Bauen

Der Schulneubau präsentiert sich als dezidiert kleinteiliges Bauvolumen aus drei unterschiedlich hohen Baukörpern. (Foto: Aldo Amoretti)

21.04.2023

Kleinteiliger Neubau am Stadtrand

Neue Grundschule an der Theodor-Fischer-Straße in München

Die staatliche Grundschule an der Theodor-Fischer-Straße befindet sich in einem stetig wachsenden Wohngebiet im Münchner Stadtbezirk Allach-Untermenzing. Prägend für den vormals landwirtschaftlich genutzten Standort am nordwestlichen Stadtrand sind freistehende Wohnhäuser, die eine gleichmäßig lockere Bebauungsstruktur ausbilden.

Vor diesem Hintergrund präsentiert sich der Schulneubau als dezidiert kleinteiliges Bauvolumen aus drei unterschiedlich hohen Baukörpern. Die wichtigste Rolle in diesem Ensemble spielen die beiden 29 x 43 Meter großen Schulgebäude. Sie stehen übereck an den Straßenseiten im Norden und Westen des Grundstücks und sind über einen gläsernen Verbindungsbau miteinander verknüpft.

Das mit vier Geschossen höchste Gebäude zeigt eine klare städtebauliche Präsenz an der Kreuzung von Theodor-Fischer-Straße und Pasinger Heuweg und verbleibt aufgrund der deutlich zurückversetzten Lage dennoch in respektvoller Entfernung zur Nachbarbebauung. Das dreigeschossige Schulgebäude hingegen ist wesentlich näher an die Straße herangerückt. Der Versatz der Gebäude lässt einen räumlich gefassten Eingangshof entstehen. Niedrigstes Gebäude im Ensemble ist die halb ins Erdreich eingegrabene Zweifachsporthalle ganz im Osten des Grundstücks.

Dass die Schulgebäude trotz ihrer Größe maßstäblich wirken, liegt an den breiten, umlaufenden Fluchtbalkonen der Klassenräume in den Obergeschossen – sie sorgen für sanfte Übergänge zwischen innen und außen und gliedern das Bauvolumen.

Wesentlich ist aber auch das sensible Farb- und Materialkonzept. Die hellgrünen feinprofilierten Paneele der hinterlüfteten Metallfassade und die weißen Fluchtbalkone harmonieren mit dem beige verputzten Erdgeschoss. Verbindendes Element sind die durchgängig hellbronzenen Profile der Holz-Alufenster.

Erscheinen die Fassaden aus der Ferne flächig und glatt, ändert sich das Bild, wenn man sich auf das Gebäude zubewegt. Ganz aus der Nähe treten schließlich der feine Besenstrich der Putzflächen und die feingliedrigen Kantungen der hellgrünen Blechpaneele in Erscheinung.

Die zurückhaltende, detailreiche Plastizität der Fassade ist Teil einer wohlinszenierten Kultur der Vielschichtigkeit, die an vielen Stellen im Gebäude anzutreffen ist.

Jedes Lernhaus ist
eine eigenständige Funktionseinheit

Nach Passieren der zum Vorplatz und zum südseitigen Pausenhof großflächig verglasten Eingangshalle gelangen Kinder und Lehrkräfte rechter Hand in den Speisesaal, der sich auch als Versammlungsstätte für bis zu 300 Personen nutzen lässt.

Weitere Nutzungsmöglichkeiten eröffnet eine mittig an der Stirnseite des Saales platzierte Faltwand zum benachbarten Mehrzweckraum. Ausgestattet mit Whiteboard, Licht- und Tontechnik kann dieser Raum sowohl Lernraum als auch Bühne sein.

In den drei Geschossen über dem Speisesaal liegen identische Lernhäuser für jeweils viermal 25 Kinder und zehn Lehrkräfte.
Jedes Lernhaus ist als eigenständige Funktionseinheit konzipiert und besteht aus einem großen mittigen Flurbereich mit verglastem Lichthof, der mittels zahlreicher Öffnungsflügel nicht nur die Belüftung, sondern auch eine Nachtauskühlung ermöglicht.

Der Flurbereich wird beidseitig von drei gleich großen Lernräumen flankiert, wobei sich zwischen den beiden äußeren Klassenräumen jeweils ein Ganztagesraum befindet. Hinzu kommen Inklusions-, Lehrer- und Nebenräume.
Die Ganztagesräume dienen als flexibel bespielbare Zusatzräume und werden auch nach der regulären Unterrichtszeit genutzt. Sie sind mit Sitzsäcken und loungeartigen Möbeln ausgestattet, während die Klassenräume über Whiteboards mit Medientechnik sowie über Einzeltische und rollbare Schränkchen verfügen. Diese Möbel können mühelos immer wieder neu konfiguriert werden, um so unterschiedlichste formelle und informelle Lernformen zu unterstützen.

Einer der beiden Ganztagesräume lässt sich mithilfe einer Faltwand zum mittigen Flurbereich öffnen. Deckenmontierte Leuchten und Lautsprecher erlauben auch hier vielfältige Nutzungen, wie zum Beispiel klassenübergreifende Präsentationen, Gruppenspiele oder Aufführungen.

Die beiden Lernhäuser in den Obergeschossen des niedrigeren Schulgebäudes unterscheiden sich lediglich durch die Nord-Süd-Ausrichtung anstatt der Ost-West-Ausrichtung.
Im Erdgeschoss befinden sich der Verwaltungsbereich sowie Werkräume. Atmosphärisch prägend für die Innenräume beider Schulgebäude sind die klare, unaufgeregte Gestaltung und die zurückhaltende Farbigkeit, die schon die Fassaden bestimmen und die Kinder in den Mittelpunkt des Geschehens stellen.

Einbaumöbel, Fensterrahmen und Türen bestehen aus Lärchenholz. In hellen Beige- und Weißtönen gehaltene Linoleumfußböden, Wände und Decken bilden einen eleganten, aber unprätentiösen Hintergrund.
Die Zweifachsporthalle ist über einen separaten Eingangsbereich an der Pausenhofzufahrt erreichbar. Nach Passieren eines unterirdischen Verbindungsgangs gelangen die Schulkinder (und nach Schulschluss auch die Vereinssportler) zu den Umkleiden und zur lichtdurchfluteten Halle.

Mit einer nicht sichtbaren Stahldachkonstruktion sowie weißen Wänden und Decken präsentiert sich der Raum gestalterisch ähnlich zurückhaltend wie die Lernhäuser. Hier steht der Sport im Mittelpunkt, das zeigt nicht zuletzt der Konditionsraum.

Dieser ist durch eine Festverglasung visuell mit der Sporthalle verbunden und kann durch multifunktionale Trainingswände flexibel mit den unterschiedlichsten Trainingsgeräten für den Schul- und Vereinssport bespielt werden. Das Überlagern von Schul- und Vereinsnutzungen fördert nicht nur einen wirtschaftlichen Betrieb und eine umfassende Nutzung der Sportflächen, es sorgt auch für eine selbstverständliche Integration der neuen Schule ins Quartier. (BSZ)
 

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