Leben in Bayern

Die Polit-Elite suchte 2015 im Singspiel eine neue Heimat im Weltall: Antonia von Romatowski als Angela Merkel, Gerhard Wittmann als Dieter Reiter, Stephan Zinner als Markus Söder, Angela Ascher als Ilse Aigner und Stefan Murr als Alexander Dobrindt. (Foto: Tobias Hase/dpa)

18.02.2016

Das große Derblecken

Nächste Woche wird der Polit-Prominenz auf dem Nockherberg wieder sauber eingeschenkt – Marcus H. Rosenmüller inszeniert zum vierten Mal das Singspiel - Freud lässt grüßen

Marcus H. Rosenmüller soll das Singspiel am Nockherberg retten! Diese Nachricht war 2012 eine echte Überraschung. Und tatsächlich hat der bayerische Kultregisseur gemeinsam mit Autor Thomas Lienenlüke und Komponist Gerd Baumann die Traditionsveranstaltung zurück zu seinen Wurzeln geführt: Intelligentes und gestandenes Derblecken statt Comedy ist seitdem wieder angesagt. Zum vierten Mal inszeniert Rosenmüller am Mittwoch (24. Februar) die Politiker-Parodie, die der BR ab 18.30 Uhr live überträgt.

Und einiges wurde bereits verraten: Innenminister Joachim Herrmann ist heuer mit dabei, gespielt von Michael Vogtmann. Der stand bereits 2012 auf der Nockherberg-Bühne, damals aber als baden-württembergerischer Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Ein ganz neues Gesicht gibt’s auch: Paul Kaiser als „Überichhofer“. Im Freudschen Sinne die moralische Instanz des Ministerpräsidenten? Der wird auch heuer wieder von Christoph Zrenner gespielt. Das Singspiel solle den Blick in das Gehirn von  Seehofer freigeben, kündigte Rosenmüller an. Autor Thomas Lienenlüke erklärte: "Die Flüchtlingsthematik setzt Bilder frei, aber diese Bilder finden nur im Kopf statt."

Seehofer bekommt einen "Überichhofer"

Was in den ersten beiden Jahren so richtig knallte, zog 2015 allerdings erstmals auch Kritik auf sich. Die Polit-Elite machte im Singspiel eine Weltraumreise zum Planeten Neu-Bavarien, die sich am Ende als Deliriums-Fantasie Seehofers entpuppte. Da waren Längen. Und einigen wie Landtagspräsidentin Barbara Stamm war das Singspiel aus dem All schlicht zu wenig bayerisch. Lob bekam dagegen Mama Bavaria Luise Kinseher von allen Seiten. Kam sie in den vergangenen Jahren manchmal ein bisserl blass daher, hat sie 2015 richtig zugelangt. Zu Finanzminister Markus Söder sagte sie zum Beispiel: „Aber am besten verkauft der Söder sich selbst! Wie man aus nix so viel machen kann, das ist enorm.“

Der Söder ist ohnehin regelmäßig Star des Nockherberg-Abends. Aber nicht der echte. Die Spielfreude von Stephan Zinner ist jedes Mal so beeindruckend, man glaubt oft, den echten Söder auf der Bühne zu sehen. Der macht derweil unten im Saal wie alle anderen Politiker-Opfer gute Miene zum derben Spiel. Denn auch das gehört zur traditionellen Nockherberg-Inszenierung: Lachen ist Pflicht. Allerdings kommt das bei manchem durchaus mal gequält daher. Erinnert sei an die Szene im vergangenen Jahr, als die gesamte Polit-Elite auf dem Raumschiff Ilse Aigner verspeiste. Der Blick der echten Ministerin: voller Unglauben.

Und auch die SPD scheint immer weniger Spaß an den Scherzen über ihre Unsichtbarkeit im Freistaat zu haben. Kinseher 2015: „Politisch ist die SPD in Bayern in der Palliativstation angekommen – sie wissen, gesund werden wir nicht mehr, aber wir gestalten das Ableben so schmerzfrei wie möglich.“

Allerdings kann es auf dem Nockherberg noch schlimmer kommen: nämlich gar nicht vorzukommen. Einer, der aus diesem Stadium seit zwei Jahren heraus ist und heuer wieder mit dabei: der Grüne Anton Hofreiter in Gestalt von Wowo Habdank. Außerirdischer durfte er 2015 sein. Noch lustiger war, wie ihn im Jahr zuvor bei der fulminanten Faust-Inszenierung Söder als blondes Engerl mit Walle-Haar herbeizauberte. Damit machte er fast dem Bühnen-Seehofer Konkurrenz. Auch der hatte 2014 ein Highlight: mit Mordsvorbau und blonden Gretchen-Zöpfen. (Angelika Kahl)

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