Montpellier, die 1000-jährige Stadt in Südfrankreich, strotzt vor Sonne und Optimismus. Auf der Place de la Comédie mit den üppigen Gründerzeitbauten und der pompösen Oper von 1888 tobt das Leben. In den abzweigenden Altstadtgassen sorgen Cafés, Restaurants und Läden für Entspannung. Hohe Stadthäuser lassen dennoch staunen, kaum ragen die Türme der Kathedrale über die Dächer. Besonders stolz ist man auf die 1220 gegründete Medizinische Fakultät, die älteste der westlichen Welt.
An der Ostseite des Platzes führt die Esplanade Charles de Gaulle zum Kongresszentrum Le Corum, einem langgestreckten, mit rotem finnischem Granit verkleideten Bau von 1988, geplant von Claude Vasconi. Integriert ist die moderne „Opera Berlioz“, die doppelt so viele Plätze bietet wie das 100 Jahre ältere Haus. Draußen schwingt sich seitlich eine breite Treppe empor zum Corum-Eingang.
Eingang in knalligen Rottönen
Dass ein Entree die Visitenkarte ist, weiß man auch schräg gegenüber im 1825 gegründeten Musée Fabre. 2007, bei der Wiedereröffnung nach mehrjähriger Restaurierung, verblüffte das Museum mit einem Eingang in knalligen Rottönen. Schwarz-weiße Dreiecke und Streifen auf dem Weg locken seither die Besucher hinein. Ideen des „Streifenmalers“ Daniel Buren. Drinnen wertet ein neues Lichtsystem

die Räume auf. Gelungen ist auch der von Lajus, Pueyo, Brochet konzipierte Anbau, dessen milchige Wand wie Japanpapier wirkt.
Schon weit früher waren Montpelliers Stadtväter fortschrittlich und widmeten ein 40 Hektor großes Militärgelände östlich des Zentrums dem Wohnungsbau. In den 1970er Jahren entstand dort zunächst das Wirtschafts- und Shoppingzentrum Polygone. Der Bau „Le Triangle“, 1970 von Pierre Tourre, gefällt nach wie vor, ebenso das Kaufhaus Polygone Lafayette. An das schließt sich das explizit klassizistische Viertel Antigone an, errichtet von 1979 bis 2000, das Montpellier weltweite Beachtung bescherte. Geplant hat es der katalanische Architekt Ricardo Bofill, doch nicht für Gutverdiener. Hinter den Säulen, Pilastern und Ziergiebeln verbergen sich Sozialwohnungen. Die monumentale Bauweise nach griechisch-römischem Vorbild lässt Platz für Tore, Brunnen, Blumen und eine ein Kilometer lange Promenade bis zum Fluss Lez. Licht, Luft und Sonne für alle.
Mittels vorgefertigter Betonteile wurde in Antigone kostengünstig und schön gebaut, bald auch mit Stahl und Glas. Zu sehen ist ein komplettes Viertel mit Schulen, Olympischem Schwimmbad, Geschäften, Büros, einer Kirche und der Esplanade de L’Europe. Antigone endet am markanten Haus der Region, dem Verwaltungssitz des Departements Languedoc-Roussillon. Dahinter beginnt das 21. Jahrhundert.
Diverse Blautöne und viel schimmerndes Glas
Nach Jahren der Stagnation wurde das Neue Rathaus zum Impulsgeber. Das faszinierende Gebäude von 2011 in diversen Blautönen mit viel schimmerndem Glas – erdacht von Jean Nouvel & François Fontès – löste einen erneuten Bauboom aus.
Die Spielwiese der Moderne heißt Port Marianne, bestehend aus fünf Vierteln, die mehrere Architektenteams gestalteten. Am Lez hat Rob Krier „Les Consuls de Mer“ errichtet, eine ganze

Gebäudereihe. Am Bassin Jacques Coeur ankert wie ein Kreuzfahrtschiff „Eureka“ von Rudy Ricciotti. Die Gärten der Lironde verantwortet Pritzker-Preisträger Christian de Portzamparc.
An der lebhaften Avenue Raymond Dugrand zeigen gleich drei Stars ihr Können. Den Anfang machte 2012 das „RBC Design Center“ von Jean Nouvel. Fast daneben bläht sich seit 2014 kissenartig das Fitnesscenter „Le Nuage“ (die Wolke) von Philippe Starck. Nun reihen sich dort die „Mantilla-Bauten“ von Jacques Ferrier, deren Fassaden an spanische Spitzenschleier erinnern. In der Gegenrichtung, westlich des Zentrums, imponiert seit 2012 „Pierresvives“ von Zaha Hadid.
Und der Nachwuchs? Den bekannt zu machen, ist das Ziel des „Festivals der lebendigen Architektur“, sagt die Organisatorin Elodie Nourrigat beim zehnjährigen Jubiläum. Stets zeigen ausgewählte in- und ausländische Architektenteams ihre Projekte in den Höfen der Stadtvillen. Das luftige „Tetra-Magique“ von Plux.5 aus Québec, Kanada, war vorab in der Industrie- und Handelskammer zu sehen.
(
Ursula Wiegand)
(Das Fitnesscenter „Le Nuage“ von Philippe Starck und die „Mantilla-Bauten“ von Jaques Ferrier - Fotos: Wiegand)
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