Bauen

Der Neubau der Jura-Werkstätten. (Foto: Thilo Hierstetter)

27.06.2018

Helle, freundliche Atmosphäre

Neubau der Jura-Werkstätten in Amberg

Nach mehr als 2,5 Jahren Bauzeit wurde nun am 13. April 2018 der Neubau der Jura-Werkstätten Amberg-Sulzbach e. V. eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Die Werkstätte bietet Platz für 355 Personen mit geistiger Behinderung und die integrierte Förderstätte Platz für 24 schwerst- und mehrfach behinderte Menschen.

Das neue Gebäude mit insgesamt über 8700 Quadratmetern Fläche bietet neben den gesamten Produktionsräumen und der angeschlossenen Förderstätte eine eigene große Verteilerküche, einen eigenen Fahrdienst inklusive Reparatur- und Waschhalle, einen Vorrichtungsbau und ausreichend Lagerkapazität. Im Bereich der beruflichen Bildung finden Lehrwerkstatt, Schulungsräume und Computerräume Platz. In der Förderstätte gibt es passgenaue Therapie- und Behandlungsräume. Das gesamte Bauvorhaben hat ein Investitionsvolumen von etwas mehr als 24 Millionen Euro brutto.

Die Jura-Werkstätte als anerkannte Einrichtung der beruflichen Rehabilitation bietet allen Personen mit geistiger Behinderung, die wegen Art oder Schwere ihrer Behinderung nicht, noch nicht oder noch nicht wieder in der Lage sind, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig zu sein, die Teilhabe am Arbeitsleben. Dazu bieten die Werkstätten im Rahmen des Eingangsverfahrens und des Berufsbildungsbereichs die Möglichkeit, in verschiedenen Ausbildungsmodulen seine eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten weiterzuentwickeln. Das eigene Leistungsvermögen und –niveau soll erkannt und verbessert werden mit dem Ziel, den Übergang auf den ersten Arbeitsmarkt zu vollziehen. Im Rahmen des anschließenden Arbeitsbereichs können die erworbenen Fähigkeiten in verschiedensten Arbeitsgruppen ausprobiert und vertieft werden.

Die neu errichteten Werkstätten bieten eine Vielzahl von Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten und eine große Anzahl an Beschäftigungs- und Arbeitsangeboten. Es gibt in folgenden Bereichen Arbeits- und Beschäftigungsangebote: Metallbearbeitung, wie Bohren, Drehen und Fräsen, Industriemontagen und Verpackungstätigkeiten, Garten- und Landschaftspflege, Brennholzfertigung, Großküche und hauswirtschaftliche Betätigung, Lager und Logistik, Bürodienstleistung und Pforte. Neben der Tätigkeit in den Räumen der neuen Werkstätte kann eine Vielzahl an weiteren Tätigkeiten im Rahmen der Werkstattbeschäftigung bei ortsansässigen Arbeitgebern angeboten werden.

Mit dem Angebot an Tätigkeiten im Hause und bei externen Betrieben soll personenzentriert durch ein passgenaues Angebot die berufliche und persönliche Stabilität eines jeden gefördert werden, um in weiteren Schritten die Vorbereitung auf den Übergang zum ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Neben der praktischen Begleitung in anerkannten Berufsfeldern wird eine individuelle Förderung am Arbeitsplatz in Lernmodulen zur Entwicklung von Persönlichkeitskompetenzen angeboten. Dies wird von ausgebildetem Fachpersonal pädagogisch unterstützt und begleitet. In den neu geschaffenen Räumlichkeiten lassen sich diese Ziele nun dank der modernen Ausstattung in besserem Maße durchführen.

Die Jura-Werkstätten betreuen im Landkreis Amberg-Sulzbach etwas mehr als 450 Menschen mit Handicap. Die neu geschaffene Hauptwerkstätte in Amberg und die beiden Zweigwerkstätten in Sulzbach-Rosenberg bieten für Personen mit geistiger und psychischer Behinderung Platz. Mit dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten konnte die Kapazität von 225 auf 355 Menschen erweitert werden. Dies war aufgrund der räumlichen Enge und Überbelegung in der 1977 errichteten alten Werkstätte dringend notwendig geworden.

Nachdem bereits 2011 in der baufachlichen Stellungnahme durch die Landesbaudirektion festgestellt worden war, dass das bestehende Gebäude weder sanierungs- noch erweiterungsfähig ist, dauerte es weitere drei Jahre von der Antragstellung bis zur Förderzusage der Fördergeber. Anfang 2014 gaben dann das Zentrum Bayern Familie und Soziales, die Arbeitsagentur und der Bezirk Oberpfalz grünes Licht für das Bauvorhaben. Daneben wurden weitere Fördergelder über die Bayerische Landesstiftung und Aktion Mensch beantragt und bewilligt, ebenso ein geförderter Kredit durch die KfW.

Photovoltaik und Blockheizkraftwerk

In der Planung durch das Architekturbüro Harth & Flierl wurde viel Wert auf eine helle und freundliche Atmosphäre in den Arbeitsbereichen aller Menschen mit Handicap gelegt. Ebenso war ein Grundanliegen die Barrierefreiheit aller Gebäudeteile. Dies beschränkte sich nicht ausschließlich auf die Befahrbarkeit mit einem Rollstuhl, sondern wurde auch in der Beschilderung und Beschriftung aller Räume und Gebäudeteile fortgeführt. So erhielten alle Raumschilder Brailleschrift oder es wurden für Fluchtwege und Brandschutztüren barrierefreie Symbole entworfen und verwendet. Ein weiteres Anliegen war die Trennung von Personen- und Warenverkehr in der Produktion. Für eine angenehme Atmosphäre in den Pausenzeiten sorgt der lichtdurchflutete Innenhof, der die gesamte Produktion durchzieht. Die Bepflanzung wurde durch die hauseigene Gruppe vom Garten- und Landschaftsbau gemacht.

Selbstverständlich wurde auch viel Wert auf die Umweltverträglichkeit und Ökologie gelegt. So ist das Gebäude mit einer Photovoltaikanlage, Regenwassernutzung, einer Hackschnitzelanlage und einem Blockheizkraftwerk (BHKW) ausgestattet. Die großen Glasfassaden auf der Ost- und Westseite lassen viel Licht in das Gebäude und die Anordnung des Lagers auf der Südseite verhindert ein übermäßiges Aufheizen des Gebäudes in den Sommermonaten. Die moderne Technik ist immer als Mittel zum Zweck eingesetzt worden und erleichtert allen Mitarbeitern ihre Tätigkeit im Hause, egal ob der Einbau von Schnelllauftoren in der Produktion, elektrische Türantriebe im Eingangsbereich oder die rollstuhlgerechte Schulküche mit höhenverstellbaren Arbeitsplatten am Herd und an der Spüle. Funktionalität im Sinne der besseren Förderung war immer oberste Prämisse bei allen Entscheidungen über das Aussehen und die Ausstattung des Gebäudes.
(Bernhard Albrecht)

(Das Investitionsvolumen betrug 24 Millionen Euro brutto. Es herrscht eine helle, freundliche Atmosphäre - Fotos: Thilo Hierstetter)

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