Wirtschaft

Die Bayerischen Staatsforsten blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2024 zurück. (Foto: Bilderbox)

14.10.2024

Vermarktungsmenge ist das Gebot der Stunde

Die Bayerischen Staatsforsten blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2024 zurück

Die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) haben auf ihrer Bilanzpressekonferenz in München für das Geschäftsjahr 2024 (1. Juli 2023 – 30. Juni 2024) ein positives Resümee gezogen: Vor dem Hintergrund großer Herausforderungen wie hohen Schadholzzahlen und einer schwachen Baukonjunktur schreibt das Unternehmen das dritte Jahr in Folge wieder schwarze Zahlen. Die Waldschutzsituation hat sich im Verlauf des Geschäftsjahrs deutlich verbessert. Und auch das Geschäftsfeld der regenerativen Energien entwickelte sich positiv.

In einem sehr herausfordernden Geschäftsjahr hätten die BaySF ein sehr solides Jahresergebnis realisiert, so Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der BaySF ist. 2024 ist seinen Worten zu Folge ganz im Zeichen des Borkenkäfers gestanden. „Wir haben es gemeinsam geschafft durch unsere Wirtschaftsweise mit Null-Toleranz gegen Borkenkäfer und sehr frühzeitigem Eingreifen bei ersten Befallsereignissen einen Massenbefall und damit das Absterben von Wäldern zu verhindern.“

Ohne diese intensive Pflege, so Aiwanger, wären viele Wälder in Bayern heute nicht mehr grün, sondern braun und abgestorben. „Das sei allen Waldstilllegungs-Ideologen ins Stammbuch geschrieben.“

2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, erklärte Martin Neumeyer, Vorstandsvorsitzender der BaySF. Auch dies habe dazu beigetragen, dass es im Geschäftsjahr 2024 eine Rekordmenge an Borkenkäferholz gab. Hinzu seien Sturm- und Schneebruchschäden im vergangenen Winter gekommen. Die Bayerischen Staatsforsten hätten in dieser Situation vorsichtig reagiert und nicht das gesamte Schadholz dem Markt zugeführt, was zu deutlichen Preisrückgängen geführt hätte, betonte Neumeyer. Stattdessen habe die BaySF ihre in ganz Bayern verteilten Lagerkapazitäten genutzt und das Schadholz eingelagert und nur schrittweise dem Markt zugeführt. „Strategisch war für uns die schrittweise Vermarktung des Schadholzes zu angemessenen Preisen im Vordergrund, der Einschlag und die Vermarktung von Frischholz fiel geringer aus als in Normaljahren.“

Stabiler Holzpreis

Dadurch reduzierte sich die Vermarktungsmenge im Geschäftsjahr 2024 (4,47 Millionen Festmeter) gegenüber dem Geschäftsjahr 2023 um rund 250 000 Festmeter (fm). Aber der Holzpreis blieb trotz anhaltender Konjunktur- und Wirtschaftsschwäche verhältnismäßig stabil. „Durch diese vorsichtige, marktangepasste Vermarktungsstrategie erzielten die Bayerischen Staatsforsten im Geschäftsjahr 2024 einen Jahresüberschuss von 20,2 Millionen Euro.“

Die Bayerischen Staatsforsten stellen sich auch engagiert dem Auftrag, einen substanziellen Beitrag zur Energiewende in Bayern beizusteuern, erklärte Aiwanger. So habe man für die Energieversorgung in Bayern Vorsorge geleistet. Mit mehr als 250 auf den Weg gebrachten Windenergieanlagen im Staatswald und der neu gegründeten BaySF BayernWind GmbH werden laut Aiwanger die BaySF für einen Schub beim Ausbau der Erneuerbaren Energien sorgen.

Und Neumeyer ergänzte: „500 Windenergieanlagen im Staatswald – das ist das ambitionierte Ziel, das die Bayerischen Staatsforsten bis 2030 erreichen wollen. Allein im 4. Quartal 2024 und 1. Quartal 2025 werden wir Auswahlverfahren für sechs weitere Windparks abschließen. Zudem errichten wir einen ersten eigenen BaySF-Windpark im oberfränkischen Markt Pressig.“

Zum Thema Borkenkäfer erklärte Rudolf Plochmann, BaySF-Vorstandsmitglied, dass es im Sommer 2023 – also dem Beginn des letzten Geschäftsjahrs – im Staatswald die höchste Borkenkäferdynamik seit Bestehen der Bayerischen Staatsforsten gegeben habe. Insgesamt, so Plochmann, fielen im Geschäftsjahr 2024 3,06 Millionen Festmeter Schadholz an. Rund 1,9 Millionen Festmeter davon waren Schäden durch den Borkenkäfer. Hauptschadensgebiet war auch im vergangenen Jahr der Frankenwald. Zusätzlich zu den hohen Borkenkäferzahlen haben, wie bereits Neumeyer ausgeführt hatte, verschiedene Stürme und ein Nassschneeereignis Ende November in Südbayern zu weiterem teils starken Schadholzanfall geführt. Der Klimawandel habe in seiner ganzen Breite zugeschlagen.

In der zweiten Hälfte des Geschäftsjahrs sanken laut Plochmann die Schadholzzahlen allerdings durch die konsequente Schadholzaufarbeitung im Herbst und Winter sowie der günstigen nassen und kühlen Witterung 2024. Die Borkenkäferdynamik konnte so insbesondere im schwer geschädigten Frankenwald deutlich gebremst werden und „sorgt für Optimismus im aktuellen Geschäftsjahr“. Das Borkenkäferaufkommen hat sich im 1. Quartal des aktuellen Geschäftsjahrs im Vergleich zum Vorjahr halbiert, berichtete Plochmann. Ende September 2024 verzeichnten die BaySF einen Holzanfall von rund 600 000 Festmetern durch Borkenkäfer geschädigte Nadelbäume. Zum gleichen Zeitraum im Vorjahr 2023 seien es noch 1,2 Millionen Festmeter gewesen.

Der Aufwand, einen gesunden Wald für die kommenden Generationen zu gestalten, werde immer größer, so Plochmann. „Die Mehrkosten für die Aufarbeitung des Käferholzes, die Borkenkäferbekämpfung und - prophylaxe belaufen sich allein im Geschäftsjahr 2024 auf rund 31,2 Millionen Euro. Das Investitionsvolumen für ganz Bayern für Pflanzungen und Saaten und damit in einen zukunftsfähigen Mischwald betrug insgesamt rund 19,5 Mio. Euro.“

Die Finanzlage der Bayerischen Staatsforsten stellt sich das dritte Jahr in Folge positiv dar, trotz großer Schadholzmengen, Wetterextremen und Konjunkturschwäche, erklärte Manfred Kröninger, ebenfalls im Vorstand der BaySF. Die Bayerischen Staatsforsten erzielten im Geschäftsjahr 2024 einen Gesamtumsatz von 465,4 Millionen Euro. Der Holzumsatz machte mit 403 Millionen Euro weiterhin den größten Anteil aus – er sank aber im Vergleich zum Vorjahr um knapp 50 Millionen Euro.

Der Jahresüberschuss liegt in diesem Jahr bei 20,2 Millionen Euro (2023: 68,4 Millionen Euro) und konnte trotz der schwierigen Rahmenbedingungen auf einem sehr guten Niveau gehalten werden, so Kröninger.
Schnelle, flexible Entscheidungen und Umsteuerungen seien ausschlaggebend gewesen , dass die Bayerischen Staatsforsten auch am Ende des Geschäftsjahrs 2024 gut dastehen, betonte Kröninger. „Forstwirtschaft im ursprünglichen Sinne ist auf Langfristigkeit ausgelegt. Die ’normale Forstwirtschaft’, wie wir sie von früher kennen, gibt es aber nicht mehr. Forstwirtschaft der Zukunft ist aufgrund des Klimawandels und der unsicheren wirtschaftlichen Lage geprägt von schnellen Entscheidungen und Reaktionen sowie Umsteuerungen und erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Agilität. Nur so können wir unser Unternehmen auf Kurs halten und den besten Wald für die kommenden Generationen gestalten.“ Ein wesentlicher Eckpfeiler in der Zukunftsstrategie ist für Kröninger der Klimawaldfonds, der für die Finanzierung der Waldbewirtschaftung im Krisenfall vorgesehen. Auch in diesem Jahr habe man den Klimawaldfonds mit weiteren 40 Millionen Euro füllen können und ist mittlerweile auf 110 Millionen Euro angewachsen. Der Klimawaldfonds dient der finanziellen Vorsorge für wirtschaftlich schwierige Zeiten.

Gegen Bürokratiemonster

Nicht besonders glücklich sind die BaySF mit der „Verordnung für entwaldungsfreie Produkte“ (EUDR) der Europäischen Union. Die Verordnung zielt darauf ab, Entwaldung zu bekämpfen und nachhaltige Praktiken innerhalb der Lieferketten zu fördern. Grundsätzlich sei der Gedanke , den globalen Holzeinschlag zu stoppen ja gut, so der Vorstand der BaySF und Aiwanger. Als problematisch erachten sie unter anderem aber die Berichterstattungs- und Datenerhebungspflichten für Unternehmen. Zudem sei die Anwendung der EUDR in der deutschen Forstwirtschaft, in der das Risiko für eine illegale Entwaldung als grundsätzlich gering gilt, generell zu hinterfragen.
Die BaySF fordern eine praxisnahe EU-Politik, die hilft, die Wälder an den Klimawandel anzupassen, anstatt immer wieder neue Bürokratiemonster zu erschaffen. (Friedrich H. Hettler)

 

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