Politik

18.10.2024

Kanzlerkandidat Friedrich Merz: Es gibt noch etliche Baustellen

Ein Kommentar von Waltraud Taschner

Nach demonstrativem Kuscheln beim CSU-Parteitag ist klar: Diesmal werden keine Eifersüchteleien den anstehenden Bundestagswahlkampf trüben. Markus Söder und seine CSU sind wild entschlossen, dem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz keine Steine in den Weg zu legen, damit dieser im September 2025 Olaf Scholz und seine Ampel-Koalition ablösen kann.

Jetzt muss Merz liefern. Gewiss, CDU/CSU starten mit komfortablen Umfragewerten in den Wahlkampf – aktuelle Zahlen taxieren sie bei gut 35 Prozent. Trotzdem gibt es etliche Fallstricke. So hat Merz im direkten Vergleich mit Kanzler Scholz keineswegs die Nase vorn; beide liegen derzeit bei 30 Prozent Zustimmung. Und bundesweite Erhebungen haben regelmäßig ergeben, dass Söder und selbst der dröge CDUler Hendrik Wüst beliebter sind als Merz. Auch bei den Wählerinnen hat der Sauerländer einen Malus. Nur 9 Prozent der Frauen im Alter von 18 bis 29 Jahren würden dem 68-Jährigen laut Forsa-Umfrage ihre Stimme geben. Merz’ Rivalin Angela Merkel unterdessen hatte bei Frauen aller Altersgruppen stets hohe Zustimmung erfahren.

An seiner Popularität muss Merz noch arbeiten. Auch wegen seiner früheren Tätigkeit in der Finanzwirtschaft, über die viele die Nase rümpfen – unverständlicherweise. Denn warum soll es schädlich sein, neben politischer auch wirtschaftliche Expertise zu besitzen. Dennoch: Wahlen gewinnt man nicht mit Sachkompetenz allein. In der öffentlichen Wahrnehmung kommt Merz häufig als älterer Herr rüber, dem es am Gespür für die passende Geste und das richtige Wort mangelt. Im Unterschied zum Instagram-erprobten Instinktpolitiker Söder fehlt ihm der Coolnessfaktor. Die Parole „Frauen machen die Politik besser“ etwa wirkt anbiedernd und tapsig. Merz trieft vor Seriosität. Das ist nicht ehrenrührig, sorgt aber nicht bei allen Wählerschichten für Furore.

In der Vergangenheit hat er zudem mit diversen Patzern irritiert: Aussagen über „kleine Paschas“ aus Migrantenfamilien, den „Sozialtourismus“ ukrainischer Flüchtlinge oder über Asylbewerber, die Deutschen die Zahnarzttermine wegschnappen, nahm Merz unter Druck zurück – was erneut Unmut hervorrief. Erratisches Hin und Her kann sich der spröde Kandidat nicht mehr leisten. Ein Spaziergang wird das nicht.
 

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