Seine beiden Ausbildungen zum Bäcker und Konditor liegen bereits 38 beziehungsweise 35 Jahre zurück. Damals war Martin Behringer (Freie Wähler) noch nicht einmal volljährig. Dennoch steht der heute 53-Jährige auch als Landtagsabgeordneter regelmäßig in der Küche – vor allem jetzt zum Jahresende. Dann bäckt der gebürtige Deggendorfer im Akkord Kuchen und Torten für Vereine, Kaffeerunden, Versteigerungen und Weihnachtsfeiern. „Das geht ganz schnell – zumindest für mich“, sagt er lachend. Sein Favorit: Schoko-Sahne-Torte. Er ist überzeugt, dass das Handwerk goldenen Boden hat. Bis heute ist er stolz auf seine Ausbildung.
Dass Behringer einmal im Landtag sitzen würde, hätte er nie gedacht. In der Schule war er nicht der Überflieger. Außerdem hatte er große Augenprobleme. Um trotz Brille etwas zu sehen, musste er immer in der ersten Reihe sitzen. Nach der Schule und der Ausbildung wollte er ursprünglich auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten, das war lange sein Traum. Aber daraus wurde nichts. Mit 17 Jahren begann er, sich in der Jugendarbeit zu engagieren, bei der Katholischen Landjugendbewegung, beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend und beim Kreisjugendring. „Plötzlich war ich da so verwurzelt, dass die große weite Welt kein Thema mehr war.“
Durch sein Engagement traf Behringer den damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog (CDU) und Papst Johannes Paul II. Das fiel natürlich auch den Parteien seiner Heimatgemeinde Thurmansbang auf. Sowohl CSU als auch Freie Wähler motivierten ihn zu einer Kandidatur für den Gemeinderat. Die Idee gefiel dem damals 24-Jährigen. Denn wegen der seiner Meinung nach unzureichenden finanziellen Förderung der Jugendarbeit begann er, sich für Politik zu interessieren. Er entschied sich für die Freien Wähler, weil ihm die CSU eher vorkam wie eine eingeschworene Altherrentruppe.
Schnell wurde er Ortsvorsitzender von Thurmansbang und schaffte es bei der Kommunalwahl 2002, den langjährigen CSU-Bürgermeister abzulösen. Bis zu seinem Landtagseinzug blieb er der Rathauschef seiner Gemeinde. Zudem ist er seit 16 Jahren Kreisvorsitzender im Landkreis Freyung-Grafenau. Bei der Verleihung des Ehrentitels „Altbürgermeister“ nannte ihn der Laudator einen „24/7-Bürgermeister“. Behringer sagt: „Kommunalarbeit macht mir einfach unglaublich viel Spaß.“ Schon als Bürgermeister war er viel unterwegs, jetzt legt er als Abgeordneter in seinem Wahlkreis nach eigenen Angaben bis zu 2000 Kilometer pro Woche zurück. Präsenz zu zeigen, ist für ihn elementar – wenn es sein muss, auch auf Kosten des Urlaubs.
Das erklärt auch, warum Behringer erst spät für den Landtag kandidiert hat. „Außerdem bin ich nicht so der Verkäufer, auf der Bühne zu stehen kostet mich schon ein bisschen Überwindung“, räumt er ein. Zwar hatte er sich schon 1998 für den Landtag und 2021 für den Bundestag beworben. Er behauptet, das sei wegen der geringen Chancen der Freien Wähler eher ein Beliebtheitstest und eine Wahlkampfübung gewesen. Die Menschen in seinem Wahlkreis scheint das Training überzeugt zu haben: Bei der Landtagswahl 2023 erhielt er in Niederbayern die drittmeisten Stimmen seiner Partei.
24/7-Kommunalpolitiker
Obwohl die interfraktionelle Zusammenarbeit im Landtag weniger gut funktioniert als auf kommunaler Ebene, ist Behringer insgesamt zufrieden. „Man muss zwar manchmal diskutieren, aber es gibt keinen Streit, kein Messerwetzen“, betont er. Das dürften viele aus der Opposition anders sehen. Und wie steht es mit der Zusammenarbeit mit der AfD? „Mit denen pflege ich keinen Kontakt und werde es auch nicht tun“, unterstreicht er.
Zu den zentralen Herausforderungen der Politik zählt er die Migration. Behringer plädiert dafür, die Migration deutlich stärker einzuschränken und integrationsunwillige Migranten schneller auszuweisen. Die aktuellen Asylverschärfungen der Bundesregierung nennt er „Scheinabschiebungen“. In Wirklichkeit handele es sich dabei nämlich um finanziell geförderte freiwillige Ausreisen.
Innerhalb seiner Fraktion ist Behringer allerdings vor allem für die Themen Wohnen, Bau und Verkehr zuständig. Seit einer Personalrochade im September fungiert er auch als Vizevorsitzender des entsprechenden Landtagsausschusses. Aktuell ärgert ihn, dass die Baugenehmigung für die dritte Startbahn am Münchner Flughafen durch juristische Tricks doch nicht wie geplant 2026 auslaufen soll. „Dafür gibt es überhaupt keinen Grund.“
Ein anderes Ärgernis ist für ihn die Bayerische Bauordnung. Behringer klagt: Ein Stellplatz je Wohnung auf dem Land sei zu wenig. „Politiker dürfen nicht nur die Metropolen im Blick haben“, kritisiert er.
Behringer sitzt außerdem im Bildungsausschuss. Im Gegensatz zu Kultusministerin und Fraktionskollegin Anna Stolz hält er die Diskussion um die Abschaffung von Exen, also unangekündigten Tests, für nicht zielführend. „Man kann nicht nur fördern, man muss auch fordern“, betont er. Ähnlich äußerte sich auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Des Weiteren müsse das Augenmerk in der Schule stärker auf Lesen, Schreiben und Rechnen und weniger auf zum Beispiel Musik und Kunst gelegt werden.
Auf die Frage nach seinen Hobbys – außer dem Tortenbacken – muss der ledige Behringer lange nachdenken. „Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen ein Atommüllendlager im Saldenburger Granit“, sagt er schließlich halb ernst, halb scherzhaft. Auch sei er Fan des traditionellen Elefantenrennens in seiner Gemeinde, einem Motorrad-Wintertreffen, benannt nach dem Motorrad des Gründers („Grüner Elefant“). Der 53-Jährige nimmt aber höchstens als Beifahrer teil. „Ich bin in meinem Leben nur Mofa gefahren“, sagt er. Wenn er einmal nicht in seinem Wahlkreis ist, zieht es ihn nach Wien. Neben dem Kaffee haben es ihm vor allem die Musicals angetan – und natürlich das süße Wiener Gebäck. (David Lohmann)
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