Bauen

Die Baukosten für das modernste Kallmann-Museum belaufen sich auf rund 5,4 Millionen Euro. (Foto: Kallmann-Museum)

27.03.2025

Beste Bedingungen für die Präsentation von Kunst

Das Kallmann-Museum in Ismaning wurde umfassend modernisiert

Nach eineinhalb Jahren Bauzeit konnte das Kallmann-Museum in Ismaning Mitte Januar 2025 planmäßig geöffnet werden. Seit Juli 2023 wurde das Museum umfassend modernisiert, erweitert, energetisch ertüchtigt und barrierefrei umgestaltet. Es bietet nun optimale Bedingungen für die Präsentation von Kunst und ein einladendes Café sowie einen neuen Vorplatz. Bauherr ist die Prof. Hans Jürgen Kallmann-Stiftung; ausgeführt wurde der Umbau von Max Venus und Alfons Scheibl von Venus Architekten, München. Die Baukosten betragen rund 5,4 Millionen Euro – den wesentlichen Anteil trägt die Gemeinde, die damit ein starkes Zeichen ihres kulturellen Engagements setzt. Trotz konjunkturell schwieriger Zeiten ist es gelungen, den Zeit- und Kostenrahmen einzuhalten. Dem Architektenduo ist trotz Baupreisanstieg seit 2023 um über 8 Prozent nahezu eine Punktlandung gelungen.

Das Kallmann-Museum wurde 1992 eröffnet. Es ist im Nachbau einer historischen Orangerie aus dem 19. Jahrhundert untergebracht und liegt im historischen Schlosspark von Ismaning, der von Friedrich Ludwig von Sckell zum englischen Landschaftsgarten umgestaltet wurde. Das Museum ist dem Maler und Zeichner Hans Jürgen Kallmann (1908 bis 1991) gewidmet. Nach 30 Jahren Betrieb war eine umfassende Sanierung notwendig, mit der das Museum auf den technischen, energetischen und architektonischen Stand der heutigen Zeit gebracht wurde.

Im Mittelpunkt der Maßnahmen standen die vollständige Modernisierung der Museumsräume einschließlich der technischen Ausstattung, die Erweiterung des Museums durch die Überdachung des ehemaligen Innenhofs, die Verbesserung des Raumklimas und der Sicherheit, die barrierefreie Zugänglichkeit, die Versorgung mit erneuerbarer Energie durch Photovoltaik auf dem Dach und in der Fassade sowie die Neugestaltung von Fassade und Vorplatz.

Fassade in Gelb

Nähert man sich dem Museum vom Park aus, präsentiert es sich in einem vollkommen neuen Gewand. Statt der alten Holzfassade, die witterungsanfällig und dadurch extrem wartungsintensiv war, zeigt sich das Haus nun mit einer Fassade aus eloxiertem Aluminium, deren Farbton vom Gelb der Nachbargebäude im Ismaninger Schlosspark, wie Schlossmuseum und Schlosspavillon, abgeleitet wurde. Große Flächen der neuen Fassade wurden gefaltet ausgeführt, sodass sie aufgelockert erscheinen und ein lebendiges Farbspiel entfalten. Die vertikale Faltung, die sich auch an die Rindenstrukturen der umgebenden Bäume anlehnt, wurde eigens für das Museum entwickelt und stellt in stilisierter Form den Schriftzug „Kallmann-Museum“ dar.

Die ursprüngliche Struktur der Schrägfassade der Orangerie wurde beibehalten. Allerdings stellte die nach Süden vollständig verglaste Fassade das Museum vor große, insbesondere konservatorische Herausforderungen, da sie zu viel Licht und Wärme ins Gebäude ließ, weswegen die Fenster aufwendig verschattet werden mussten. Nun wurden in den Bereichen, die sich zum Foyer hin öffnen, Sonnenschutzgläser eingesetzt, und anstelle von zwei Dritteln der Fensterfläche Photovoltaikelemente installiert. Dieselbe Sonnenenergie, die in der Orangerie ursprünglich benutzt wurde, um Pflanzen mit Licht und Wärme zu versorgen, versorgt nun das Museum mit Strom.

Der bisher ungegliederte Vorplatz wurde nun als eigenständiger landschaftlicher Akzent im Schlosspark gestaltet, der behutsam zwischen Museum, Topiary und der englischen Parkanlage vermittelt. Zwei Baumkarrees aus Amberbäumen auf dem Vorplatz, die im Herbst ein betörendes rotes Farbspiel verbreiten, dienen zukünftig als Schattenspender und Regenschutz mit Sitzgelegenheiten im Freien. Sie verbessern zudem das Mikroklima.

Bis es aber ein dicht geschlossenes Blätterdach gibt, vergehen einige Jahre, in denen die Bäume in die entsprechende Form gebracht werden müssen. Dafür wurde ein Gerüst aus Bambusstäben konstruiert, das bereits das Volumen des zukünftigen Blätterdachs zeigt. Diese Raumskulptur fügt sich in die Tradition des Ortes als früherer Barockpark, ehemalige Orangerie und Gärtnerei. In ihrer formalen Strenge trägt sie das Thema, Pflanzen zu erziehen, in die Gegenwart und schafft zugleich einen verschatteten Aufenthaltsraum.

Im Inneren wurde das Museum vollkommen modernisiert und gestalterisch überarbeitet. Ein neuer Fußboden, klare, reduzierte Formen sowie Lichtdecken in den Ausstellungsräumen schaffen ideale Bedingungen zur Präsentation von Kunst und bieten ihr einen würdigen architektonischen Rahmen. Im Foyer wurde ein neuer Aufenthaltsbereich mit einem Café eingerichtet. Das Museum ist nun vollständig barrierefrei zugänglich und verfügt über eine entsprechende Toilette im Erdgeschoss.

Der frühere Innenhof wurde überdacht, wodurch ein 100 Quadratmeter großer Raum neu entstanden ist, der die Ausstellungsmöglichkeiten des Museums erweitert und als Multifunktionsraum für Konzerte, Eröffnungen, Vorträge und Veranstaltungen dient. Insgesamt verfügt das Museum nun über rund 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Aber auch hinter den Kulissen hat sich einiges getan. So wurde die Haustechnik heutigen Museumsstandards angepasst und das Raumklima optimiert.

Neue Dachbegrünung

Museen gehören seit dem 19. Jahrhundert zu den herausragenden Bauaufgaben, an die besondere Anforderungen sowohl in gestalterischer wie auch in technischer Hinsicht gestellt werden. Dabei tragen insbesondere aufwendige Techniken zur Klimatisierung, Belüftung und Beleuchtung zu einem hohen Energieverbrauch bei, der für schlechte Klimabilanzen von Museen sorgt. Wie Museen im 21. Jahrhundert angesichts der Klimakrise und gestiegener Energiekosten dieser Problematik begegnen, ist ein Thema, das in der Museumslandschaft derzeit intensiv diskutiert wird – kreative Lösungen sind dabei, insbesondere im Bestand, kaum zu finden.

Das Kallmann-Museum geht mit seinem Umbau einen innovativen und konsequenten Weg. Die technischen und konservatorischen Anforderungen an einen modernen Museumsbau werden mit einer nachhaltigen Energiegewinnung und einem nachhaltigen Betrieb verbunden. Dass diese Lösung nicht in einem Neubau umgesetzt wird, sondern bei einem Umbau im Bestand, der die Planer und Architekten vor besondere Herausforderungen stellt, ist wegweisend.

In der Südfassade wurden Photovoltaikelemente installiert – in einer Schrägfassade, eingebunden in eine Pfosten-Riegel-Fassade, ist dies eine innovative Lösung. Zusammen mit einer neuen Photovoltaikanlage auf dem Dach decken sie den gesamten Strombedarf des Museums über erneuerbare Energien.

Das Museum wird weiterhin mit Fernwärme beheizt, die aus Geothermie gewonnen wird, sodass neben Strom auch Wärme aus regenerativen Energiequellen gewonnen wird. Eine neue Dachbegrünung schützt das Klima, indem sie Regenwasser speichert, den CO2-Anteil in der Luft verringert, das Mikroklima verbessert und zum Erhalt der Artenvielfalt beiträgt. Außerdem hat sie, ebenso wie das neue Gründach auf dem Museumsvorplatz, thermische Effekte, die das Raumklima verbessern und zur Reduzierung des Energiebedarfs beitragen.

Fensterflächen wurden geschlossen, um die Dämmung des Museums zu verbessern, weiterhin bestehende Fenster und Türen wurden erneuert und das Museum wurde insgesamt besser gedämmt, sodass sein Energieverbrauch reduziert wird. Die Maßnahmen wurden eng mit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern abgestimmt und wurden auch dort sehr positiv und als beispielgebend aufgenommen.

Förderer des Projekts waren der Landkreis München, die Bayerische Landesstiftung, der Kulturfonds Bayern sowie die Nationale Klimaschutzinitiative. Darüber hinaus gab es auch noch Mittel von der KfW und dem Projektträger Jülich. (BSZ)

 

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