Politik

07.03.2024

Sollen Tierfiguren auf Kinderkarussells verboten werden?

Die Tierschutzorganisation Peta fordert ein Ende der Darstellung von Tieren in Fahrgeschäften – und hat damit ordentlich für Aufsehen gesorgt. Yvonne Würz, Fachreferentin für Tiere in Zoo und Zirkus des Vereins, erklärt die Beweggründe von Peta. Widerspruch kommt von Florian Streibl, dem Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler im Landtag

JA

Yvonne Würz, Fachreferentin für Tiere in Zoo und Zirkus, Peta Deutschland

Überall auf der Welt werden Tiere für Reitangebote missbraucht und misshandelt. Beim Elefantenreiten in Thailand, beim Eselreiten auf Santorini, beim Kamelreiten in Ägypten und bei Kutschfahrten in Österreich. Auch bei sogenannten Ponykarussells werden die Tiere gezwungen, stundenlang im Kreis zu laufen. Vielen Menschen erscheint es selbstverständlich, Tiere zu benutzen, da sie es von klein auf so gelernt und niemals hinterfragt haben. 

Karussellfiguren mit Tiermotiven verstärken vermutlich dieses falsche Selbstverständnis, dass auch lebende Tiere zum menschlichen Vergnügen da sind. Auch wenn Kinder natürlich wissen, dass es sich um Plastikfiguren handelt, ziehen sie das Pferd an den Zügeln, streicheln den Hund oder gruseln sich vor dem Bären: Die kindliche Fantasie lässt sie für einen Moment vergessen, dass es Figuren sind. Stünden auf den Karussells aber bunte Fahrzeuge oder Sternschnuppen, auf denen die Kinder ihre Runden drehen, kämen sie später vielleicht gar nicht auf die Idee, sich auf ein Tier zu setzen. 

Anstatt Kindern also beizubringen, dass die Ausbeutung von Tieren „normal“ sei, sollten wir ihnen vermitteln, dass jedes Lebewesen ein Recht auf ein Leben frei von Missbrauch durch den Menschen hat. Peta USA appellierte daher an einen Hersteller, die Produktion und den Verkauf von Karussells mit Tiermotiven einzustellen.

So würde die wichtige Botschaft vermittelt, dass Tiere nicht zur menschlichen Unterhaltung da sind. Wir von Peta Deutschland haben aus demselben Grund bereits vor zehn Jahren die Spielzeugfirma Playmobil aufgefordert, keine Zirkussets mehr zu produzieren, die Elefanten, Tiger und Dompteure mit Peitsche beinhalten. 

Auch wenn viele Menschen mit Kopfschütteln auf diese Forderung reagiert haben, hat sie uns die Möglichkeit gegeben, vielfach über das Leid der echten Tiere zu sprechen und zu zeigen, dass Kamel- und Eselreiten sowie echte Ponykarussells ein „No-Go“ sind. 
 

NEIN

Florian Streibl, Vorsitzender der Fraktion der Freien Wähler im Landtag

Wir Freie Wähler im Landtag lehnen die Forderung der Tierrechtsorganisation Peta nach einem Verbot historischer Kinderkarussells mit Tiermotiven klar ab. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum solche Fahrgeschäfte Kindern plötzlich „falsche Werte“ vermitteln sollten.

Petas Argumentation ist völlig absurd: Ihrer Ansicht nach verstärken Karussellfiguren mit Tiermotiven die Vorstellung, dass Tiere als empfindungsfähige Wesen nur „zu unserem Vergnügen da“ seien. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Kinder per se denken, Tiere existierten bloß zur eigenen Unterhaltung.

Abgesehen davon ist es Aufgabe von Familien, Lehrern und Freunden, junge Menschen dafür zu sensibilisieren, dass Tiere fühlende Wesen sind. Um den Hintergrund der berufsstandvernichtenden Peta-Forderung zu verstehen, sollten wir uns fragen, ob es diesen radikalen Aktivisten nicht bloß um mediale Aufmerksamkeit geht. Denn insbesondere Nichtregierungsorganisationen sind auf Schlagzeilen angewiesen, um sich Gehör zu verschaffen.

Kinderkarussells sind seit Jahrhunderten Inbegriff des friedlichen Volksfests. Die Empörung der Schaustellerbranche, die noch heute unter den Folgen der Corona-Pandemie sowie massiv gestiegenen Energiekosten leidet, kann ich daher sehr gut verstehen. Wir werden diesen hart arbeitenden Menschen jede erdenkliche Unterstützung zukommen lassen, damit ihre Jobs sicher bleiben und Kinder auch weiterhin Fahrgeschäfte mit Tiermotiven nutzen können.

Die von Peta losgetretene Debatte kommt zur Unzeit. Sie zeigt, dass es höchste Zeit ist, die arbeitende Mitte der Bevölkerung wieder in den Mittelpunkt des politischen Handelns zu stellen. Denn nur durch einen starken Mittelstand sind wir in der Lage, ein gedeihliches Gemeinwesen zu erhalten und Bayern in eine gute Zukunft zu führen. Darauf werden wir Freie Wähler im Landtag all unser politisches Handeln richten.
 

 

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