Landtag

Vorsitzende Melanie Huml (Mitte) und die anderen Mitglieder der Kinderkommission des Bayerischen Landtags (von links), Doris Rauscher (SPD), Mia Goller (Bündnis 90/Die Grünen), die Vorsitzende Melanie Huml (CSU), die stellvertretende Vorsitzende Marina Jakob (Freie Wähler) und Franz Schmid (AFD), setzen sich für die Belange von Kindern ein. (Foto: Bildarchiv Bayerischer Landtag/Matthias Balk)

18.10.2024

"Wir geben den Kindern eine Stimme“

Kinder- und Jugendthemen anschieben, die in den anderen Gremien manchmal untergehen: Das ist eine der Hauptaufgaben der Kinderkommission. Dringlichstes Thema für die Vorsitzende Melanie Huml (CSU) ist der Anspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026. Im Interview spricht sie über ihre neue Rolle, die Pläne des Gremiums – und welche Fachleute bei der Ganztagsbetreuung oft vergessen werden

BSZ: Der Bayerische Landtag war 2010 das erste Länderparlament, das eine Kinderkommission ins Leben gerufen hat. Wofür braucht es die denn?
Melanie Huml: Ein Kind geht nicht einfach in den Landtag oder initiiert Petitionen. Unser Job als Kinderkommission ist es daher, für Kinder Möglichkeiten zu schaffen, gehört zu werden, also Kindern eine Stimme zu geben.

BSZ: Wie läuft die praktische Arbeit in der Kommission ab, in der jede Fraktion mit einer oder einem Abgeordneten vertreten ist?
Huml: Es geht nicht um die Parteipolitik, sondern ganz klar um den Fokus, für die Kinder in Bayern da zu sein. Wir starten Initiativen und treffen dabei alle Entscheidungen gemeinschaftlich. Man hat in den vergangenen Sitzungen schon gemerkt, dass die Rollen von Regierungs- und Oppositionsfraktionen verschwimmen.

BSZ: Welche Schwerpunkte haben Sie sich für diese Legislatur gesetzt?
Huml: Wir wollen klären: Wie wachsen Kinder in Bayern auf? Wie gesund sind sie? Wie können wir sie besonders vor Gefahren der sozialen Medien schützen? Auf welche Kinder müssen wir besonders achten? Ich denke dabei an Kinder von Menschen in Haft oder in der Psychiatrie, aber auch an Kinder von Menschen mit Suchtproblemen. Wie können wir denen noch besser helfen, auch indem wir Tabus und Stigmatisierungen abbauen? Ganz aktuell haben wir uns bis zum nächsten Frühjahr vorgenommen, uns der Ganztagsbetreuung zu widmen.

BSZ: Ab 2026 besteht ja das Recht auf Ganztagsbetreuung ab der ersten Klasse.
Huml: Genau. Wir hören im Moment ganz viel von den Kommunen. Wie viel Geld brauchen sie, welche Gebäude, welche Träger bieten die Leistung an? Aber wir hören nicht: Was brauchen denn eigentlich Kinder? Wie muss ein Raum aussehen, in dem sie sich wohlfühlen können? Welche Konzepte sind gut für sie? Es gibt die Grundschule als Ganztagsschule, den Hort oder die Mischform sowie die Mittagsbetreuung. Wir fragen hier: Was kommt den Kindern am nächsten?

BSZ: Was wollen Sie da konkret unternehmen?
Huml: Wir werden uns in der nächsten Sitzung damit beschäftigen, was denn eigentlich kinderfreundliches Bauen bedeutet. Dazu wollen wir Architekten und Träger einladen. Wir werden uns das Thema demnächst auch vor Ort anschauen. Und wir wollen erfahren, wie die Konzepte aussehen. Und – was mir am wichtigsten ist – wie schaffen wir es, die Stimmen der Kinder zu hören? Wir haben zum Weltkindertag einen Aufruf über Social Media gestartet und gefragt: Was braucht ihr bei der Ganztagsbetreuung an Grundschulen? Und wir haben etliche Reaktionen bekommen.

BSZ: Welche Reaktionen waren das?
Huml: Einer hat geschrieben: Wir brauchen auch Raum für Freizeit. Es darf nicht heißen, dass es, nur weil man mehr Zeit an der Schule verbringt, auch mehr Stoff geben muss. Ein anderer hat geschrieben: Wie wäre es, wenn ein Raum am Vormittag ein Klassenzimmer ist, man ihn aber am Nachmittag so umgestalten kann, dass ihn auch Vereine nutzen können. Da wurden schon ganz konkrete Beispiele genannt.

BSZ: Und was soll aus diesen Wünschen werden?
Huml: Das Ziel ist, dass wir einen Film, eine Präsentation, ein Papier – die Form wird sich noch ergeben – erstellen, womit wir zeigen können: Kinder wünschen sich Folgendes. Das wollen wir dann an die Kollegen im Sozial-, im Kultus- und auch im Bauministerium weitergeben. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass wir Kinder einladen, uns zu erzählen, was sie sich wünschen. Etwa, wie sie sich die Ferienbetreuung konkret vorstellen. Vielleicht sagen die Kinder: In den Ferien auf keinen Fall ins Schulgebäude! Das Schöne ist ja: Kinder sagen so was auch. Man muss ihnen nur die Möglichkeit geben, sich zu artikulieren. 

BSZ: Sie haben selbst zwei Söhne, neun und zwölf Jahre alt. Fragen Sie die beiden zum Beispiel, welche Ganztagsbetreuung sie sich wünschen?
Huml: Die sind schon ganz zufrieden. Der eine war im Hort, der andere ist immer noch dort. Ich könnte jetzt das Interview mit Ihnen nicht in dieser Ruhe führen, wenn ich nicht wüsste, dass die Kinder gut aufgehoben sind. Natürlich braucht es die Unterstützung durch die Familie, aber es gehören auch Angebote wie ein Hort dazu.

BSZ: Sie waren 16 Jahre lang in unterschiedlichen Funktionen im Kabinett. Vermissen Sie das manchmal?
Huml: Ich bin ein Mensch, der gut nach vorne schauen kann. Ich habe mich sehr gefreut, dass mir meine Fraktion den Sitz in der Kinderkommission übertragen hat und ich den Vorsitz übernehmen durfte. Und noch mehr habe ich mich gefreut, dass ich im Landtag wirklich einstimmig gewählt wurde. Das hat mir gezeigt, dass das, was ich bisher an Arbeit im Kabinett gemacht habe, honoriert wird. Ich merke auch, dass ich mein Netzwerk und all das, was ich bisher gemacht habe, hier super einbringen kann. Und für Kinder was Gutes zu tun, ist mit das Beste, was man tun kann. (Interview: Thorsten Stark)

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