Maßnahme jeweils mit einem Linksabbiegestreifen und einem separaten Rechtsabbiegestreifen ausgestattet. Die einmündenden Zufahrten wurden in Richtung B 26 ebenso ertüchtigt, um den hohen Schwerverkehr vom Hafen abzuwickeln. Die Knotenpunkte wurden zugleich voll signalisiert und untereinander koordiniert. Dies war erforderlich, um die überlasteten Knotenpunkte wieder leistungsfähig und verkehrssicher zu machen.

Der vorhandene Geh- und Radweg musste im Zuge des Vorhabens um 10 Meter in Richtung Norden verlegt und neu hergestellt werden. Der Weg hat nun eine Breite von 2,50 Metern. Das Baukonzept wurde so gesteuert, dass der im Baufeld verlaufende Geh- und Radwege nahezu immer nutzbar war. Dieser wurde von der Stadt Aschaffenburg zudem mit Beleuchtungsmasten ausgestattet.

Nicht zuletzt wurde auch ein Augenmerk auf die Barrierefreiheit gelegt werden. So wurden die Bushaltestellen für den ÖPNV in ihrer Lage optimiert und barrierefrei gebaut. Die Signalanlagen wurden mit taktilen und akustischen Elementen ausgestattet.

Neben dem Straßenbau waren einige zusätzliche Maßnahmen erforderlich, um die Arbeiten erfolgreich zu beenden. Dazu zählten die Abbrucharbeiten von zwei ehemaligen Wohnhäusern, das Umverlegen einer Gashochdruckleitung, Rodungsarbeiten und das Umsetzen eines Wasserzählerschachts. Zudem gehört zur Maßnahme auch noch das Umsetzen eines Werbepylons und die Installation der Bahnübergangssicherung im Hafen, die noch im Nachgang installiert wird.

Lange Planungsphase

Um die historische Pappelallee wiederherzustellen, musste zunächst leider ein Großteil der vorhandenen Pappeln, die sich in weit fortgeschrittenen Lebensalter befanden, dem Ausbau weichen. Jüngere, in früheren Jahren nachgepflanzte Bestandspappeln, konnten erhalten und mit einem Großbaumversetzer umgepflanzt werden. Ein Großteil der Allee wurde neu angelegt. Konkret wurden 68 neue Bäume und drei bereits vorhandene, welche umgesetzt wurden, gepflanzt. Diese fügen sich nun in das Gesamtkonzept der Stadt ein, welche in den letzten Jahren stadteinwärts die historische Allee sukzessive wiederhergestellt hat und dieses Ziel auch weiterhin verfolgt.
Auf den Schutz des Landschaftsparks Schönbusch wurde besonders hoher Wert gelegt. So wurden sämtliche Straßenbauarbeiten in Richtung des Parks auf den Grundstücken der B 26 durchgeführt. Sofern Arbeiten im angrenzenden Schönbusch auszuführen waren, sind diese von der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung (BSV) veranlasst worden. Aus Effizienzgründen wurden diese dann gemeinsam mit den Straßenbauarbeiten umgesetzt. Ein Beispiel für eine Maßnahme im Zuständigkeitsbereich der BSV ist der Austausch einer 150 Jahre alten Druckwasserleitung. Diese ist für die Versorgung des Schönbuschsees elementar und fördert Wasser aus dem Main in den See. Der See würde ohne die Leitung in den niederschlagsarmen Sommermonaten möglicherweise austrocknen.

Bis der Bau starten konnte war eine rund 35 Jahre andauernde Planungsphase zu durchlaufen. 1990 wurden erste Vorplanungen durchgeführt. 2009 wurde dann die Planungsphase Voruntersuchung abgeschlossen. Im Oktober 2012 war es soweit, dass bei der Regierung von Unterfranken die Durchführung eines straßenrechtlichen Planfeststellungsverfahrens beantragt werden konnte. Im Zuge des Verfahren wurden von der Stadt Aschaffenburg zwei Bürgerentscheide durchgeführt, eh die finale Zustimmung vorlag. Im Dezember 2019 erließ die Regierung von Unterfranken den Planfeststellungsbeschluss.

Nach einer Gesamtverfahrensdauer von über sieben Jahren wurde mit dem Planfeststellungsbeschluss das Baurecht Mitte Januar 2020 bestandskräftig. Im Anschluss begann das Staatliche Bauamt Aschaffenburg mit der Planung zur baulichen Umsetzung. Dies beinhaltete zunächst ein feingliedriges Bau- und Verkehrsführungskonzept mit insgesamt neun Bauphasen. Im Zuge der Arbeiten und in Abstimmung mit der Baufirma Leonhard-Weiß konnte dies auf vier optimiert, beschleunigt und reduziert werden.

Nach einer fast dreiährigen Bauzeit wurde das rund 15 Millionen Euro teure Projekt am 17 Mai 2024 wieder für den Verkehr freigegeben. Auf den Bund entfallen davon knapp 13 Millionen Euro, auf die Stadt Aschaffenburg und den Bayernhafen jeweils etwa eine Millionen Euro. (André Zinke)

 

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