Als junger Mann hätte er sich nicht vorstellen können, dass er einmal Landtagsabgeordneter sein würde, sagt Thomas Zöller. Und doch wirkt die politische Karriere des heute 55-Jährigen fast so, als wäre sie darauf ausgerichtet gewesen.
Zur Politik hatte ihn – indirekt – eines seiner Hobbys gebracht: das Taubenzüchten. Als 13-Jähriger fing er an, sich für die Brieftaubenzucht seines Vaters zu interessieren. Und der, genervt von der Besserwisserei seines Sohnes, kaufte ihm bald eigene Rassetauben – sogenannte Altdeutsche Mövchen, mit denen Zöller fortan bei zahlreichen Züchterwettbewerben erfolgreich war. 2001 wurde ein neuer Geschäftsführer des Bundes Deutscher Rassegeflügelzüchter gesucht. Und Zöller, der sich inzwischen zum Maschinenbauchtechniker weitergebildet hatte und in einem Betrieb der Automobilbranche als Projektleiter für die Entwicklung von Autositzen arbeitete, bewarb sich für den Posten, den bisher nur Juristen besetzt hatten. Zöller bekam die Stelle. In der Zeit knüpfte er viele Kontakte, baute einen Fanshop auf und verbrachte viel Zeit mit einem Berufspolitiker: Der Präsident des Verbands war damals ein CSU-Landrat. „Der hat mich politisch geprägt“, sagt Zöller.
Auch deswegen kandidierte er 2002 erstmals für den Marktgemeinderat in Mönchberg. Und blieb in der Kommunalpolitik. Er traute sich 2008, gegen den Amtsinhaber von der CSU anzutreten und wurde mit sechs Stimmen Vorsprung gewählt. Fortan war er hauptamtlicher Bürgermeister eines kleinen Orts im Naturpark Spessart. „Gute Luft, tolles Wasser, nur kein Geld“, lautete das Motto in Mönchberg.
Zöller sah sich als hemdsärmeligen Manager, der es mit wenig Ressourcen und viel ehrenamtlicher Hilfe schaffte, Freibad und Grundschule zu sanieren – und so deren Schließung verhinderte. Stolz ist Zöller, den nur wenig aus der Ruhe zu bringen scheint, auch darauf, ein Baumhaushotel in den Ort geholt zu haben. Bis zu seiner Wahl in den Landtag über die Liste blieb er Bürgermeister. Einige Jahre war er auch stellvertretender Landesvorsitzender der Freien Wähler.
Bei der konstituierenden Sitzung des Landtags folgte dann eine Überraschung: Zöller wurde zum Patienten- und Pflegebeauftragten der Staatsregierung ernannt. Vorqualifikation brachte er immerhin mit: Er hatte einige Jahre im Bezirkstag gesessen und so schon viel mit Gesundheitsthemen zu tun gehabt. Seine Frau ist Medizinische Fachangestellte, und seine zwei erwachsenen Töchter arbeiten ebenfalls im medizinischen Bereich.
Drei bis vier Termine pro Woche hat Zöller wegen dieses Zusatzamts. Mal wirbt er bei Veranstaltungen für Organ- oder Knochenmarkspenden, mal vertritt er die Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU), mal hört er sich persönlich Anliegen von Patient*innen oder deren Angehörigen an. „Es ist toll, das gleich ins Gesundheitsministerium bringen zu können“, sagt Zöller. Die Zusammenarbeit mit der Ministerin sei sehr gut, versichert Zöller. „Wir haben ja keinerlei Sprachbarriere, wir beide sind im Untermain daheim.“ Dass es in der CSU/Freie-Wähler-Koalition vor allem an der Spitze knirscht, will Zöller gar nicht abstreiten. „Aber auf der Sachebene funktioniert das hervorragend“, meint er.
Gerlachs Kritik an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) teilt er. „Man muss viel mehr miteinander reden, um einen Konsens zu finden. Beim Lauterbach sehe ich das überhaupt nicht, der spricht ja nur beim Lanz.“ Doch auch Zöller findet, dass eine Krankenhausreform nötig ist. Die müsse aber auch die Besonderheiten auf dem Land berücksichtigen. „Wir brauchen eine flächendeckende Notfallversorgung.“ Und die sei auf dem Land gefährdet. Natürlich brauche es da auch einen bayerischen Krankenhausplan. „Ich denke, dass da bald was aus dem Gesundheitsministerium kommt“, sagt Zöller und lächelt vielsagend.
Joggen, Rückentraining und schwimmen: In Sachen Prävention ist er ein Vorbild
An das im Vergleich zur Kommunalpolitik langsame Tempo im Landtag hat sich Zöller bereits gewöhnt. „Fünf Jahre im Bezirkstag waren eine gute Vorbereitung. Man muss sich einen langen Atem antrainieren.“ Das hat er auch im Gesundheitsausschuss gemerkt.
Viel mehr Wert muss die Gesundheitspolitik aus seiner Sicht auf die Prävention legen: Denn regelmäßiger Sport, gute Ernährung und genügend Ruhe verhinderten so manche Krankheit. Er selbst kommt ohne Sport auch nicht aus. Einmal pro Woche geht er an der Isar joggen, ebenfalls einmal pro Woche macht er Rückentraining. Wenn es der Terminkalender zulässt, zieht er im heimischen Freibad seine Runden.
Ein anderes Hobby ist die Musik: Seit Jahrzehnten spielt Zöller Saxofon. Mit einer Blasmusikkapelle trat er lange Zeit im ganzen Landkreis auf. Zur finanziellen Unterstützung des Freibads hob er auch ein Musikfestival mit aus der Taufe. Apropos Musikfestival: Seit 2015 fahren Zöller und seine Familie jedes Jahr zum Heavy-Metal-Festival nach Wacken. „Das ist unser Familienurlaub“, sagt Zöller. Ein Bericht im Fernsehen brachte die Familie auf die Idee, der sich auch alle, die einheiraten wollen, verschreiben müssen. „Das ist gesetzt“, erklärt Zöller.
120 Altdeutsche Mövchen hat Zöller heute noch. Derzeit kümmern sich vor allem seine Frau und sein Schwiegersohn um sie. „Das ist ein schöner Ausgleich, wenn ich mal Rentner bin“ sagt Zöller. Aber so bald will er sich nicht wieder aus dem Landtag verabschieden. „Eine Legislatur ist doch zu kurz.“ (Thorsten Stark)
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