Bauen

Die Kosten für die komplette Baumaßnahme beliefen sich auf 17 Millionen Euro. (Foto: Südstärke GmbH)

13.08.2020

Fassadengrün mal anders

Das neue Logistikzentrum der Firma Südstärke GmbH in Schrobenhausen

Die Südstärke ist ein Unternehmen mit Tradition und ihre Geschichte reicht zurück bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. An ihren zwei Produktionsstandorten im oberbayerischen Schrobenhausen (Firmensitz) und im oberpfälzischen Sünching kann das Unternehmen rund 600 000 Tonnen Stärkekartoffeln pro Jahr zu etwa 150 000 Tonnen Kartoffelstärke und Stärkederivaten verarbeiten. Diese Verarbeitungsmenge entspricht etwa einem Drittel der Kartoffelernte in Bayern pro Jahr.

An beiden Standorten werden zusammen rund 270 Mitarbeiter*innen beschäftigt. Hauptgesellschafter der Südstärke GmbH ist die Südstärke-Kartoffelliefergenossenschaft eG, deren Eigentümer südbayerische Landwirte sind.

Diese Landwirte liefern wiederum die Kartoffeln für die Stärkeproduktion. Durch die genossenschaftliche Struktur wird der Rohstoff für die Produktion von den Eigentümern der Südstärke GmbH, den Vertragslandwirten, selbst angebaut und im eigenen Unternehmen verarbeitet.

Der Einsatz von Kartoffelstärke ist vielseitig. Stärke und Stärkederivate auf Basis von Kartoffelstärke zeigen gegenüber Stärken anderer Herkunft zahlreiche Vorteile, etwa höhere Quellfähigkeit und Viskosität, eine hohe Reinheit und Transparenz, und ist sicher gentechnik- und allergenfrei.

Zum überwiegenden Teil werden die Stärkeprodukte der Firma Südstärke bei der Lebensmittelherstellung verwendet, aber auch in der Papierindustrie, der Chemie und einem breiten Spektrum weiterer technischer Anwendungen. So wird native Kartoffelstärke zum Beispiel als Grundstoff für Glasnudeln verwendet, bei der Herstellung von Snacks oder Knödelteig eingesetzt oder sie dient als Bindemittel bei der Herstellung von Holzpellets.

Zentralisierung der verstreuten Lagerflächen

Die von Südstärke produzierte Kartoffelstärke findet aber auch in Form von weiter veredelten Spezialstärken ihren Weg zum Endkunden. Chemisch oder physikalisch modifizierte Stärken haben veränderte, dem Zielprodukt speziell angepasste Eigenschaften und werden – nur um einige Beispiele zu nennen – als Zusatzstoff bei Cremefüllungen von Keksen, in Babynahrung, bei der Herstellung von hochwertigen Dekorpapieren oder auch in Fertigprodukten wie Tütensuppen verwendet.

Die Kunden der Südstärke stammten zu 40 Prozent aus Deutschland, etwa 40 Prozent liegen im übrigen Europa und etwa 20 Prozent in Übersee und dort vor allem in Asien.

Am Produktionsstandort in Schrobenhausen wurde im Zeitraum von August 2017 bis Juli 2019 ein neues Logistikzentrum mit angeschlossener Lagerhalle errichtet.

Aufgrund der sich verschärfenden hygienischen Anforderungen – Produktionslinien und Lager für den technischen Einsatz und den Einsatz im Lebensmittelbereich müssten strikt voneinander getrennt sein –, aus dem Wunsch der Firma Südstärke die bestehenden, auf dem Werksgelände verstreuten Lagerflächen zu zentralisieren und zu erweitern sowie der Notwendigkeit, Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten, wurde der Neubau des Logistikzentrums notwendig.

Mit der Planung dieser baulichen Anlagen wurde das Architekturbüro obel | architekten GmbH aus Donauwörth beauftragt – Projekt- und Bauleiter war Benjamin Michel.

Das neue Logistikzentrum setzt sich aus zwölf Produktsilos, den Räumlichkeiten für die Absackung und Verpackung, einer Lagerhalle mit 4900 Quadratmetern, dem Versandbereich sowie Büro- und Sozialräumen für die Beschäftigten zusammen.

In dem neuen Gebäudekomplex werden die im Werk produzierten Stärken in den zwölf Produktsilos mit einem Fassungsvermögen von 140 Kubikmetern zwischengelagert. Die in den Silos zwischengelagerte Stärke wird dann entweder in Tanklastzügen, die in zwei Fahrgassen direkt unter den Silos hindurchfahren können, verladen oder werden innerhalb des neugebauten Logistikzentrums in unterschiedlich großen Gebinden vollautomatisch abgefüllt und verpackt. Bis zu vier Sattelschlepper können gleichzeitig in der Fahrgasse auf Waagen stehend befüllt werden.

Sowohl in der Fahrgasse als auch innerhalb der Abfüllung und Palettierung verlaufen die Prozesse weitestgehend vollautomatisch. Die Silos werden mit modernsten Wägezellen kontinuierlich gewogen. Der Füllstand der Produktsilos ist jederzeit abrufbar.

Die in Säcken und Big Packs verpackten Stärken werden blockweise auf Paletten stehend in der neuen Lagerhalle in einer Höhe von bis zu vier Metern gelagert.

Im ersten Obergeschoss befinden sich Umkleide, Wasch- und Sozialräume für die Beschäftigten. Durch Innenfenster sind diese Räume mit der Absackung und Produktion optisch verbunden.

Die vielseitigen Funktionen des Logistikzentrums mit angeschlossener Lagerhalle, vom Zwischenlagern der Stärke in den Produktsilos über die Absackung der Stärke hin zur Verpackung, Lagerung und Versand sind in der Gebäudestruktur klar ablesbar. Jeder Funktionsbereich ist als eigener Baukörper ausgebildet. Verschiedene Oberflächen und Farben verstärken die Erkennbarkeit der einzelnen Funktionsbereiche und gliedern zudem den Gesamtkomplex.

Die zwölf Produktsilos werden durch eine, in verschiedenen Grüntönen changierende, Gebäudehülle eingehaust. Um die bauliche Masse des Siloturms mit einer Gesamthöhe von über 30 Metern zu brechen, wurden die Fensteröffnungen maßstabverzerrend in Übergröße ausgebildet.
Weithin gut lesbar sind die zur Stadt Schrobenhausen und zur Bahnlinie hin angebrachten Leuchtschriften mit dem Logo der Firma Südstärke.

Das Farbkonzept des Baukomplexes leitet sich von den Firmenfarben Rot, Ocker und Grün ab. Die Siloeinhausung wurde mit Fassadentafeln in drei unterschiedlichen Grüntönen, die in einem freien Verband angeordnet sind, ausgeführt. Das Spiel mit den verschiedenen Grüntönen lässt eine Verschmelzung der Gebäude mit der Landschaft zu.

Das Logistikzentrum mit angeschlossener Lagerhalle setzt sich aus unterschiedlichen Konstruktionen zusammen. Die Konstruktion der einzelnen Gebäudeteile wurde durch das jeweils – auch wirtschaftlich – sinnvollste Tragwerk gewählt. So wurde die Siloeinhausung als mit Stahlkassetten verkleidete Stahlrahmenkonstruktion, die zweigeschossige Absackung als Stahlbetonmassivkonstruktion, die Lagerhalle als Stahlbetonfertigteilhalle mit Porenbetonfassade ausgeführt.

Die Kosten der gesamten Baumaßnahme beliefen sich auf 17 Millionen Euro. (BSZ)

(Ein Teil der zwölf Produktsilos und die Laderampen - Fotos: Südstärke GmbH)

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