Bauen

Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer des bbs. (Foto: bbs)

05.03.2025

"Schleichende Deindustrialisierung": Die Krise in der Baustoffproduktion spitzt sich zu

Die Baustoffproduktion ist in drei Jahren um 25 Prozent eingebrochen – die Branche fordert von der neuen Bundesregierung ein Bau-Sofortprogramm

Die Baustoffproduktion in Deutschland befindet sich weiterhin in der Krise: Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes verzeichnete die Branche im Jahr 2024 erneut ein Minus von 6,5 Prozent. Damit hat sich der negative Trend bereits im dritten Jahr in Folge fortgesetzt – insgesamt beträgt der Produktionsrückgang seit 2021 rund 25 Prozent. Angesichts dieser alarmierenden Entwicklung fordert der Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs), der rund 25 Branchenverbände mit 4000 Unternehmen vertritt, ein Sofortprogramm von der neuen Bundesregierung, um den anhaltenden Kapazitätsabbau zu stoppen.

"Seit drei Jahren warnen wir vor Werksschließungen. Die schleichende Deindustrialisierung ist längst keine bloße Befürchtung mehr – sie wird Tag für Tag Realität", sagt Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer des bbs. Besonders hart trifft es weiterhin jene Baustoffhersteller, die stark vom Wohnungsbau abhängig sind. So sank die Dach- und Mauerziegelproduktion laut Statistischem Bundesamt allein im Jahr 2024 um 12 Prozent und liegt im Vergleich zu 2021 um mehr als 45 Prozent niedriger. Auch andere Mauerwerkserzeugnisse wie Kalksandstein und Porenbeton mussten Produktionsrückgänge von bis zu 50 Prozent hinnehmen. Der Negativtrend setzt sich auch in anderen Bereichen der Bauwirtschaft fort: Die Produktion von Transportbeton fiel 2024 um 12 Prozent (-29 Prozent seit 2021), bei keramischen Fliesen beträgt der Rückgang 7 Prozent (-44 Prozent seit 2021). Von den 12 statistisch erfassten Teilbranchen des bbs verzeichnen nur drei einen Produktionsrückgang von weniger als 20 Prozent seit 2021.

Rahmenbedingungen bremsen Nachfrage

„Für die Unternehmen ist diese Situation frustrierend“, betont Frederichs. „Der Bedarf an mineralischen Baustoffen für bezahlbaren Wohnraum, energieeffiziente Gebäude und eine moderne Infrastruktur ist groß – doch die politischen Rahmenbedingungen verhindern, dass diese Nachfrage aktiviert wird.“ Im Hochbau sorge neben der weiterhin hohen Kostenbelastung vor allem die Unsicherheit durch ein unzureichendes Förderregime und zu hohe Bauauflagen für Zurückhaltung bei Bauherren. Im Tiefbau verursache die vorläufige Haushaltsführung des Bundes für Nachfragezurückhaltung und zusätzliche Verzögerungen bei wichtigen Infrastrukturprojekten.

Von der künftigen Bundesregierung fordert Frederichs verlässlichere Rahmenbedingungen. Förderprogramme müssen kontinuierlich zu denselben Fördersätzen laufen, ebenso darf es auf absehbare Zeit zu keinen weiteren Kostensteigerungen durch verschärftes Baurecht kommen. Darüber hinaus muss die Baukonjunktur so schnell wie möglich, idealerweise durch ein Sofortprogramm, wieder anlaufen. Der Wohnungsbau könnte in dessen Rahmen durch einen zeitlich befristeten Abschreibungs-Sonderbonus von 3 Prozent „wiederbelebt“ werden. Für die sanierungsbedürftige Infrastruktur braucht es unmittelbar eine langfristige Investitionsoffensive mit gesicherter mehrjähriger Finanzierung. Damit der Gebäudesektor seinen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leistet, sollten zudem die Fördersätze für Maßnahmen an der Gebäudehülle angehoben werden. Daneben ist die Baustoffindustrie von immer weiter steigenden bürokratischen Auflagen und zu hohen Energiekosten betroffen. Hier braucht es dringend spürbare Entlastungen, um wieder wettbewerbsfähig zu werden.

Im vierten Quartal 2024 verzeichnete die Baustoffproduktion erstmals seit zweieinhalb Jahren wieder einen leichten Zuwachs von vier Prozent. Von Entwarnung zu sprechen, wäre aber angesichts der zu volatilen Rahmenbedingungen deutlich zu früh. Während die Auftragseingänge im Hochbau nach langer Talfahrt eine Seitwärtsbewegung auf niedrigem Niveau andeuten, bleibt die Entwicklung im Tiefbau unsicher – insbesondere, wenn sich die neue Bundesregierung nicht rasch auf einen Bundeshaushalt mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Investitionen einigen kann. "Unter den aktuellen Bedingungen rechnen wir für 2025 mit einer Produktion auf Vorjahresniveau – bestenfalls", so Frederichs abschließend. (BSZ)

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