Bauen

Das Piratenschiff im Kinderbereich. (Foto: Stadtwerke Bamberg)

24.02.2012

Familienfreundlich und behindertengerecht

Europas erstes zertifizierte Passivhaus-Hallenbad – das Bamberger Bambados

Das Bambados in Bamberg ist seit einiger Zeit eröffnet. Mit dem symbolischen Schnitt durch ein grünes Eröffnungsband ist am 25. November 2011 das neue Familien- und Sportbad der Stadtwerke Bamberg den Bürgern übergeben worden. Nach 28-monatiger Bauzeit stürmten erstmals Badegäste das Schwimmbad, das nach besonderen energetischen Vorgaben gebaut wurde und heute offiziell als europaweit erstes Passivhaus-Hallenbad zertifiziert wird.
„Mit der Eröffnung des Bambados geht der Wunsch vieler Bambergerinnen und Bamberger in Erfüllung, bessere Wassersport- und Freizeitmöglichkeiten zu bekommen“, so Stadtwerke Geschäftsführer Klaus Rubach. Gleichzeitig schließt das Bambados mit seinem 1100 Quadratmeter großen Saunabereich eine Lücke bei den Sauna- und Wellnessangeboten in der Region.
Im Bambados werden Jahr für Jahr 250 000 Badegäste erwartet, Schul- und Vereinssport nicht mitgerechnet sowie 32 000 Gäste, die die Saunaanlage nutzen werden. „Dabei erwarten wir nicht nur Besucher aus der Stadt und dem Landkreis, sondern aus ganz Franken und aus Südthüringen“, erklärte Bambados-Projektleiter Christoph Jeromin.
Mit Baukosten von rund 32 Millionen Euro liegen die Kosten für das Projekt der Stadtwerke Bamberg rund zwei Millionen Euro unter dem vom Stadtrat genehmigten Budget. Ebenso kostet der Betrieb des Bambados im Mittel über die nächsten 25 Jahre nicht mehr als der Weiterbetrieb des alten Hallenbads am Margaretendamm gekostet hätte – und das bei einem wesentlich größeren Leistungsangebot im Bambados.
Das neue Schwimmbad hat insgesamt sechs Becken mit einer Wasserfläche von über 1800 Quadratmetern, allen voran das wettkampftaugliche und bis zu vier Meter tiefe 50-Meter-Becken, mit dem die Stadtwerke Bamberg den Wünschen aus den Bamberger Wassersportvereinen entgegen kommt. „Die Bürgerinnen und Bürger in die Planungen eines solchen Großprojekts einzubeziehen, ist einmalig. Hierdurch haben wir viele neue Ideen und Anregungen bekommen, die wir zu 80 Prozent im Bambados umsetzen konnten – beispielsweise auch das Kneippbecken“, so Jeromin.
Für Familien steht das 350 Quadratmeter große Freizeitbecken mit seiner Wasserfallgrotte, den Sprudelliegen, Massagedüsen und einem Strömungskanal im Vordergrund. „Und natürlich unsere 76 Meter lange Reifenrutsche beziehungsweise der 67 Meter lange Wildwasserkanal“, ergänzt der Projektverantwortliche. Im Planschbereich wartet ein Piratenschiff darauf, von den jüngsten Badegästen erobert zu werden.
Im über 1120 Quadratmeter großen Saunabereich können sich die Gäste auf insgesamt sechs Saunen freuen, zwei davon befinden sich in dem großzügigen Außenbereich, in dem auch ein 125 Quadratmeter großer Naturbadeteich angelegt wurde. Das Angebotsspektrum reicht vom 45 °C heißen Dampfbad bis zur bis 90 °C heißen Kelosauna und bietet erfahrenen Besuchern ebenso wie Neulingen ideale Bedingungen für geselliges Schwitzen. Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch der Backofensauna, in der in einem speziellen Ofen ein Brot gegart wird, das der Saunameister beim Aufguss anschneidet und an die Gäste verteilt. Größte Sauna ist die finnische 90-Grad-Sauna, die Platz für bis zu 50 Personen bietet und in der regelmäßig Veranstaltungen mit besonderen Aufgüssen geboten werden
Das Bambados will das familienfreundlichste Schwimmbad in Bayern werden. Dieser Aspekt ist eines der zentralen Planungsziele des neuen Bades, welches schon im Kabinenbereich mit extragroßen Familienumkleiden, Babyduschen, einer Babybadewanne, Laufställen und Wickelmöglichkeiten für größtmöglichen Komfort sorgt. Gleiches gilt für die behinderten Bambados-Gäste, denen in allen Bereichen ausreichend barrierefreie Toiletten und Duschmöglichkeiten, Aufzüge und spezielle Wassereinstiegstreppen zur Verfügung stehen.


Solaranlage auf dem Dach


Mit dem Bambados nimmt Europas erstes zertifiziertes Passivhaus-Hallenbad seinen Betrieb auf. „Im Vergleich zu einem herkömmlichen Bad sparen wir Jahr für Jahr rund zwei Drittel Energie und stoßen rund 80 Prozent weniger des klimaschädlichen Kohlendioxids aus“, erklärte Christoph Jeromin am Eröffnungstag. Vergleichsmaßstab sind die Werte, die zum Planungszeitpunkt gemäß der strengen Energie-Einsparverordnung galten. „Damit sind wir das ökologischste Hallenbad Europas.“ Das Passivhaus-Konzept des Bambados wurde gemeinsam mit dem Passivhaus-Institut Darmstadt und dem Planungsbüro des Bambados entwickelt und unterliegt in den kommenden zwei Jahren einem kontinuierlichen Monitoring.
Das Passivhaus-Konzept beruht im Wesentlichen auf drei Säulen: Zum einen zeichnet sich das Gebäude durch eine kompakte kieselförmige Bauform aus. Die Außenhülle ist luftdicht und auch in den Tiefgeschossen mit einer bis zu 40 Zentimeter dicken Dämmschicht umgeben. „Diese Luftdichtigkeit führt dazu, dass weder Wärme nach außen dringt, noch Kälte ins Gebäude gelangen kann“, so Jeromin. Zweiter Aspekt des Konzepts ist die Beheizung des Bades durch ein mit Holzhackschnitzeln betriebenes Blockheizkraftwerk. Das Holz stammt aus dem Wasserschutzgebiet der Stadtwerke, wo es auf einer bis zu 50 Hektar großen Gesamtfläche eigens für diesen Zweck angepflanzt und alle fünf bis sechs Jahre geerntet wird.
Dritter Baustein des Passivhaus-Konzepts ist die Gebäude- und Wasseraufbereitungstechnik, die teilweise eigens für das Bambados entwickelt und patentiert worden ist: beispielsweise die „Bamberger Rinne“, eine in Kooperation mit der Universität Erlangen-Nürnberg und dem Fliesenhersteller Agrob Buchtal entwickelte Beckenüberlaufrinne, die durch ihre spezielle Form die Wasserverdunstung im Bad erheblich reduziert. „Den Laboruntersuchungen zufolge macht das jährlich so viel Wasser aus, wie in eines der beiden Lehrschwimmbecken passt“, erklärt Jeromin. Somit spare man Energie für die Lüftung des Bambados.
Auch die Hubböden in den Schwimmbecken tragen zu einer geringeren Wasserverdunstung bei, indem sie nachts hochgefahren werden und somit in den Becken die Wasseroberfläche reduziert wird. Weiter wird eine Ultrafiltration für Badewasseraufbereitung eingesetzt und aus dem Badewasser Wärme rückgewonnen. Im Bad wird eine energieoptimierte Beleuchtung eingesetzt, weiter eine Gebäudeautomation zum optimalen Betrieb der Anlagen.
Auf dem Bambados-Dach wurde auch die fünfte Bürgersolaranlage der Stadtwerke Bamberg installiert. Die Anlage wird mit einer Spitzenleistung von 216 Kilowatt Strom für etwa 55 Vier-Personen-Haushalte produzieren – jährlich knapp 200 000 Kilowattstunden. (BSZ)

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