Ende 2023 wird der stationäre Neubau des kbo-Kinderzentrums München am Standort München-Großhadern in den Betrieb gehen. Nach mehr als dreijähriger Bauzeit bietet der moderne Neubau in der Heiglhofstraße damit drei neue Stationen mit 60 Betten und damit deutlich mehr Platz für die rund 850 Patientinnen und Patienten, die bislang jährlich im kbo-Kinderzentrum stationär betreut werden.
Jährlich profitieren insgesamt über 13 000 ambulante und stationäre Patientinnen und Patienten mit Behinderungen, Entwicklungsverzögerungen, chronischen Erkrankungen und traumatischen Erfahrungen vom umfangreichen Diagnostik- und Therapieangebot des kbo-Kinderzentrums München. Dieses zählt seit seiner Gründung 1968 zum ältesten und weltweit ersten sozialpädiatrischen Zentrum mit interdisziplinärer Arbeitsweise und gehört zu den Kliniken des Bezirks Oberbayern (kbo).
Mit der Baumaßnahme am Standort Großhadern wird die Bettenkapazität in der Sozialpädiatrie von 45 auf 60 Betten erweitert. Darüber hinaus werden 16 Betten der Fachrichtung Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie in Kooperation mit dem kbo-Heckscher-Klinikum neu geschaffen.
In einer speziellen Tagesklinik mit 15 Plätzen, die vom kbo-Isar-Amper-Klinikum Region München betrieben wird, können zusätzlich Eltern versorgt werden, die begleitend zur Behandlung ihrer Kinder ebenfalls eine Behandlung benötigen. Des Weiteren wird mit Inbetriebnahme des Neubaus das bayernweit erste Childhood-Haus seine Räumlichkeiten eröffnen.
Mitten in der Stadt und dennoch mitten im Grünen schafft das neue Gebäude der ARGE H2M Architekten mit ash sander.hofrichter.architekten eine Architektur zum Gesundwerden. Im Mittelpunkt stehen der Mensch und das Miteinander von Kindern, Eltern, interdisziplinärem Personal und Besuchern. Das Gebäude gibt Orientierung, erzeugt gleichermaßen Bewegung und Ruhe und schafft so einen sozialen Raum.
Mit seinen großen Fenstern, den lichtdurchfluteten Therapieräumen und den komfortablen Patientenzimmern mit eigenen, barrierefreien Bädern bietet der Neubau neue therapeutische Möglichkeiten und Qualitätsstandards, die den Behandlungserfolg in Zukunft deutlich verbessern werden.
Anders als in einem konventionellen Kinderkrankenhaus liegen die jungen Patienten im kbo-Kinderzentrum nicht längere Zeit im Bett, sondern bewegen sich zwischen Therapie und Behandlung spielend im Haus.
Bewegung als therapeutisches Konzept wird durch das räumliche Konzept im Innen- und Außenbereich proaktiv gefördert. Dafür sorgen viele Nischen und Flurflächen sowie definierte Spielstraßen mit farbig markierten Bodenflächen und Spielhäusern.
Viel natürliches Licht, das über die großen Fenster und die Lichthöfe in das Haus strömt, erleichtert und fördert die Orientierung im Haus. An den offenen Flurenden befinden sich gemütliche Sitznischen mit Blick auf die großen Bäume und laden zum Lesen oder Ausruhen ein. Spielflächen und Therapiegärten im Außenraum komplettieren das planerische Leitbild von „Licht und Bewegung“.
Spiel- und Warteflächen
Über den neuen Vorplatz an der Heiglhofstraße kommend, betreten Kinder und Eltern das neue Haus und werden in einem lichtdurchfluteten Eingangsbereich mit Blick in den ersten Innenhof empfangen. Der neue Eingangsbereich mit Spiel- und Warteflächen sowie Aquarium lädt zum Spielen und Verweilen ein. Vom Info-Point aus erreicht man neben der Patientenaufnahme alle Therapie- und Stationsbereiche.
Alle ambulanten und die gemeinsam genutzten therapeutischen und tagesklinischen Bereiche befinden sich eingangsnah im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss.
Das 2. und 3. Obergeschoss im Neubau dient der „Privatheit“ der Stationen, die bewusst erst in dieser Höhe beginnen und somit einer Einsichtnahme aus dem direkten Straßenraum entzogen sind. Die Wohn- und Aufenthaltsbereiche gruppieren sich zum einen um die Lichthöfe und zum anderen zur Spielstraße, welche in jeder Station durch einen Stützpunkt markiert werden.
Die Bewegungsbereiche erzeugen durch verschiedene Winkel Ausblicke zu den Lichthöfen und öffnen sich am Flurende an lichtdurchfluteten Verweilnischen zur Landschaft.
Nach einem Wettbewerb für Kunst am Bau und Beschilderungskonzepte wurde in enger Abstimmung mit der designgruppe koop ein identitätsstiftendes Farb- und Beschilderungssystem entwickelt. Dabei steht im Zentrum der Leitspruch von Kobayashi Issa: „Die kleine Schnecke, ganz langsam steigt sie hinauf auf den Berg Fuji.“ Kobayashi möchte damit ausdrücken: Ein Ziel (für jeden) sollte sein, die Langsamkeit und die Einschränkungen „als Ausdruck der eigenen Möglichkeiten zu akzeptieren und dennoch nicht abzulassen, unbeirrbar zu bleiben“.
Dies findet seine Metapher in der Rampe – sie macht aus unüberwindbaren Stufen bewältigbare Anstiege. Diese Perspektive berührt bewusst und auf kognitiver Ebene vor allem die älteren Patienten und die Eltern. Denn auch und gerade sie brauchen oft viel Kraft auf dem Weg mit ihren Kindern. Die Motive der Rampe sowie der Schnecke ziehen sich wie ein roter Faden mit Tafeln, Raumschildern, Übersichten und Raumbenennung durch das gesamte Gebäude und stellen damit einen wichtigen Baustein für eine nachvollziehbare Besucherführung dar.
Die klimafreundliche Holzfassade mit den großzügigen Verglasungen gewährleistet zusammen mit der reduzierten Haustechnik einen ressourcenschonenden, nachhaltigen Gebäudebetrieb. Dachflächen sind begrünt oder wurden als Dachterrassen oder Spielbereiche für die Kinder aktiviert.
Die Gesamtkosten für den ersten Bauabschnitt beliefen sich auf rund 45 Millionen Euro. Finanziert wurde der Neubau durch die Förderung des Freistaats Bayern, des Bezirks Oberbayern und insbesondere durch die Unterstützung von Spendern wie Sternstunden e. V., die durch Spenden im siebenstelligen Bereich Sonderausstattungen und spezielle Therapieräume erst möglich gemacht haben. (BSZ)
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