Sölden im Ötztal wurde für den 24. James Bond Film Spectre als Location für die Winter-Action-Szenen ausgewählt. Die Beziehung zu Sölden begann, als der Produktionsdesigner Dennis Gassner von Regisseur Sam Mendes beauftragt wurde, einen heißen und kalten Drehort zu finden. „Die Klinik war für mich der Anfang des Abenteuers“, erklärt Gassner. „Wir besuchten die Alpen in der Schweiz, Österreich und Italien. Zum Glück
stießen wir bald auf Sölden in Österreich und ein Restaurant, das ice Q, an der Bergstation eines Lifts – das bildete dann die Grundlage für alles, was wir benötigten.“
Das ice Q Gebäude hatte genau die richtige Form und kühle Atmosphäre für die spätere Hoffler Klinik und war durch die Lage auf dem 3048 Meter hohen Gaislachkogl besonders attraktiv. Für die Schlüsselszenen in der Filmklinik wurde die Ausstattung jedoch von den Filmemachern in den Pinewood Studios in England nachgebaut, dem traditionellen Zuhause der James Bond Filme.
Da Gassner die Vorliebe von Sam Mendes für das Symmetrische sowohl im Bühnenbild als auch in der Komposition bestens kannte, versuchte er das bestehende Gebäude zu spiegeln und somit zu einer „Schmetterlingsform“ umzugestalten. Als sich die Idee weiterentwickelte, wurde das neue Profil erneut gespiegelt, um dem Design den endgültigen Schliff zu geben: es bestand aus vier freitragenden Flügeln, die durch einem zentralen Hof verbunden waren.
Um die Symmetrie des neuen Gebäudes auszugleichen, wurde sowohl in Österreich als auch in den Pinewood Studios ein zentraler Eingangstunnel aus Beton gebaut, der den Schauspielern einen scheinbar nahtlosen Übergang zwischen drinnen und draußen ermöglichte. Nachdem dieser Drehort gebaut war, benötigten die Filmemacher weitere neun Locations um die Sequenz fertigzustellen, die auch alle in der Umgebung gefunden wurden.
Jakob Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden, war höchst angetan, ein einzigartiges Besuchererlebnis im Herzen Tirols zu eröffnen. Er sah darin die einmalige Gelegenheit, um das Filmschaffen in
Sölden einem großen Publikum zu präsentieren. Falkner beauftragte den österreichischen Architekten Johann Obermoser mit der Konzeption einer geeigneten Fläche für eine James Bond Installation.
Das Gebäude gehört den Bergbahnen Sölden. Die Installation ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bergbahnen Sölden mit EON Productions und den Metro Goldwyn Mayer Studios (MGM), die gemeinsam die Rechte an allen James Bond Filmen besitzen.
007 ELEMENTS liegt 3040 Meter über dem Meeresspiegel, gleich neben dem ice Q Restaurant, das ebenfalls von Johann Obermoser entworfen wurde. Die Installation bietet atemberaubende Ausblicke auf die Spectre Drehorte. Erreichen kann man sie über die ebenfalls von Obermoser entworfene und gebaute Gaislachkoglbahn.
Das gesamte Konzept für die Installation wurde von James Bond Art Director Neal Callow (Casino Royale, Ein Quantum Trost, Skyfall und Spectre) entworfen und entwickelt – zusammen mit Tino Schaedler, Design Chef bei Optimist Inc., einer führenden Kreativagentur. Callow sowie Schaedler haben eng mit Obermoser und seinem Team zusammengearbeitet und auch gleichzeitig das gesamte Projekt entworfen. Das maßgeschneiderte Gebäude wurde speziell für dieses bestimmte Konzept entworfen. Ziel war es, erklärt Callow, einen tiefen Einblick in die Dreharbeiten eines 007 Kinofilms zu gewähren. „Das passiert hier in einer ultramodernen, alle Sinne ansprechenden und sehr gewinnenden Art und Weise.“
Das Gebäude wurde als Bond-ähnliche Umgebung konzipiert, sodass die Besucher das Gefühl haben, direkt durch die Welt von 007 zu spazieren. Die architektonisch imposanten Winkel fungieren als Rahmen für das atemberaubende Bergpanorama. Das Gebäude und seine Galerien wurden von der Arbeit des visionären James Bond Produktionsdesigners Sir Ken Adam inspiriert.
Die Temperatur im Inneren des Gebäudes liegt bei konstanten einem Grad Celsius, um den Permafrostboden nicht zu beeinträchtigen. Die großen Fensterfronten bieten einen Ausblick auf die Ötztaler Alpen und die
Drehorte, an denen Spectre entstand. Der Großteil der Installation befindet sich im Inneren des Bergs. Die Felsen und das Eis an den Kanten und auf dem Dach des Gebäudes wurden wiederhergestellt und vom Berggipfel eingekapselt. So liegen nur der Eingang, der Ausgang, zwei projizierte Fenster und die Plaza frei. Daher ist von außen nicht viel zu sehen vom Gebäude. Im Einklang mit der modernen 007 Markenidentitat wurde im gesamten Museum eine reduzierte Palette an architektonisch verfügbaren Materialien verwendet: Beton, Stahl und Glas.
Für den Innsbrucker Architekten Johann Obermoser war es von Anfang an wichtig, Blickbeziehungen zu den Drehorten auf der Gletscherstraße, dem ice Q und der Gaislachkogl-Seilbahn zu generieren. Dabei stellten der Permafrost, die geologischen Bruchlinien sowie der ausgesetzte Ort am Gipfelgrat eine gigantische Herausforderung dar.
Keine Heizung
Entscheidender Entwurfsgedanke, neben dem räumlichen Konzept, war für Obermoser die Materialisierung, die in enger Affinität mit der Architektur diverser Bondfilmkulissen stehen sollte. Das in dieser Höhe vorherrschende extreme Klima sollte auch im Inneren spürbar werden, daher der Verzicht auf technische Einrichtungen wie Heizungen oder Klimaanlagen.
Die ersten architektonischen Studien wurden als spektakuläre Raumfolgen mit Sichtverbindungen zu den Filmdrehorten von Spectre inszeniert. Das Ergebnis dieser Entwurfsphase war ein zweigeschossiger, den Grat durchstoßender, beidseitig über den Abgrund hinausragender Betonquader, mit ausgelagerten, über Brücken angehängten Ausstellungskuben, erklärt der Architekt.
In dieser frühen Planungsphase fanden auch erste Gespräche von Falkner und Obermoser, zusammen mit der Firma EON Production sowie, wie bereits erwähnt, Neal Callow statt. Der Wunsch, so Obermoser, ein Projekt mit imposanter Architektur zu realisieren, verstärkte sich.
Geologische Standortbedingungen führten nach den Worten des Architekten „zwingend zu mehreren Alternativüberlegungen“. Zahlreiche Studien im Umfeld der Seilbahn mit spektakulären Ansätzen erwiesen sich als nicht förderlich für das bestehende Ensemble am Gipfel. Nach mehrfacher gestalterischer Verifizierung wurde von diesen Studien abgegangen und die Themen vom „Berginneren“ und „Eisbergprinzip“ wieder aufgenommen, erklärt Obermoser. So entstanden sieben frei geformte Architekturelemente aus Beton, über Rampen verbunden, die im Berg verortet sind.
Der architektonische Charakter wird von der reduzierten Wahl an Materialien geprägt. Die Ausstellungsräume und Einrichtungsgegenstände (unter anderem Bänke, Wegbegleitungen) bestehen aus schalreinem Beton.
Große Stahltüren aus Black Inox betonen die Übergänge zwischen den Raumkuben, während perforierte, schwarze Stahlpaneele für abgehängte Decken und schalltechnische Verkleidungen gewählt wurden.
Der Weg durch die Ausstellung entfaltet sich durch leicht geneigte, fast unmerklich abwärtsführende Ebenen. Die Besucher werden in das Berginnere geleitet und durch sich ständig ändernde Raumdimensionen und Konfigurationen – schmal, hoch, gedrungen, polygonal, zylindrisch, introvertiert, hell, dunkel – geführt, erklärt Obermoser. Schmale Sehschlitze und zwei große Öffnungen mit faszinierenden Ausblicken wurden eingeführt, um den Bezug nach außen wiederherzustellen, so der Architekt.
Über eine Schlucht zwischen ice Q und der steil aufsteigenden Felswand des Gaislachkoglgipfels erreicht man das Portal des Zugangstunnels. Der visuelle Empfang wird durch eine zum Berg geneigte Wandscheibe aus Beton erzielt, die nach Obermosers Worten „maulartig ausgebreitet eine optische Sogwirkung auf die Besucher ausübt“. Entlang eines abwärtsführenden, den Berg durchdringenden Tunnel, den Barrel of the Gun, gelangt der Besucher auf die Plaza, eine imposante Aussichtsplattform mit atemberaubendem Gebirgspanorama. Ein mächtiges Tor aus Stahl öffnet den Zugang zur unterirdischen Welt.
Beginnend in der Lobby gelangt man über Rampen durch einen fiktiven Gletscherspalt in die „Lair“ Dunkelkammer. Von dort aus betritt der Besucher den „Briefing Room“, eine Raum-in-Raum-Installation, die in der Realität und Virtualität miteinander verschmelzen, wie Obermoser es ausdrückt. Im innenliegenden Zylinder werden Virtual-Szenarien eingespielt, im umgebenden Raum leitet die Fensterfont den realen Blick auf den Drehort der Gletscherstraße.
In der weiteren Raumfolge öffnet sich eine expressive unterirdische Betonskulptur namens „Tech Lab“, die man durchschreitet, um in die lichtdurchflutete zweigeschossige „Action Hall“ zu gelangen, mit beeindruckenden Ausblicken ins Ventertal. Über einen Stollen führt der Weg tiefer in den Berg zum „Screening Room“, weiter in die „Legacy Gallery“ und über den Ausgangsschacht ins Freie an die Geländekante mit Blick auf den in der Tiefe liegenden Gaislachsee.
Gewehrlauf und Action Hall
„Die Wahl der Materialität, Beton, Stahl und Glas, interpretiert die archaische Stärke der Umgebung. Dieses Empfinden“, so Obermoser, „wird durch die natürlichen Temperaturschwankungen in den Räumen im Berginneren und mit akustischen Inszenierungen verstärkt.“
007 ELEMENTS verfügt über neun Räume und eine Plaza. Bei einem Rauminhalt von 9000 Kubikmetern gibt es eine Bodenfläche von 1300 Quadratmetern und eine Ausstellungsfläche von 1050 Quadratmetern.
Zu den einzelnen Räumen:
1. Barrel of the gun: Besucher betreten die 007 ELEMENTS Installation durch den „Gewehrlauf“, ein stimmungsvolles Vorzimmer. Dieser Raum basiert auf zwei Grundprinzipien, die untrennbar mit James Bond Filmen verbunden sind, innovative Titelsequenzen und dramatische Musik.
2. Plaza: In der Plaza umrahmen die imposanten architektonischen Blickwinkel das einzigartige Bergpanorama. Die scharfen Ecken und Kanten erinnern, wie bereits erwähnt, an die Arbeit von Ken Adam.
3. Lobby: Die Lobby spiegelt jene Art von Vorzimmer wider, die typischerweise als das Versteck des Bösewichts gelten. Hier wird ein exklusiver Film gezeigt, der von Skyfall und Spectre Regisseur Sam Mendes erzählt wird, und den Besucher durch die Geschichte zahlreicher Bond Filme führt.
4. Lair: Dieser Raum gibt innovative Einblicke in die neue Welt des digitalen Theaters, das die Charaktere und Dialoge der 007 Filme auf eine erfrischende und aufregende Art und Weise präsentiert.
5. Briefing Room: Schauspielerin Naomi Harris alias Moneypenny erzählt anhand eines exklusiven Films, wie das Schreiben des Drehbuchs zur Serie zur Wahl der Schauplätze geführt hat und wie diese Orte wiederum einige der kultigsten Studio Sets beeinflusst haben. Besonderes Augenmerk wird hier auf die Drehorte und Landschaftsbilder gelegt, die für die österreichischen Actionszenen in Spectre von Bedeutung sind.
6. Valley Passage: Dieser gläserne Aussichtsraum gibt den Blick auf die Gletscherstraße in Richtung Norden frei.
7. Tech Lab: Das Technologie Labor gibt Einblicke in einige der modernsten Technologien, die in Bond Filmen zum Einsatz kommen. In diesem hochmodernen Raum können Besucher und Technologie interagieren sowie einige der alten Requisiten bewundert werden.
8. Action Hall: Dies ist eine Installation, die sich hauptsächlich mit Spezialeffekten und Stuntszenen beschäftigt. Sie zeigt auch den vorderen Teil des Flugzeugs, das von Bond in Spectre geflogen wird.
9. Screening Room: Im Vorführraum werden die österreichischen Actionszenen von Spectre gezeigt, wobei die Besucher ein neues Verständnis rund um deren Entstehung gewinnen.
10. Legacy Gallery: Die Galerie ermöglicht einen Rückblick anhand eines umfangreichen 007 Archivs, das es über interaktive Touchscreens zu entdecken gilt. (Friedrich H. Hettler)
(Der Eingang zu 007 ELEMENTS und der Blick auf die Plaza. Das ice Q Gebäude mit der Rampe zum Eingang der Bond Ausstellung und im "Gewehrlauf" - Fotos: Friedrich H. Hettler)
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