Politik

Für viele Menschen ist das eigene Heim ein Herzenswunsch. Tatsächlich geht die Zahl der Baugenehmigungen deutlich zurück. (Foto: dpa/Bernd Feil)

26.07.2024

Ein ferner Traum

Sehnsucht Eigenheim: Warum Bauen immer schwieriger wird

Der Wohnraummangel hierzulande ist ein Dauerbrenner. Erneut zeigt eine Studie, wie dramatisch die Situation ist. Laut einer Erhebung des Hamburger Gewos-Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung hat die Zahl der Transaktionen von baureifem Wohnbauland in Deutschland 2023 einen historischen Tiefstand erreicht. Auch in Bayern.

Blickt man in den Immobilienmarktbericht Bayern 2024, den der Obere Gutachterausschuss für Grundstückswerte herausgibt, stellt man fest: Seit dem Jahr 2021 haben sich die Verkäufe für unbebaute Flächen, die für den Wohnungsbau bestimmt sind, um 49,6 Prozent reduziert. Das bedeutet auch, dass in diesem Zeitraum mit dem Verkauf der Flächen 55,6 Prozent weniger Umsatz gemacht wurde.

Zudem gingen gerade von 2022 zu 2023 in fast allen Regierungsbezirken die Verkäufe von Baugrundstücken zurück. Nur in Würzburg lief es anders. Dort haben laut Pressesprecherin Claudia Lother in erster Linie Verkäufe in Neubaugebieten in den beiden Stadtteilen Lengfeld und am Hubland zu hohen Verkaufszahlen geführt. Letztlich sei die Steigerung von Verkaufszahlen aber auch darauf zurückzuführen, dass es im Jahr 2022 entsprechend weniger Verkäufe gab. 2021 waren es 50, 2022 nur 31 und 2023 waren es 57. Weil Würzburg wegen seiner Tallage nur auf den umliegenden Höhenzügen neue Wohnbauten errichten kann, hat die Stadt in den letzten Jahren mit dem Umbau des Konversionsgeländes am Hubland einen neuen Stadtteil geschaffen. Dort sollen einmal 4500 Menschen neuen Wohnraum finden.

Kein gutes Zeichen

Die rückläufige Entwicklung bei den Baulandverkäufen ist kein gutes Zeichen für die künftige Wohnbautätigkeit. Wenn niemand mehr bauen will, wird das den Wohnraummangel weiter verschärfen.

Was tun? Der Landesverband Bayerischer Bauinnungen (LBB) fordert, dass der Bund auch Gebäude mit dem Energieeffizienzstandard EH 55 (benötigt nur 55 Prozent der Energie eines konventionellen Neubaus) fördert. Denn der aufwändigere Standard EH 40 ist „für private Bauherren wirtschaftlich nicht darstellbar“, sagt Alexander Spickenreuther, Leiter Betriebswirtschaft und Steuern beim LBB. Er mahnt auch Verlässlichkeit bei den Förderbedingungen an. Der Bund habe hier zuletzt für Durcheinander gesorgt. Und natürlich „müssen die Fördertöpfe des Bundes ausreichend gefüllt sein“, so Spickenreuther.

Ein oft geäußerter Wunsch ist, dass Baukredite günstiger werden. Tatsächlich hat die Europäische Zentralbank im Juni den Leitzins gesenkt. Doch die Banken haben das nicht weitergegeben.

50 Prozent weniger verkaufte Baugrundstücke seit 2021

Positiv für Häuslebauer könnte nun der Gebäudetyp E sein, der jetzt in ein Gesetz gegossen werden soll. Damit kann man von hohen und kostspieligen Baustandards abweichen, wenn Bauherren und Baufirmen das im gegenseitigen Einvernehmen wollen. Entgegen anders lautender Medienberichte werden einem Sprecher des bayerischen Bauministeriums zufolge davon auch private Bauherren profitieren.

Bayerns Bauminister Christian Bernreiter (CSU) kritisiert die Ampel-Regierung in Sachen Gebäudetyp E dennoch. Das Ganze komme ziemlich spät, klagt er. Denn auf Initiative Bayerns „hatte der Bundesrat diese Forderung bereits im Mai 2023 an den Bundesjustizminister herangetragen.“

Wie hohe Bauzinsen und überambitionierte energetische Anforderungen Bauwillige verschrecken, zeigen auch Zahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik. So sind die Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser seit dem Hoch im ersten Quartal 2021 kontinuierlich gesunken. Im Mai 2024 lag die Zahl nur noch bei 944 Genehmigungen für den Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern. Im Mai 2023 waren es noch 1224, was ein Minus von rund 23 Prozent bedeutet. Außerdem haben private Bauherren im Mai 2024 nur noch für 894 Wohngebäude (aller Größenklassen) eine Baugenehmigung beantragt. Im Mai 2023 waren es noch 1044. Somit ist innerhalb eines Jahres ein Minus von 15 Prozent aufgelaufen.

Das alles zeigt, dass man dringend gegensteuern muss, um eine Wohnraumkatastrophe zu verhindern. Vor allem sollte der Eigenheimbau gefördert werden. Denn Menschen, die selber bauen, entlasten den Mietwohnungsmarkt.

LBB-Hauptgeschäftsführer Andreas Demharter gibt zu bedenken: „Alle Privaten, die bauen könnten, warten ab.“ (Ralph Schweinfurth)

 

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