Bauen

In Deutschland und Bayern werden einfach viel zu wenig Wohnungen genehmigt und gebaut. (Foto: Bilderbox)

07.12.2023

Baukonjunktur auf Talfahrt

Der Landesverband Bayerischer Bauinnungen fordert: Aus Haushaltskrise darf keine Investitionskrise werden

Wir haben uns schon mal über schönere Zahlen unterhalten“, erklärte Wolfgang Schubert-Raab, Präsident des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen (LBB), bei der Vorstellung der Ergebnisse der Herbst-Konjunkturumfrage unter seinen Mitgliedsunternehmen. An der Umfrage beteiligten sich von rund 3000 LBB-Mitgliedsunternehmen 561 Betriebe. Die Lage in der bayerischen Bauwirtschaft sei ernst, so Schubert-Raab. „Wir brauchen jetzt mutige Investitionsentscheidungen der Öffentlichen Hand. Die hohe Investitionsquote Bayerns muss unbedingt auch in der aktuellen Krise beibehalten werden.“ Denn nur mit einer funktionierenden Infrastruktur werde man die großen Herausforderungen der Wohnungsbau- und Industriepolitik, des Klimawandels sowie der Energiewende bewältigen können. Deshalb dürfe aus der aktuellen Haushaltskrise keine Investitionskrise werden.

Die aktuelle Geschäftslage wird von den Betrieben deutlich schlechter beurteilt als vor einem Jahr. Waren im Herbst 2022 noch weit über 70 Prozent der Unternehmen mit ihrer Geschäftslage zufrieden, sind es in diesem Herbst nur noch etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) der befragten Bau- und Ausbaubetriebe. Besonders schlecht ist die Lage im öffentlichen Hochbau. 61 Prozent der in diesem Segment tätigen Mitgliedsunternehmen klagen laut Schubert-Raab über eine schlechte Geschäftslage (2022: 40 Prozent).

Baukonjunktur steht
vor kräftigem Abschwung

Aber auch im Straßenbau beurteilen 47 Prozent (Vorjahr: 35 Prozent) der Betriebe ihre aktuelle Lage negativ. Sehr negativ haben sich die Einschätzungen für den Wohnungsbau verändert. Beurteilten im Herbst des Vorjahrs noch 84 Prozent der im Wohnungsbau tätigen Unternehmen ihre Geschäftslage mit befriedigend bis gut, sind es jetzt nur noch 36 Prozent. 54 Prozent (2022: 16 Prozent) klagen dagegen über eine schlechte Geschäftslage.

Die bayerische Baukonjunktur steht nach den Worten des LBB-Präsidenten vor einem kräftigen Abschwung. Für das kommende Halbjahr erwarten fast zwei Drittel der Betriebe eine weitere Verschlechterung ihrer Geschäfte. Weniger als 3 Prozent erwarten eine bessere Geschäftsentwicklung. Für den Abschwung trägt besonders der weitere starke Umsatz- und Auftragsrückgang im Wohnungsbau bei. Von Januar bis September 2023 wurden in Bayern nur 42 740 Wohnungen genehmigt. Dies entspricht einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 30,1 Prozent. Für das kommende Halbjahr gehen drei von vier befragten Wohnungsbauunternehmen von weiter sinkenden Aufträgen und Umsätzen aus.

Der Wohnungsbau wird auf absehbare Zeit von vielen Faktoren ausgebremst. Starke und anhaltende Materialkostensteigerungen, fehlende Förderinstrumente, fehlendes Bauland in den Metropolregionen, hohe und kostenträchtige staatliche Bauauflagen, extrem gestiegene Bauzinsen und eine anhaltend hohe Inflation führten in den vergangenen Monaten zu einer einbrechenden Nachfrage, so Schubert-Raab. In den kommenden Monaten rechnet er nicht mit einer Besserung.

Kurzarbeit am Bau droht nach über zehn Jahren

61 Prozent aller befragten Betriebe sehen sich mit einem zu kleinen Auftragsbestand konfrontiert. Besonders schlecht werden die Auftragsbestände im öffentlichen Hochbau, im Wirtschaftsbau und im Wohnungsbau eingeschätzt. Die Auftragsreichweite beträgt bei rund der Hälfte aller Befragten weniger als sechs Wochen, erklärte der LBB-Präsident.

Mit Ausnahme des Ausbausektors werden von der Mehrzahl der Firmen für alle Bausparten in 2023 Umsatzrückgänge erwartet. Der LBB prognostiziert für das kommende Jahr einen spürbaren realen baugewerblichen Umsatzrückgang zwischen minus 7 Prozent und minus 11 Prozent, allerdings ausgehend von einem recht hohen Niveau.

Wolfgang Schubert-Raab wies in diesem Zusammenhang auch auf die drohenden Folgen hin: „Der Beschäftigungsaufbau im Baugewerbe stockt. Erstmals seit über zehn Jahren droht jetzt am Bau Kurzarbeit. Denn unsere Umfrage zeigt, dass für das kommende Jahr 38 Prozent der Unternehmen damit rechnen, dass sie aufgrund der Auftragslage Kurzarbeit beantragen müssen. Für weitere 40 Prozent ist es noch nicht absehbar. Sogar betriebsbedingte Kündigungen sind für immerhin 15 Prozent der Firmen nicht mehr tabu. Umso wichtiger ist es, dass die Finanzierung der Wohnungsbauförderungsprogramme erhalten bleibt und die öffentliche Hand weiter kräftig investiert.“

Als Hauptgründe für ihre Probleme nannten die Bauunternehmen aktuell fehlende Aufträge (61 Prozent), Finanzierungsschwierigkeiten der Bauherren (60 Prozent), Stornierungen bereits abgeschlossener Aufträge oder Verhandlungen über die Verschiebung von Aufträgen in die Zukunft sowie um Fachkräftemangel (53 Prozent). Aber auch die Verzögerungen bei Genehmigungsverfahren für Bauprojekte (39 Prozent) werden als Gründe genannt.

Trotzdem ist Schubert-Raab zuversichtlich: „Das Bauhandwerk vertraut trotz der aktuell schwierigen Situation darauf, dass die mittelfristigen Aussichten für die Bauwirtschaft gut sind. Dies spiegelt sich auch in der nach wie vor großen Ausbildungsbereitschaft des Baugewerbes. 56 Prozent der Unternehmen wollen in 2024 in gleichem Umfang wie bisher ausbilden, jedes vierte Unternehmen will die Zahl der Lehrlinge sogar erhöhen.“
(Friedrich H. Hettler)
 

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