Bauen

Sorgen bereitet die Einkaufsstruktur am Westkreuz - sie soll verbessert werden. Hier eine Ladenzeile vor dem Hochhaus "Ramses". (Foto: dpa)

23.12.2015

Gigantisches Sanierungsprojekt

Abriss, Neubau, Renovieren: Neuaubing/Westkreuz wird in den nächsten Jahren baulich auf aktuellen Stand gebracht

Es geht um Energie, um Barrierefreiheit, um Plätze, an denen man verweilen möchte: Der Münchner Stadtteil Neuaubing/Westkreuz soll schöner werden. In den nächsten Jahren werden 16 Millionen Euro in das in die Jahre gekommene Gebiet gepumpt. Das größte Sanierungsgebiet Bayerns würde wohl kaum einer ausgerechnet in der Landeshauptstadt vermuten. Doch genau da liegt es: Ganz am westlichen Rand von München, in unmittelbarer Nähe zum neu entstehenden Stadtteil Freiham. In Neuaubing/Westkreuz sollen bis zum Jahr 2021 fast 16 Millionen Euro an Städtebauförderungsmitteln investiert werden, damit das Viertel lebenswerter wird. Bund und Freistaat steuern 60 Prozent bei, der Rest kommt von der Stadt.

Europaweit ganz oben

Neben dem Spitzenplatz in Bayern soll das Sanierungsgebiet in Bezug auf die Größe auch europaweit die Rangliste anführen. "Durch die Städtebauförderung haben wir die Möglichkeit, festgestellte städtebauliche Missstände zu beheben", erläutert Münchens Stadtbaurätin Elisabeth Merk. 350 Hektar fasst das Gebiet, 23.000 Menschen leben dort. Und zwar gerne, wie Willi Fries sagt. Er ist ein Bewohner der ersten Stunde, lebt seit bald 50 Jahren dort und ist der ehemalige Vorsitzende des Vereins Kultur am Westkreuz. "Es sind alle glücklich, dass sie hier wohnen", erzählt er. Es gebe viel Platz für Kinder sowie ein reges kulturelles Leben mit Straßenfesten, Faschingstreiben und dem Johannisfeuer als jährlichem Höhepunkt. Viel Grün, viel Platz, eine "hervorragende S-Bahn-Anbindung": "Das Westkreuz ist eines der besten Wohngebiete Münchens", findet Fries.

Schnell im Grünen

Bernhard Vocke, Pfarrer der evangelischen Adventsgemeinde Neuaubing, bestätigt den Eindruck. "Das Wort Sanierungsgebiet vermittelt vielleicht einen etwas falschen Eindruck. Ich denke, dass die Menschen hier gerne wohnen. Man ist schnell im Grünen und in der Stadt, die Mieten sind bezahlbar."
Die Neuaubinger fühlten sich wohl in ihrem Viertel. "Die Menschen, mit denen ich spreche, sind nicht so interessiert, aber da spricht auch Zufriedenheit daraus", sagt Vocke. Wer durch das größte Sanierungsgebiet Bayerns spaziert, gewinnt denn auch nicht den Eindruck einer heruntergekommenen Ecke. Neuaubing ist im Kern eher geprägt durch kleinere Mehr- und Einfamilienhäuser, umgeben von teilweise farbenfroh gestrichenen Hochhäusern.

Brachflächen erschließen

Anders ist das Bild am Westkreuz. Umgeben von Grünflächen reiht sich dort ein Hochhauskomplex an den nächsten, die meisten aus den 60er und 70er Jahren. Das Gebiet sei kein sozialer Brennpunkt und nicht vergleichbar etwa mit dem auch überregional berüchtigten Stadtteil Hasenbergl, sagt Sebastian Kriesel (CSU), Vorsitzender des Bezirksausschusses Aubing-Lochhausen-Langwied. "Brennende Autos, Zustände wie in Pariser Vorstädten - da sind wir meilenweit davon entfernt", betont auch Stadtteilmanager Daniel Genée. Doch was liegt dann im Argen? Kriesel zählt auf: Der bautechnische Standard vieler Wohnungen sei nicht mehr zeitgemäß. Sie sind nicht barrierefrei, mit Aufzügen, die im Zwischengeschoss halten. Außerdem sollen brachliegende Flächen zu Naherholungsgebieten werden, Lichtmasten und Parkbänke den Aufenthalt angenehmer machen. Zudem sollen zwei Ladenzentren abgerissen und neu gebaut werden, um einen "Trading-down-Effekt" zu vermeiden, bei dem es zu einer Zunahme von Billiganbietern oder gar Leerstand kommt.

Ladenvielfalt erhalten

Das sei tatsächlich ein Thema, dass den Menschen am Herzen liege, berichtet Pfarrer Vocke unter Bezug auf die Haupteinkaufsstraße im Viertel. "In der Limesstraße sehen viele mit Besorgnis, dass das Niveau der Ladenstruktur sinkt, da gibt es dann mehr Handyläden als Drogerien." Viele befürchteten, zwischen dem Nachbarstadtteil Pasing mit einem großen Einkaufszentrum und dem neuen Stadtteil Freiham unterzugehen, sagt Stadtteilmanager Genée. Doch man wolle verhindern, dass Menschen nach Freiham abwandern. Auf dem Neubau der Ladenzentren liegt Genée zufolge ein starker Fokus. Mitte 2016 soll der Abriss einer Zeile am größten Hochhaus des Viertels, dem "Ramses", beginnen, der Abschluss ist bis 2018 geplant. Auch das zweite Zentrum in Neuaubing, "praktisch tot und als Angstraum definiert", soll verschwinden, allerdings erst 2021. In unmittelbarer Nachbarschaft gibt es aber auch hier Positives: 2013 wurde die dortige Mittelschule zur besten Deutschlands gekürt. (Martina Scheffler, dpa) Abbildung:
Stadtteilmanager Daniel Genee Münchner Stadtteil Westkreuz neben einer Fensterwerbung mit der Aufschrift "aktive Zentren - Neuaubing - Westkreuz". (Foto: dpa)

Kommentare (2)

  1. sodom u.gomorra am 24.03.2018
    Es wurde Zeit dass das laden Zentrum erneuert wird,alles uralt u.verdreckt,vom Publikum ganz zu schweigen .vielleicht wird die wohngegend dadurch aufgewertet,waere zu w uenschen wenn nicht mehr gar so viel assoziale umherschleichen ,hasenbergl ist aufwertender.
  2. Nachhaltige Lebensqualität am 10.09.2016
    Die außergewöhnlich hohe Lebensqualität am Westkreuz kann voll bestätigen, wir sind sehr glücklich hier. Die Sanierungswut verstehen wir nicht. Warum etwas abreißen und neu bauen, was schon perfekt ist? Besonders um das wunderbare Ladenzentrum am Ramses ist es sehr schade. Große Ressourcenverschwendung für den Neubau, jahrelanger Baustress, Kosten und das nur damit es nachher so gut wie jetzt schon ist (hoffentlich wenigstens das...). Eine Energetische Sanierung wäre viel einfacher im Bestand zu machen.
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