Bauen

Der Sitzungssaal verfügt jetzt über neueste Technik, etwa mit einem Übertragungssystem für Hörgeschädigte. (Foto: Jan Koenen/Stadt Dillingen)

14.10.2022

Barrierefrei und mit modernster Technik

Das durch Brand zerstörte Dillinger Rathaus erstrahlt in neuem Glanz

Der 26. Juli 2017 hat sich wortwörtlich in das Gedächtnis der Dillingerinnen und Dillinger „eingebrannt“: Gegen 19 Uhr ging ein Teil des historischen Rathauses inmitten der Altstadt in Flammen auf. Der Dachstuhl, die darunter liegenden Sitzungsräume sowie das Café im Erdgeschoss wurden dabei entweder durch die Flammen zerstört oder vom Löschwasser beschädigt. Verletzt wurde damals glücklicherweise niemand. Auch unwiederbringliche Kunstschätze wie beispielsweise die Holzschnitzfigur des „Biberstehlers“ oder das Triptychon, welches die Geschichte der Stadt erzählt, konnten in letzter Sekunde in Sicherheit gebracht werden.

Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz war an diesem Abend als Feuerwehrmann selbst bei den Löscharbeiten dabei. Er ist bis heute froh, dass es im Zusammenspiel der gesamten Blaulichtfamilie gelang, Schlimmeres zu verhindern: „Nur durch das schnelle und professionelle Eingreifen der Feuerwehren und Rettungskräfte ist es – gottlob – bei diesem Schaden geblieben.“ Dieser hätte noch wesentlich größer ausfallen können, wenn das Feuer auf weitere Gebäudeteile oder angrenzende Häuser übergegriffen hätte.

So konzentrierte sich der Großteil des anschließenden Wiederaufbaus auf das sogenannte Alte Rathaus, welches um etwa 1500 erbaut wurde. Seit dem Tag nach dem Feuer wurde in Dillingen mit allen Kräften daran gearbeitet, das Gebäude in der Königstraße so schnell wie möglich wieder nutzbar zu machen. Oberbürgermeister Kunz, selbst studierter Bauingenieur: „Das war neben allen weiteren Aufgaben, die wir als Stadt zu bewältigen haben, eine gewaltige zusätzliche Herausforderung.“ 

Zunächst nahm man aufwendige Sicherungs- und Rückbaumaßnahmen vor. Unter anderem wurde kurz nach dem Brand ein Stützgerüst installiert. Dieses bewahrte die frei stehende Fassade vor dem Umstürzen, während die beschädigten Zwischendecken entfernt wurden. Gleichzeitig schützte ein riesiges Notdach aus Blech die Baustelle vor Wind und Wetter. Ende 2018 konnte dieses abgebaut werden. Später folgten noch Arbeiten an der Fassade und am Stuck.

Zu diesem Zeitpunkt liefen auch die Planungen für den Innenausbau an. Die Architekten, deren Leistungen nach den gesetzlichen Vorgaben aufgrund der Schadenssumme europaweit ausgeschrieben werden mussten, arbeiteten seit 2018 an den Details des Innenausbaus. Kunz: „Vonseiten des Stadtrats und unseres Bauamts wollten wir die vielen Chancen ergreifen, die sich neben all der Arbeit in dieser einmaligen Situation auftaten. So wurden etwa alle öffentlich zugänglichen Ebenen barrierefrei ausgebaut und mit behindertengerechten Toiletten versehen. Standesamtliche Eheschließungen sind von jetzt in einem großen Trauungszimmer mit Platz für über 50 Gäste möglich. Der Sitzungssaal verfügt über neueste Technik, etwa mit einem Übertragungssystem für Menschen mit Hörschädigung. Auch der Gastronomiepächter im Erdgeschoss profitiert vom Wiederaufbau. Die voll ausgestattete Küche wird nun mit einem modernen Abluftsystem entlüftet. Und zusätzlich sind für die Verwaltung unter anderem Büroflächen im ausgebauten früheren Dachspeicher entstanden.“

Im Juli 2022 konnte das fertig sanierte Rathaus der Öffentlichkeit präsentiert werden. Oberbürgermeister Kunz betonte dabei: „Der Wiederaufbau dieses 500 Jahre alten Gebäudes im Herzen unserer Stadt war in dieser Form nur möglich, weil die Versicherungskammer Bayern uns von Beginn an die volle Unterstützung zugesagt hat. Von den rund elf Millionen Euro Gesamtkosten zahlt den größten Teil die Versicherung, der Anteil der Stadt setzt sich überwiegend aus Leistungen zusammen, die über den Bestand hinaus realisiert wurden.“

Das Stadtbauamt hat laut Kunz dieses besondere Projekt „im eigenen Haus“ mit größtem Engagement vorangetrieben. „Und wir hatten“, so der Oberbürgermeister, „neben den Planern auch viele starke Handwerksbetriebe aus unserer Heimat und darüber hinaus an unserer Seite, die dafür gesorgt haben, dass unser Rathaus jetzt wieder in neuem Glanz erstrahlen kann.“

Wer sich selbst ein Bild vom wiederhergestellten Gebäude machen möchte, kann dies auch in einem virtuellen Rundgang tun, den die Stadt Dillingen auf ihrer Internetseite anbietet: www.dillingen-donau.de. (BSZ)
 

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