Aus Sicht der Bauherrenvertreter, des Ersten Bürgermeisters der Gemeinde Zorneding, Piet Mayr, und des Projektkoordinators, André Younes, der Planer Fritz und Rainer Lück und nicht zuletzt dem TSV Zorneding um Vorstand Hilde Tiemann ist die neue Zornedinger Sporthalle ein äußerst gelungenes Beispiel für den nachhaltigen Sportstättenbau.
Der Entwurf wurde in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Palais Mai aus München erarbeitet. Dabei entstand eine Gebäudestruktur mit klaren Linien und zeitlosen Gestaltungselementen. Das Büro Lück konnte in Zorneding all seine Erfahrungen aus einer Reihe von bereits realisierten Sporthallen einbringen. So wurde die Sportlerebene um einen Meter abgesenkt. Dadurch entsteht ein Galerieeffekt und die Zuschauer behalten durch die gläsernen Brüstungselemente jederzeit einen guten Überblick über das Sporttreiben in der Drei-Feld-Halle.
Die Nebenräume säumen den Hallenbau auf drei Seiten. Dazu zählen Umkleiden für die Sportler, Sanitärräume und ein Fitness- sowie Gymnastikraum. Die Nutzer der Sporthalle waren in den Planungs- und Bauprozess bis in die Details eingebunden. Die Berücksichtigung der Nutzeranforderungen war ein wichtiges Planungsziel. So entstanden Umkleiden für wechselnde Nutzung und mit direkt erreichbaren WC-Anlagen. Die Schlüssel für die Umkleiden können vor Ort durch die Abteilungsleiter elektronisch dokumentiert und ausgeliehen werden. Sportler im Gymnastikraum können sich durch ein Sichtfenster zum Gang präsentieren. Ein Sichtschutz gewährleistet aber bei Bedarf ein ungestörtes Training.
Die Nutzung der Halle durch Sportler mit körperlichen Einschränkungen, wie zum Beispiel Rollstuhlsportler, wurde im Rahmen der Planung berücksichtigt. Aufgrund gegenwärtig mangelnder Nachfrage wurden die Anforderungen noch nicht vollständig umgesetzt, sondern nur vorgerüstet. So können bei Bedarf die Umkleiden und Duschen jederzeit barrierefrei nachgerüstet werden.
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz waren ein wichtiger Bestandteil der Planung der Sporthalle Zorneding. Das energetische Niveau des Gebäudes ist sehr gut. Hoch gedämmte Außenbauteile und ein ausgeklügeltes Lüftungskonzept bilden hierbei die Basis für einen geringen Energiebedarf, was die Unterhaltskosten niedrig hält. Beheizt wird die Halle mit einer Gasabsorptionswärmepumpe. Vorausgegangen waren intensive Untersuchungen zur alternativen Realisierung eines Nahwärmeverbunds.
Die Heizflächen sind für eine Niedertemperaturregelung als Deckenstrahlplatten in der Halle und Fußbodenheizung in Nebenräumen ausgelegt und erhöhen so die Energieeffizienz. Die großflächige Hallenverglasung bietet tagsüber eine angenehme, natürliche Helligkeit und reduziert dadurch den Kunstlichtbedarf. Gleichzeitig verhindert das Spezialglas durch seine opaken Eigenschaften bereits ohne mechanischen Sonnenschutz jegliche Blendung der Sportler.
Die Luft wird über einen Erdkanal angesaugt und ermöglicht es dem Nutzer, temperierte Frischluft zu erhalten. Diese ist im Sommer vorgekühlt und im Winter vorgewärmt und garantiert somit einen ganzjährigen Nutzerkomfort. Technisch wurde die Halle mit modernster Technik ausgestattet. So verfügen die Leuchten weitgehend über LED-Technik und passen sich durch Lichtsensoren und Bewegungsmelder dem tatsächlich notwendigen Lichtbedarf an.
Die Elektroanlage wurde als BUS-System ausgeführt. Dies ermöglicht eine präzise Konfektionierung unterschiedlicher Nutzerszenarien, die auf zukünftige Bedürfnisse flexibel anpasst werden können. Darüber hinaus existiert eine permanente Datenübertragung zum Rathaus und Bauhof über Richtfunk. So können Betriebszustände aus der Ferne zu jeder Zeit abgefragt, geprüft und geändert werden. Dazu zählen Türkontakte an den Hallenzugängen, Raumtemperaturen sowie Betriebszustände der haustechnischen Geräte. Auf dieser Basis können durch ein zukünftiges Monitoring unterschiedlichste Parameter gespeichert und ausgewertet werden.
Die Sporthalle Zorneding hat als Leuchtturmprojekt zum Thema „Nachhaltiges Bauen“ im Sportstättenbau einen wichtigen Betrag geleistet. In Zusammenarbeit mit dem Fachgebiet Bauklimatik von Natalie Eßig, Hochschule München, wurden weitergehende Untersuchungen zum nachhaltigen Bauen durchgeführt.
Erstmalig hat eine Kommune in Deutschland den Schritt gewagt, Nachhaltigkeitskriterien der Deutschen und Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB und ÖGNI) in die Planung, Ausführung und Inbetriebnahme einer Sporthalle von den ersten Schritten an einfließen und diese dann nach Fertigstellung auf Nachhaltigkeit prüfen zu lassen. Hierbei wurde die Halle hinsichtlich ökologischer, ökonomischer und sozialer Faktoren bewertet. Zudem wurden die Sportfunktionalität, die technische Qualität ebenso wie prozess- und standortspezifische Aspekte in die Nachhaltigkeitsbewertung mit einbezogen.
Um die Anforderungen der DGNB/ÖGNI zu erfüllen und dabei einen hohen Nachhaltigkeitsstandard zu erreichen, waren eine Reihe von konkreten Simulationen und Messungen erforderlich. Zur Dokumentation der hohen Planungs- und Ausführungsqualität wurden Ökobilanzierungs- und Lebenszykluskostenberechnungen vorgenommen, ebenso wie Simulationen zur thermischen Behaglichkeit.
Die Qualitätsmessungen reichen von Blower-Door-Messungen zur Gebäudedichtigkeit, Nachhallmessungen zur akustischen Qualität und Lichtmessungen zur Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung der Sportflächen bis zur Innenraumluftmessung zur Prüfung der Raumluftqualität. Mit den Ergebnissen lässt sich eine optimale Basis für die eigentliche Bestimmung, der Sportnutzung, bescheinigen.
Der Neubau in Zorneding bietet durch die Nachhaltigkeitsbewertung und als Vorzeigeprojekt im Leitfaden „Nachhaltige Sporthallen“ des Bundesinstituts für Sportwissenschaften anderen Bauherren in Deutschland und Österreich eine Messlatte für den Bau zukünftiger, nachhaltiger Hallen. Dieses Engagement wurde bereits 2011 durch das World Green Building Council durch eine Nominierung gewürdigt.
Die Sporthalle Zorneding ist das Produkt einer sich gegenseitig motivierenden Zusammenarbeit aus Bauherren, Planung, Forschung und Nutzern. Alle Beteiligten sind davon überzeugt, dass Zorneding in Zukunft nun noch stärker mit sportlichen Leistungen von sich reden macht, denn ein nachhaltiges Sportumfeld spornt zu Höchstleistungen an. (
BSZ)
(Blick ins Halleninnere und der Neubau von der Rückseite - Fotos: André Younes/Gemeinde Zorneding)
Kommentare (0)
Es sind noch keine Kommentare vorhanden!