Bauen

Der neue Erweiterungsbau für das Landratsamt Aschaffenburg. (Foto: Landratsamt Aschaffenburg/Sven Simon)

27.08.2020

Fassade aus weißem Mainsandstein

Erweiterungsbau für das Landratsamt Aschaffenburg

Um insgesamt vier verschiedene und über das Stadtgebiet verteilte Außenstellen des Landkreises zentral an einer Stelle zu bündeln, hat der Kreistag Aschaffenburg am 22. Juni 2015 beschlossen, das bestehende Landratsamtsgebäude in Aschaffenburg zu erweitern. Im Zuge dieser Erweiterung soll auch der vor rund 40 Jahren errichtete Altbau energetisch und brandschutztechnisch saniert werden. Um die erforderlichen und vorgeschriebenen Stellplätze zu schaffen, wird zudem ein zweigeschossiges Parkdeck errichtet. Ziel ist ein Servicezentrum für die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises, wo sie ihre Anliegen mit kurzen Wegen erledigen können.

Mit der Gesamtplanung wurde das Architekturbüro agn rhein-main aus Wiesbaden beauftragt. Der Spatenstich für den Erweiterungsbau erfolgte im April 2018; Anfang 2020 konnten die neuen Räume dann bezogen werden.

Zusätzlich zur bereits vorhandenen Nutzfläche (rund 6000 Quadratmeter) entstanden im Neubau weitere 3840 Quadratmeter, in welche die Hälfte der Mitarbeiter*innen der Landratsamts-Hauptstelle umziehen konnte.

Seit März 2020 läuft nun der erste Abschnitt der Sanierung des Bestandsgebäudes. Der zweite Sanierungsbauabschnitt steht ab Mai 2021 an. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten – voraussichtlich im Juni 2022 – stehen dann ausreichend Flächen zur Verfügung, um die umliegenden Außenstellen an einem Ort zusammenzuführen.

Klare Wegeführung

Vorteil dieser Ablaufplanung ist, dass die Sanierung des Bestandsgebäudes ohne aufwendige und teure Interimsmaßnahmen (zum Beispiel Containerdorf) möglich ist. Durch den im ersten Bauabschnitt errichteten Erweiterungsbau sind ausreichend Flächen für die Mitarbeitenden am Standort vorhanden.

Das Parkdeck befindet sich parallel seit November 2019 im Bau und soll bis Ende 2020 fertig sein. Trotz der Corona-Pandemie, welche das Projekt mitten in der Bauphase erreicht hat, konnten die Bauarbeiten – unter Beachtung der notwendigen Hygienemaßnahmen – mit nur geringen Verzögerungen fortgeführt werden.

Zum bislang guten Projektverlauf trägt eine stets lösungsorientierte und zielgerichtete Zusammenarbeit zwischen Bauherrn, Projektsteuerung und Planern bei. Der Erfolg einer Baumaßnahme dieser Größenordnung hängt neben konjunkturellen, konstruktiven und technischen Faktoren auch wesentlich von den handelnden Personen ab. Das Team aus Entscheidungsträgern und Planern verstand es bislang, auch in herausfordernden Projektsituationen mit großer Professionalität dafür zu sorgen, dass sich das Projekt heute so gut entwickelt hat.

Gestalterisch wird dem sehr ausdrucksstarken Bestandsgebäude aus den frühen 1980er-Jahren, verkleidet mit rotem Sandstein, ein Erweiterungsbau zur Seite gestellt, der sich durch eine klare Fassadenstruktur unaufdringlich angliedert. Auch hier wurde für die Fassade Sandstein verwendet, jedoch zur Abgrenzung der beiden Bauteile der regionale weiße Mainsandstein eingesetzt. Die vertikalen Strukturen des Bestandsbaus finden sich auch im Neubau wieder.

Der Neubau weist im Inneren eine klare Wegeführung, schlichte und zurückhaltende Oberflächen, sowie helle Räume durch große Glasflächen auf.

Über einen zentralen Treppenraum werden die beiden Flügel des Neubaus sowie ebenengleich das Bestandsgebäude erreicht. Während der aktuell laufenden Baumaßnahme dient der Neubau auch als Haupterschließung für den Bestandsbau.

Flächen naturnah gestaltet

Neben den gestalterischen und funktionalen Kriterien wurden auch die Belange an Barrierefreiheit, Nachhaltigkeit, Brandschutz und Umweltschutz berücksichtigt: Ein zentrales Leitsystem inklusive taktilen Türschildern, Aufzugsanlage führt auch Menschen mit Behinderung durch das Gebäude. Neben einer Photovoltaikanlage und begrünten Flachdächern werden sämtliche verbleibenden Flächen möglichst naturnah gestaltet. So wird es zum Beispiel im südlichen Grundstücksbereich eine Bienenwiese geben, es werden E-Tankstellen für Autos und Fahrräder vorgesehen, die neue Teichanlage wurde als Naturteich ohne jegliche Filtertechnik hergestellt und funktioniert als Biotop für die einheimische Flora und Fauna.

Es wurden viele heimische Gehölze und Stauden eingesetzt, bei deren Auswahl neben dem gestalterischen Wert auch der Fokus auf den Einsatz bienenfreundlicher Blühpflanzen gelegt wurde. Das Regenwasser wird komplett auf dem eigenen Grundstück versickert, um das städtische Kanalnetz nicht zu belasten. Auf dem Dach des Neubaus ist eine Wärmepumpe platziert, welche der Umgebung Wärme entzieht, in das Heiznetz einspeist und somit in der Übergangszeit dafür sorgt, die Gasheizung außer Betrieb zu halten.
Sowohl die Lüftungsanlagen im Neubau als auch die erneuerten Anlagen im Bestand werden mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet, um weitere Energie einzusparen.

Bei der Beleuchtung kommen LEDs zum Einsatz, welche wiederum durch die Verwendung von Präsenzmeldern und einer tageslichtabhängigen Steuerung zusätzliche Energie einsparen. Die Kosten für den Erweiterungsbau belaufen sich auf rund 15 Millionen Euro, für die Sanierung des Altbestands sind weitere 17 Millionen Euro eingeplant. (BSZ)

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