Politik

Bürgermeister Thomas Schwarzenberger vor dem Rathaus mit Obamas Weißbierglas. Kleines Bild: Beliebt bei Touristen ist die Bank vom G7-Gipfel, an der Merkel und Obama ein Gespräch führten. (Fotos: Angelika Warmuth/dpa)

07.06.2016

Obamas Weißbierglas

Die halbe Welt schaute zu, als US-Präsident Obama beim G7-Gipfel vor einem Jahr in Krün mit Kanzlerin Merkel frühstückte. Das Treffen hat den Ort berühmt gemacht

Dieses Souvenir hütet Thomas Schwarzenberger wie einen Schatz. Wenn der Krüner Bürgermeister in seinem Büro im Rathaus sitzt, schaut er auf ein Weißbierglas. Es ist nicht irgendein Bierglas. Es ist das Glas, aus dem US-Präsident Barack Obama bei seinem Weißwurst-Frühstück vor Beginn des G7-Gipfels auf Schloss Elmau einige Schlucke Weißbier trank - alkoholfreies wohlweislich. Der umtriebige CSU-Mann hat es sich unmittelbar nach dem legendären Treffen mit dem mächtigsten Mann der Welt vor dem Rathausplatz geschnappt und ins Regal gestellt. Am heutigen Dienstag  jährt sich die Visite Obamas in dem oberbayerischen Feriendorf. Landwirt Alois Kramer hat hingegen nicht einmal ein Foto zur Erinnerung an seine angeregte Unterhaltung mit Obama in der Stube seines Bauernhofes hängen. "Auf so etwas bin ich nicht aus", sagt der Mann, der während des Frühstücks neben dem US-Präsidenten saß. "Wir haben uns gut unterhalten", erinnert sich der Diplom-Agraringenieur, der in den 1990er Jahren einige Monate in den USA zubrachte und sich daher gut auf Englisch mit Obama verständigen konnte. "Er ist schon eine charismatische Erscheinung", schwärmt Kramer von seinem Gesprächspartner, "er zeigte sich sehr interessiert an den Lebensumständen bei uns." Auch das nach wie vor aktuelle Thema eines Welthandelsabkommens TTIP mit den USA kam zur Sprache. Der 47-Jährige wies Obama auf die unterschiedliche Bewirtschaftung der Agrarflächen hierzulande und in den USA hin. "Bei uns werden die Felder annähernd biologisch bewirtschaftet, in den USA ist das ganz anders."

Vor dem Rathaus steht die nachgebaute Frühstücks-Biertischgarnitur

Beim Blick aus dem Fenster seines Rathausbüros freut sich Bürgermeister Schwarzenberger über die Urlauber, die vor der nachgebauten Biertischgarnitur stehen, auf der Obama und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) frühstückten. Der Rathausplatz wurde eigens für die gerade einmal 45-minütige Visite des mächtigsten Mannes der Welt herausgeputzt - es gab Zuschüsse vom Staat. "Der G7-Gipfel hat dazu beigetragen, dass der Bekanntheitsgrad unseres Ortes gestiegen ist", sagt der Rathauschef. "Jetzt liegt es an uns, dass die Nachfrage anhält." Für die diesjährige Sommersaison erwartet Schwarzenberger ein Plus bei den Gästeübernachtungen, dämpft aber zu hohe Erwartungen der Vermieter: "Wir sind vom Wetter abhängig." Mit einer multimedialen Schau im Rathaus will der kleine Ort an den Obama-Besuch erinnern. Ein niedriger sechsstelliger Euro-Betrag ist dafür im Haushalt vorgesehen. Schwieriger gestaltet sich die Realisierung einer zusätzlich geplanten Dokumentation zum G7-Gipfel an der Bundesstraße im Ortsteil Klais. Das Projekt würde die Gemeinde deutlich mehr kosten als die eher bescheidene Schau im Rathaus, auch wenn Freistaat Bayern und Bund eine 60-prozentige Förderung in Aussicht gestellt haben. "Wir müssen uns schon fragen, wie lange das Thema G7-Gipfel noch zieht", gibt Schwarzenberger zu bedenken.

Natürschützer ärgern sich noch heute über die Ortswahl für das Politikertreffen

Noch heute ärgert sich Axel Doering vom Bund Naturschutz in Bayern (BN) über die Ortswahl für das Politikertreffen. "Man hat den Gipfel mitten in eine sensible Naturlandschaft gesetzt, und das genau in der Zeit der Kinderstube vieler Tiere", sagt der Kreisvorsitzende. Wildtiere seien in Zäune gejagt und Pflanzen zertrampelt worden. In Garmisch-Partenkirchen wurde zudem das öffentliche Leben lahmgelegt, wie Doering sich erinnert. "Geschäftsleute sperrten ihre Läden zu, man konnte tagelang kein Geld mehr abheben und keinen Brief aufgeben." Natürlich sollten sich Politiker zusammensetzen und miteinander reden, meint der Naturschützer. "Aber dass eine Region dafür derart in Beschlag genommen wird, ist eine andere Frage." (Paul Winterer, dpa)

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