Bauen

Der Neubau des Max-Planck-Instituts für Physik in Garching. (Foto: MPP)

24.07.2024

Ein perfekter Mix von Architektur und Forschung

Max-Planck-Institut für Physik (MPP) in Garching: Ein neues Quartier in einer pulsierenden Forschungslandschaft

Ein schöner Sommertag, ein würdiger Festakt mit Ministerpräsident Markus Söder und Wissenschaftsminister Markus Blume (beide CSU) – sowie gut gelaunte Gäste auf der Abendparty: Vor einem Monat fand die Einweihungsfeier des neu gebauten Max-Planck-Instituts (MPI) für Physik auf dem pulsierenden Forschungscampus Garching statt. Die etwa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten erleben, wie harmonisch die verschiedenen Bereiche und Räume des Gebäudes zusammenspielen, für dessen Planung Brechensbauer Weinhart & Partner Architekten verantwortlich zeichnen.

Das neue Institutsquartier liegt zentral an einem der lebendigsten Wissenschaftsstandorte Deutschlands. Vier weitere Max-Planck-Institute mit Schwerpunkt in der physikalischen Forschung liegen in der nächsten Umgebung, die Physikfakultät der Technischen Universität München (TUM) und einige Arbeitsgruppen der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) befinden sich ebenfalls auf dem Campus. Die räumliche Nähe zu anderen Forschungseinrichtungen, die an ähnlichen oder angrenzenden Themen arbeiten, trägt dazu bei, bestehende Kooperationen zu vertiefen und neue Forschungsprojekte anzustoßen.

Das lichte, zur Boltzmannstraße hin orientierte Foyer nimmt Mitarbeiter und Besucher in Empfang – und hinterlässt bereits einen ersten bleibenden Eindruck. Die Eingangshalle reicht über alle vier Stockwerke empor, eine mittig gesetzte Freitreppe führt in fast schon schwindelerregende Höhen. Ebenfalls an zentraler Stelle und Zeichen der am Max-Planck-Institut für Physik gelebten offenen Kultur ist das Café, das mit seinen farbigen Sesseln einen lebendigen Kontrast zu den großen Glasflächen, dem Parkettboden und dem Sichtbeton bildet. Von außen betrachtet, erscheint der Bau als ein durchgängiger Riegel. Ein Blick hinter die Fassade offenbart jedoch zwei eigenständige funktionale Einheiten. Im größeren, vom Eingang aus gesehen rechts gelegenen Gebäudeteil A befindet sich der Labortrakt. In den nach modernsten Standards eingerichteten Laboren arbeiten zwölf Forschungsgruppen an zukunftsweisenden Experimenten in der Teilchenphysik. Das große Ziel aller Forscherinnen und Forscher am MPP ist es, zu verstehen, wie Materie entstanden ist, wie das Universum aufgebaut ist und wie es sich über die Zeit entwickeln wird.

Miteinander von Technik,
Wissenschaft und Kunst

Ebenfalls im Laborbereich sind einige elektronische Arbeitsbereiche untergebracht. Die räumliche Nähe verweist auf die Bedeutung elektronischer Komponenten für wissenschaftliche Experimente: Diese müssen intelligent gesteuert, Signale müssen verarbeitet und ausgelesen werden. Im ersten Obergeschoss befindet sich das große Auditorium, das mit einer durchgängigen Fensterfront ausgestattet ist. Ein Teil des Raums ragt aus dem Gebäude heraus und markiert den darunterliegenden Eingang.

Auf den drei Geschossen des A-Gebäudes befinden sich die Büros der experimentellen Arbeitsgruppen, der Verwaltung sowie der theoretischen Abteilungen. Jeweils an den Treppenaufgängen und im Übergang zum zweiten Gebäudeteil befinden sich wichtige Aufenthaltsflächen. Auf einer davon ist ein beeindruckendes Kunstwerk ausgestellt. Der US-amerikanische Künstler Ralph Helmick errichtete eine Skulptur aus Zollstöcken, Linealen und Uhren. Von einem bestimmten Blickwinkel aus ergibt sich ein Porträt von Werner Heisenberg, der über viele Jahre hinweg als Direktor des MPI für Physik wirkte.

Im kleineren und nur dreigeschossigen Gebäudeteil B sind die mechanischen Werkstatten und die Montagehalle mit 650 Quadratmetern untergebracht. Der zwölf Meter hohe Raum bildet eine Art Werkhof, um das sich die mechanischen Werkstätten sowie das Konstruktionsbüro anordnen. Dort werden große Komponenten für Experimente konstruiert, installiert und auf vor dem Versand an Einsatzorte in der ganzen Welt getestet.

Neben dem Café hat sich der begrünte Dachgarten zu einem zweiten „centro sociale“ entwickelt, in dem sich zu allen Tageszeiten Gruppen einfinden, um Kaffee zu trinken, wichtige Angelegenheiten zu diskutieren – oder einfach nur, auf gut bayerisch gesagt, zu ratschen. Auf der Terrasse ist viel italienisch zu hören, denn viele Forschende, vor allem aus dem Kreis der Doktorandinnen und Doktoranden stammen aus Italien.

Dass es am neuen MPP viele Begegnungsorte gibt, ist ein großer Pluspunkt gegenüber dem früheren Gebäude am Föhringer Ring in München, das nur wenige Seminarräume oder Orte für informelle Treffen aufzuweisen hatte. Für Seminare, Konferenzen oder andere Meetings stehen nun elf Seminarräume unterschiedlicher Größen zur Verfügung, dazu kommen Teeküchen und viele weitere Orte mit komfortablen Sitzgelegenheiten.

Energieeffizienz
und Nachhaltigkeit

Dass die beiden Gebäudeteile von außen betrachtet trotzdem eine Einheit ergeben, liegt an der gelungenen, optischen Ausarbeitung der Fassade. Sie besteht aus langen, horizontal strukturierten Keramikelementen, die als zwei miteinander verschränkte, C-förmige Spangen angebracht sind. Die erdfarbene Keramikhülle bietet einen wirkungsvollen thermischen Schutz für Büros und Werkstätten.

Generell spielten die Themen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle bei der Planung des Neubaus. Ein Teil des benötigten Stroms kommt von einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. Das Niedrigtemperatursystem der Heizanlage wird mit dem warmen Rücklaufwasser eines der benachbarten Institutsgebäudes gespeist. Als weitere Maßnahme sind die Decken mit einer Betonkernaktivierung ausgestattet, durch die warmes beziehungsweise kaltes Wasser (je nach Jahreszeit) geleitet wird. Auf diese Weise lassen sich die Räume vortemperieren. Das Zusammenspiel von Sonnenschutz, Glasqualität und Bauteilaktivierung bringt den für die Büros gewünschten Komfort in Einklang mit einem ressourcenschonenden Verbrauch.

Das beeindruckende Gebäude bringt Design, Funktionalität und menschliches Miteinander gekonnt zusammen. Es überrascht daher nicht, dass die 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihre neue „Heimat“ mehr und mehr zu schätzen wissen. Die stimmungsvolle Einweihungsfeier am 27. Juni 2024 hat vielen von ihnen nochmals vor Augen geführt, welch schöne und auch überraschende Seiten das neue Max-Planck-Institut für Physik zu bieten hat. (Barbara Wankerl)

 

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Tut Bayern zu wenig für den Hitzeschutz in den Kommunen?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.