Landtag

Franc Dierl. (Foto: BSZ)

27.09.2024

Der Direkte

Im Porträt: Der CSU-Abgeordnete Franc Dierl

Auf seiner Homepage hat der Bayreuther CSU-Abgeordnete Franc Dierl – das wie K gesprochene C am Namensende war eine Idee seines Vaters – einen mutigen Satz stehen: „Ich möchte, dass die Menschen mir direkt und unverblümt sagen, was sie denken und von mir erwarten.“ Dierl ist sich bewusst, dass das von manchen Leuten mit kurzer Zündschnur auch fehlinterpretiert werden könnte. Aber er steht dazu, zumal er bislang – da klopft er dreimal auf den Holztisch vor sich – noch keine schlechten Erfahrungen damit gemacht hat. „Mich reizt, mich mit den Problemen der Menschen auseinanderzusetzen und auch mal Widerspruch zu ernten“, sagt Dierl. Er wolle auch nicht Everybody’s Darling sein, „das bringt uns nicht weiter“.

Dierl (54) hält jede Woche eine Bürgersprechstunde in seinem Stimmkreis. Er freut sich, wenn da auch „kritische Geister“ kommen. „Wenn wir uns nur gegenseitig beweihräuchern, dann entstehen diese abgehobenen Politikerblasen“, erklärt er. Und wenn eine Partei das Hinterfragen aufgebe, dann befindet sie sich nach Dierls Überzeugung im „Selbstzerstörungsmodus“. Die ihm zugetragenen Sorgen, Probleme und Zweifel speise er deshalb in die CSU ein. „Denn eine Partei, die in Selbstgefälligkeit versinkt und meint, sie habe die Weisheit mit dem Löffel gefressen, ist für mich keine gute Partei“, sagt Dierl direkt und unverblümt. Dazu gehöre eine offene und ehrliche Kommunikation. Denn: „Bei einem Politiker, der immer nur verspricht, aber nichts einhält, verlieren die Menschen den Glauben und das Vertrauen.“

In die Politik ist der gelernte Bauzeichner und Architekt erst vergleichsweise spät gekommen. Die Beitrittserklärung zur CSU unterschrieb er erst mit 30, obwohl er der Partei schon länger nahegestanden war. Als Zehnjährigen hatte ihn sein Opa zu einer Wahlkampfveranstaltung mit Franz Josef Strauß mitgenommen, ein Erlebnis, das ihn schwer beeindruckt und sein politisches Interesse geweckt habe, erzählt Dierl. Vor seinem Engagement in der Partei wollte er sich aber erst seinen Beruf aufbauen – er gründete ein Architekturbüro in seiner Heimatgemeinde Speichersdorf – und eine Familie gründen. Dierl hat zwei Kinder.

Auch die politische Karriere ging Dierl gemächlich an. Mit 38 CSU-Ortsvorsitzender, mit 44 Gemeinderat, mit 50 Kreisrat und in einem Alter, in dem andere Ministerpräsident werden, Landtagsabgeordneter. Dierl begründet die ausgedehnte Schrittfolge mit der beruflichen Belastung als Selbstständiger und sich öffnenden Zeitfenstern. In der CSU bietet sich die Chance auf eine Direktkandidatur für den Landtag im Regelfall nur, wenn der oder die Stimmkreisabgeordnete nicht mehr antritt. So war das auch bei ihm, als 2023 Vorgängerin Gudrun Brendel-Fischer aufhörte.

Den späten Einstieg in die Politik bedauert Dierl nicht, im Gegenteil. Dank der gewonnenen Lebenserfahrung könne er viel gelassener auf so manche hitzige politische Debatte blicken und Entscheidungen treffen. Prägend war für ihn vor allem die Zeit, als er seine demente Großtante vier Jahre lang vom „Ende des selbstbestimmten Lebens“ bis zur Frage über lebensverlängernde Maßnahmen begleitet hatte. „Da bekommt man einen anderen Blick auf die Dinge“, resümiert Dierl.

Er ist Oldtimer- und Richard-Wagner-Fan

Seiner Direktheit hat das keinen Abbruch getan. Im Landtag jedenfalls gehört Dierl zu den Abgeordneten, die im Plenum durch eine ordentliche Zahl an Interventionen auffallen. Er verfolge die Debatten aufmerksam, um unter anderem die Redebeiträge auf Widersprüche oder Ungereimtheiten abklopfen zu können. „Das ist für mich Debattenkultur“, betont er. Vor allem reizt es ihn, das Gesagte von Kolleg*innen zu hinterfragen, die ihre Reden Wort für Wort vom Blatt ablesen. Da wolle er wissen, ob sie sattelfest seien.

Am häufigsten hakt Dierl bei AfD-Leuten nach. „Man darf nicht widerspruchslos stehen lassen, was da manchmal verbreitet wird“, sagt Dierl energisch. Dass er sich gegen rechte Parolen wende, sei für ihn eine „Haltungsfrage“. Privat habe er deshalb auch schon eine Freundschaft beendet. Mit Blick auf die deutsche Geschichte könne er nicht akzeptieren, wenn die Nazidiktatur verharmlost oder relativiert, ungeniert national-völkisch argumentiert oder die Demokratie infrage gestellt werde. „Das, was damals war, möchte ich heute nicht einmal im Ansatz wieder erleben“, stellt Dierl klar und empfiehlt zur Läuterung den Besuch einer KZ-Gedenkstätte.

Im Landtag arbeitet Dierl im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst mit. Die Kombination passe für ihn als Vertreter einer Universitätsstadt, die mit den Wagner-Festspielen ein Kultur-Event von Weltrang beherbergt. Wegen der beruflichen Nähe hätte Dierl zudem gerne dem Bauausschuss angehört. Dass es am Ende der Umweltausschuss geworden ist, betrübt ihn aber nicht, „denn ich bin von Herzen der Umwelt verbunden“. Als naturnaher Mensch könne er sich „wahnsinnig aufregen, wenn die Natur leidet“.

Ungeachtet dessen hat Dierl ein eher unökologisches Hobby: Er ist Oldtimer-Fan. „Es macht einfach Spaß, mal eine Stunde mit zum Fahrzeug passender Musik durch die Gegend zu fahren“, schwelgt er. Allerdings kommt er nur selten dazu, seine betagten Fahrzeuge auszuführen. Nur im Wahlkampf war es etwas mehr. Da tuckerte Dierl auf seiner „Tour de Franc“ mit einem VW Bulli, Baujahr 1968, durch den Stimmkreis. Drei weitere Oldies hat er noch in der Garage stehen, zwei Mercedes und einen alten Fiat 500. Ansonsten ist er in seiner raren Freizeit viel mit seinen beiden Hunden draußen, früher ist er gern geritten.

Bleibt am Ende noch die Kernfrage an einen Abgeordneten aus Bayreuth: Richard Wagner – Fan oder Pflicht? Dierl muss da nicht lange überlegen: „Absolut überzeugter Fan!“ Dass er jetzt als örtlicher Abgeordneter zu Premieren auf den „Hügel“ eingeladen wird, empfindet er deshalb als „Zuckerl“, sagt Dierl mit einem fast seligen Lächeln. (Jürgen Umlauft)
 

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