Zwischen dem Universitätsstandort München Innenstadt und dem Campus in Garching eröffnete kürzlich das „Apian Studenten-Apartment-Haus“. Der Ort, an das Richtfest gefeiert wurde, trägt den Namen – Apianstraße – dessen Bedeutung das Architekturbüro Meier aus Miesbach in Zusammenarbeit mit der Weichinger Projektentwicklung GmbH (WPG) aus München mit ihrem Bauwerk für Studierende alle Ehre machen wollte. Denn die Familie Apian sollte in ihrer Gelehrsamkeit Beispiel und Ahne sein all jenen jungen Studenten, die hier zukünftig in mühevoller Heimarbeit ihre Bildung für die Allgemeinheit kultivieren.
Namensgeber soll Beispiel und Ahne für Studenten sein
Als Mathematiker und Geographen an der Universität zu Ingolstadt erlangten einst im 16. Jahrhundert Peter Apian und sein Sohn Philipp unter anderem in der Neu- und Weiterentwicklung mathematisch-astronomischer Instrumente Weltruhm. Philipp, der Jüngere, erhielt etwa von Herzog Albrecht dem V. von Bayern den Auftrag, Bayern kartographisch zu erfassen und erstellte eine 5 x 5 Meter große Karte im Maßstab 1:45 000 – die sogenannten bayerischen Landtafeln. Peter, der Vater, wurde als herausragender Astronom und Wissenschaftler von Kaiser Karl V. zum Hofmathematiker berufen. Als Zeichen seiner Hochachtung bedankte sich der Kaiser zudem bei dem stets ein bisschen klammen Wissenschaftler, der auch einige Zeit mit der Suche nach wohlhabenden Gönnern verbringen musste, mit einem großzügigen Zuschuss von 3000 Goldgulden zugunsten seiner Forschungen und wissenschaftlichen Errungenschaften. Die Errungenschaft der Architekten wiederum hat auch genau dieses mit denen des alten Apian gemein: Ohne die Förderung von höchster staatlicher Stelle hätte dieses Wohnhaus für Studierende nicht errichtet werden können.
Der Bedarf an Wohnraum für mehr als 80 000 Studenten an den Münchner Universitäten und Hochschulen ist im ganzen Großraum nach wie vor weit größer als das Angebot. Hier investiert der bayerische Staat dankenswerterweise in das Kulturgut Bildung und damit auch in die Zukunft und hat so die Errichtung des Apian-Studentenwohnheims mit Zuschüssen entscheidend gefördert.
Ein Erfolg wie dieser hat viele Väter. Die Vision, getragen vom Gedanken an den Pioniergeist der Familie Apian, musste in den Herzen der Gemeinde Unterföhring Gestalt annehmen, woran Franz Schwarz, der erste Bürgermeister, einen maßgeblichen Anteil hatte. Er war es auch, der als Erster spontan einen zukunftsweisenden Gedanken hatte und mit „wollen Sie hier nicht vielleicht ein Studentenwohnheim bauen?“ diejenige Frage stellte, die den Grundstein für dieses Projekt erst gelegt hat.
Der Bedarf an Wohnungen ist größer als das Angebot
Ab diesem Moment hatte sich dieser Gedanke bei den Architekten festgesetzt und ihm sollten die nötigen Taten folgen. Aller Euphorie zum Trotz: Gut Ding will Weile haben, heißt es. Es ließe sich eine größere - wahrscheinlich wissenschaftlich umstrittene - Abhandlung darüber schreiben, was alles in jahrelangem Ringen neben Zeit, Kraft, Erfahrung und Erfindergeist sowie Moderationsgeschick erforderlich war, bis dieses bislang in einem Gewerbegebiet gelegene Grundstück für ein staatlich gefördertes Studentenwohnheim mit 474 Apartments umgewidmet und Letzteres genehmigt wurde. Seit dem Planungsbeginn im Jahre 2006 gab es viele der wohl unvermeidlichen Überraschungen.
Vor eineinhalb Jahren haben die Architekten mit den ersten Erdarbeiten begonnen. Anfang Mai 2010 hatten sie die Kellerdecke und Mitte Juni dann die letzte Bodenplatte betoniert. „Ich meine es ehrlich, wenn ich sage, dass wir oftmals ein schlechtes Gewissen hatten, wenn wir von der Baustelle in unser trockenes Büro zurückfuhren“, erklärt Architekt Hans Meier. Es regnete wochenlang. Doch die Verantwortlichen ließen mit stoischer Ruhe sämtliche Wetterkapriolen über sich ergehen und versuchten eisern, den strammen Terminplan einzuhalten. Die angeborene oberpfälzer Ruhe konnte allerdings auch ins pure Gegenteil umschlagen, wenn vom Statikprüfer eine Freigabe zu spät erteilt wurde oder wieder einmal vom Fertigteilwerk in Landshut ein falsches Teil angeliefert wurde.
Diese Aktionen erreichten im Oktober letzten Jahres ihren Höhepunkt, als an einem Tag ein ganzes Geschoss falscher Wände angeliefert wurde, ausreichend für eine kleine Wohnhaussiedlung. Dennoch blieben die Beteiligten im Fertigteilwerk sachlich und versorgten die Bauherren nach der ersten Schockstarre und einem arbeitsreichen Wochenende zeitnah mit neuen Wänden. Kurz darauf musste bei bester Föhnlage das Dach betoniert werden, bevor der kälteste November seit Wetteraufzeichnung alle im wahrsten Sinne des Wortes kalt erwischte. Die Arbeiter kämpften um jeden Tag und um jedes Grad. Mit einigen Notmaßnahmen konnten sie sich in die Weihnachtsferien retten und erst im März 2011die abgebrochenen Arbeiten an Dach und Fassade wieder aufnehmen. Zwischenzeitlich liefen aber die Arbeiten im Inneren auf Hochtouren weiter. „Ich bin der festen Überzeugung, dass eine positive Grundstimmung auf einer Baustelle direkten Einfluss auf die nachhaltige Qualität eines Bauwerks hat“, glaubt Meier. Wenn seine These richtig ist, werden alle Studenten an diesem Gebäude noch in Jahrzehnten Top-Handwerksqualität spüren können.
Probleme durch Kälte und falsche Lieferungen
Vor drei Monaten wurde dann das Studentenwohnheim mit 474 Wohnplätzen und zahlreichen Gemeinschaftsräumen auf 12 000 Quadratmeter Fläche übergeben. Die 20 Quadratmeter großen Einzel-Apartments sind hochwertig möbliert und enthalten jeweils Bad, Küchenzeile und einen Wohnraum mit Bett sowie zwei Schreibtischen – kostenloser Internetanschluss inklusive. Die 450 Quadratmeter großen Gemeinschaftsräume haben ein eigenes Bistro-Café, einen Copyshop, Waschküche, ein Fahrradhaus und 130 Parkplätze.
In der näheren Umgebung befinden sich ein Bowlingcenter, ein Fußballplatz und ein Basketballfeld. In wenigen Minuten erreicht man einen Tennisclub, Münchens größte Beachvolleyballanlage, ausgedehnte Grünananlagen und den Feringa- oder Kleinhesseloher See. Zudem befinden sich alle Geschäfte des täglichen Bedarfs in unmittelbarer Entfernung. Bus- und Tramhaltestellen mit Anbindung zur U-Bahn sowie zur S-Bahn sind in zwei bis drei Minuten erreichbar. Mit dem Fahrrad kommt man in nur fünf Minuten an die Isar und den Englischen Garten in München. Keine Viertelstunde später ist man am Marienplatz – nur unwestenlich länger, als wenn man mit dem Auto fährt. (BSZ)
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