Ähnlich wie die Landeshauptstadt selbst kann die Jugendherberge München City am Winthirplatz in Neuhausen mit einigen Superlativen aufwarten: Sie ist die älteste Großstadt-Jugendherberge Deutschlands und mit fast 400 Betten auch eine der größten – und ein Haus, das besonders nachhaltig arbeitet.
Seit 1929 ist der Münchner Stadtteil Neuhausen weltweit bekannt; keine Selbstüberschätzung, sondern Folge des Standorts der ersten Großstadt-Jugendherberge Deutschlands. Die Wendl-Dietrich-Straße ist seit fast 100 Jahren beliebtes (Reise-)Ziel von Backpackern und Schulklassen, von Sport- oder Musikgruppen. Jetzt wurden mit einem umfangreichen Neu- und Erweiterungsbau beziehungsweise tiefgreifenden Modernisierungsarbeiten die Weichen dafür gestellt, dass dieser historische Ort auch in den kommenden Jahrzehnten attraktiv und liebenswert bleibt.
Am 12. Mai 2022 werden die ersten Gäste die Jugendherberge München City beziehen – Quartier machen in den 101 Zimmern mit insgesamt 397 Betten. Alle Zimmer sind mit einer eigenen Dusche/WC ausgestattet. Sechs dieser Zimmer wurden dabei vollständig rollstuhlgerecht, 16 weitere barrierefrei gestaltet und zertifiziert.
Nach viereinhalbjähriger Bauzeit erstrahlt zunächst der Neubau, der sich entlang des benachbarten Winthirplatzes erstreckt, in voller Pracht. Hier schlägt künftig in der großzügigen Lobby das Herz der Jugendherberge. Der denkmalgeschützte Altbau wird noch einer Verjüngungskur unterzogen und öffnet Anfang 2023 seine Türen.
Die Jugendherberge München City wird das Flaggschiff im Landesverband Bayern des Deutschen Jugendherbergswerks sein. Nicht nur aufgrund der Größe, sondern vor allem wegen zahlreicher zukunftsweisender Lösungen, die das Haus besonders nachhaltig machen.
„Die Jugendherbergen in Bayern nehmen als gemeinwohlorientierte Bildungs- und Begegnungsorte frühzeitig gesellschaftliche Trends auf, orientieren sich an der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen und schaffen so Räume und Gelegenheiten zum sozialen Lernen und zur kreativen Gestaltung von Freizeit“, erklärt Winfried Nesensohn, einer der beiden geschäftsführenden Vorstände des Landesverbands, die Zielrichtung bei Neubauten beziehungsweise Modernisierungen von Häusern in Bayern.
Aus den Bauplänen der Jugendherberge München City lässt sich deshalb ablesen, wohin die Reise in den kommenden Jahren geht: Ressourcenschonende Bauweise, Energieeffizienz in allen Bereichen der Innen- und Außengestaltung, attraktive Programmangebote, ein Verpflegungsangebot, das konsequent auf Bio-Qualität und Regionalität setzt (mindestens 50 Prozent über das gesamte Angebot), oder Ladestationen für E-Bikes. Nesensohn: „Das Thema Nachhaltigkeit gibt den Takt vor – hier sind wir Trendsetter und Ideengeber für eine enkelgerechte Zukunft.“
Apropos Takt und Musik. Die Jugendherbergen in Bayern setzen sich – oft ihrer lokalen Verwurzelung folgend – thematische Schwerpunkte. Diese reichen von Häusern, die sportliche Angebote in den Fokus rücken, bis zu Kultur-Jugendherbergen, die sich eng mit der örtlichen Kulturszene vernetzen, um daraus attraktive Angebote für die Gäste zu entwickeln. Kein Wunder also, dass die Jugendherberge München City Kunst, Kultur und Medien zu ihrem Motto macht: ein singendes, tanzendes und spielendes Kreativ-Haus. Nach so viel musikalischer Betätigung warten am Abend ein Bistro und eine Bar auf die (älteren) Gäste.
„Gemeinschaft erleben“ ist das Motto der Jugendherbergen. Der Schwerpunkt Musik wird dem in vollem Umfang gerecht. Der Landesverband hat für diese Jugendherberge 35 Millionen Euro in die Hand genommen, um nicht nur ein modernes und nachhaltiges Haus zu errichten, sondern um darin vielfältigste Möglichkeiten für – gemeinsames – Singen und Musizieren, Tanzen oder Theaterspielen zu schaffen. Dass eine Jugendherberge über ein eigenes Tonstudio, über einen Ballettsaal, eine Bühne mit Gastraum für bis zu 200 Zuschauer*innen oder zehn Probenräume für Bands oder Chöre verfügt, ist ein Novum in der Geschichte des Verbands. Und es wird ein offenes Haus sein, in dem sich Gäste und Einheimische verabreden und treffen können, um Kultur selbst zu gestalten.
Ist das eigentlich noch eine Jugendherberge? Winfried Nesensohn bestätigt: „Bei all den besonderen Angeboten bleibt eine Grundidee, die wir damals zur Bedingung bei der Ausschreibung gemacht haben – Räume zu schaffen, die gemeinschaftlich genutzt werden können. Dieser Grundüberlegung war das Berliner Büro Graft Architects überzeugend gefolgt und konnte sich im Wettbewerb durchsetzen.“ Die Jugendherberge München City ist im doppelten Sinn am Puls der Zeit. Sie liegt mitten in einem belebten und attraktiven Stadtteil – per U-Bahn keine 15 Minuten vom Marienplatz entfernt; und sie nimmt zudem die Bedürfnisse junger Menschen auf.
So wurde der Begriff Flexibilität zu einem weiteren Merkmal der Gestaltung. Diese Flexibilität reicht von der Möglichkeit, Zwei-, Vier- oder Sechsbettzimmer zu buchen bis hin zu Übernachtungen in Dorms (Schlafsäle) für bis zu neun Personen. Wandlungsfähig sind auch die Gemeinschafts- und Tagungsräume, die „zusammengeschaltet“ werden können und so Platz für bis zu 200 Personen schaffen. Und nicht zuletzt: Das Küchenteam hat schon heute sehr konkrete Vorstellungen, wie gesunde und nachhaltige Ernährung aussehen soll.
Im Konzept der Graft-Architekten ist es zudem gelungen, eine organische Verbindung zwischen dem Altbau aus den 1920er-Jahren und dem neu errichteten Gebäudeteil zu schaffen. Ein großzügig gestalteter Innenhof wird die Brücke zwischen den unterschiedlich genutzten Gebäudeteilen sein.
Corona ist auch am Landesverband nicht spurlos vorübergegangen. In seinen Planungen wollte das DJH – neben der Jugendherberge München City – weitere ehrgeizige Bauvorhaben umsetzen, unter anderem den Neubau einer Jugendherberge in Regensburg. Nachdem die Buchungs- und Umsatzzahlen durch die Pandemie aber massiv eingebrochen waren, bleibt dafür kein Spielraum. Lediglich an den Vorhaben München City und dem Umbau/Modernisierung der Jugendherberge Furth im Wald zur Stärkung des ländlichen Raumes wurde festgehalten.
Ein Haus – unzählige Facetten, in dem sich Schulkassen genauso wohlfühlen, wie Familien und Musikgruppen – Rucksack- oder Geschäftsreisende. Nesensohn: „Ich bin überzeugt, dass dieser Spagat gelingen wird und die Jugendherberge München City eine tolle Bereicherung für die Stadtgesellschaft in München ist.“ (BSZ)
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