Bauen

Der eingangsbereich des neuen Paul-Klee-Gymnasiums in Gersthofen. (Foto: Julia Pietsch)

26.07.2024

Konstruktion in Holzhybridbauweise

Der Neubau des Paul-Klee-Gymnasiums in Gersthofen ist fertiggestellt

Das Paul-Klee-Gymnasium in Gersthofen ist ein fünfzügiges Gymnasium mit insgesamt 47 Klassenzimmern, das als internationale Nachhaltigkeitsschule sowohl einen naturwissenschaftlich-technologischen, einen sprachlichen als auch einen wirtschaftswissenschaftlichen Zweig bietet. Zudem kooperiert es als sogenannte „Eliteschule des Fußballs“ mit dem FC Augsburg. Flächen für offene und gebundene Ganztagsklassen, Mehrzweckräume und Fachklassen für Naturwissenschaften (Biologie, Physik, Chemie) stehen ebenso zur Verfügung wie EDV-Räume, Musikräume, Kunst- und Werkräume sowie Flächen für Lernlandschaften. Darüber hinaus gibt es eine Mensa mit Vollküche sowie eine Dreifach-Sporthalle und eine Tiefgarage.

Die Hauptnutzfläche beträgt 8815 Quadratmeter, die Bruttogeschossfläche 17 110 Quadratmeter und der Bruttorauminhalt beläuft sich auf 103 767 Kubikmeter. Mit der Planung des Neubaus beauftragt hatte der Bauherr, der Landkreis Augsburg, BKS-Architekten aus München – hervorgegangen aus einem VgV-Verfahren mit Lösungsvorschlag.

Großzügiger Pausenhof

Der Neubau liegt in unmittelbarer Nähe des alten Bestandsgebäudes südlich der Schubertstraße und begegnet der seit Jahren vorherrschenden Raumnot. Seit vielen Jahren war ein Großteil der Klassen in Containern untergebracht. Der Grundstückstausch mit der Stadt Gersthofen hat es dem Landkreis Augsburg ermöglicht, den Neubau auf dem ehemaligen Festplatzgelände an der Schubertstraße zu errichten.

Entstanden ist ein dreigliedriges und dreigeschossiges Schulgebäude mit umlaufenden Fluchtbalkonen, drei Lichthöfen und einer halb abgesenkten Sporthalle im Westen. Hier befindet sich an der Tiefenbacher Straße auch die Zufahrt zur Tiefgarage. Die Gebäude sind im Untergeschoss miteinander verbunden.

Die Verlegung der Pkw-Stellplätze in die Tiefgarage ermöglicht die Anordnung eines Allwetterplatzes gleich südlich der Turnhalle und lässt viel Platz für einen großzügigen Pausenhof und Grüngürtel. Zudem gibt es eine gute Anbindung zum jenseits der Tiefenbacher Straße gelegenen Sportplatz.

Der Zugang zum Gebäude erfolgt über einen großzügigen Vorplatz mit seitlich angelagerten überdachten Fahrradabstellanlagen an der Schubertstraße. Der Eingang ist zentral für alle ankommenden Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte zu erreichen – sei es mit dem Fahrrad, dem öffentlichen Personennahverkehr, der an der Augsburger Straße hält oder den Schulbussen, die an der Schubertstraße ankommen.

Der Hauptzugang über den zurückversetzten Eingangsbauteil A führt direkt in die Aula, die auch als Veranstaltungsfläche genutzt werden kann. Über der Aula öffnet sich ein großer glasüberdachter Luftraum, der viel Licht in den zentralen Raum bringt. Ein Mehrzweckraum, der als Multifunktionsfläche dient, ist im Untergeschoss von Bauteil C verortet. Mit einer großzügigen Sitzstufenanlage ist dieser vielseitig nutzbar.

Den Mittelpunkt jedes Gebäudeteils bilden atriumartige Höfe zur Belichtung der angrenzenden Lernlandschaften, um die sich die Klassenzimmer einer Jahrgangstufe, die Fachräume oder die Verwaltung gruppieren. Die Klassenräume zeichnen sich durch eine gute Belichtung mit großzügiger Verglasung, sehr guter Akustik und zeitgemäßer digitaler Medienausstattung mit Kurzdistanz-Beamern, höhenverstellbaren Lehrerpulten und W-LAN-Ausleuchtung aus.

Hervorzuheben sind die akustisch wirksamen Holzdecken, in die eine energiesparende LED-Linien-Beleuchtung integriert ist. Zusätzlich tragen die mit einer Akustiklochung versehenen Verkleidungen der Stirnseite zu einer guten Akustik bei.

Damit es im Sommer nicht zu heiß wird, sorgen tageslichtgesteuerte Großlamellen an den umlaufenden Fluchtbalkonen für ausreichend Verschattung.
Vor den Klassenzimmern befinden sich großzügige Flächen mit Lernlandschaften, die durch die Anordnung um die Innenhöfe gut belichtet sind. Die Lernlandschaften ermöglichen Unterricht, Gruppenarbeit und eigenständiges Arbeiten auch außerhalb der Klassenzimmer.

Am neuen Paul-Klee-Gymnasium gibt es Kunst am Bau. Im Jahr 2022 hat der Landkreis Augsburg für das Gymnasium einen Wettbewerb Kunst am Bau ausgelobt. Der Siegerentwurf „Du bist die Farbe“ wurde von dem Künstler Robert Kessler für den Luftraum der Aula konzipiert.

Es handelt sich um eine trichterförmige Spiegelinstallation. Die Spiegel reflektieren das Tageslicht im Lichthof und korrespondieren mit der Bodenplatte. Im äußeren Ring der Bodenplatte wird mittels eingelegter Farbplättchen für jede Schülerin und jeden Schüler die Schulfamilie eingebunden und ein Bezug zur Farbigkeit von Paul Klees Werken hergestellt. Durch diese Interaktion mit den Farbplättchen sowie das Licht- und Schattenspiel wird die gesamte Schulfamilie Teil der Installation „Du bist die Farbe“.

Gründach für die Sporthalle

Die Decke über der Aula sowie Sanitärblöcke und Aufzugsschächte sind in Stahlbeton ausgeführt. Alle anderen Bauteile wurden in Holzbauweise errichtet.

Das Dach über der Turnhalle ist als Gründach ausgebildet. Auf den südlichen Dachflächen des Schulgebäudes wurde eine für den Eigenverbrauch optimierte Photovoltaikanlage mit 98,56 kWp errichtet.
Die Wärmeversorgung erfolgt über eine Grundwasserwärmepumpe mit der Abdeckung der Spitzenlast über einen Gaskessel. Lediglich die Aula und innenliegende Sanitärbereiche werden mittels einer zentralen Lüftungsanlage versorgt, während die Klassenzimmer sowie der Verwaltungsbereich mit dezentralen, in die Fassade integrierten Einzellüftungsgeräten ausgestattet sind. Darüber hinaus kann insbesondere in den Übergangszeiten die Lüftung mit konventioneller Fensteröffnung unterstützt werden.

Mit diesem Wärmeversorgungskonzept, dem hohen Dämmstandard der Gebäudehülle und der Photovoltaikanlage kann in der Gesamtenergiebilanz der gemäß GEG geforderte Neubau-Niedrigenergie-Standard um rund 35 Prozent unterschritten werden. Dies stellt einen besseren Wert als bei einem KfW-Effizienzgebäude 55 dar und führt zu einer Einsparung von 34 935 Kilogramm CO2 pro Jahr.

Bei der Dreifach-Sporthalle handelt es sich, wie der Name schon sagt, um eine Sporthalle mit drei Halleneinheiten, die mittels Trennvorhängen unabhängig voneinander genutzt werden können. Die Sporthalle ist halb abgesenkt. Für die Belichtung sorgen zahlreiche Oberlichter. Nach Unterrichtsende können die Hallen auch von Vereinen genutzt werden.

Nach den Worten von Landrat Martin Sailer (CSU) ist das entstandene Schulgebäude ein bedeutender Meilenstein für den Bildungslandkreis Augsburg. Statt einer aufwendigen Generalsanierung und Erweiterung des alten Gymnasialgebäudes habe sich der Landkreis Augsburg für einen Neubau entschieden. Dies ermöglichte nicht nur eine kompaktere und nachhaltigere Bauweise, so Sailer, sondern auch den Verbleib der Schülerinnen und Schüler am Standort während der Bauphase.

Das neue Schulhaus dient nicht nur der Wissensvermittlung, sondern stellt nach den Worten von Schulleiter Christian Engel, einen Lern- und Lebensraum, einen Raum der Begegnung, des Miteinanders und der Heimat dar. Für Engel ist der Neubau „ästhetisch äußerst ansprechend gestaltet und berücksichtigt darüber hinaus ökologische Aspekte bestens. Offene Räume, viel natürliches Licht und eine harmonische Farbgebung tragen dazu bei, eine Atmosphäre des Wohlbefindens und der Konzentration zu schaffen.“
Innovative Lernlandschaften

Die dem Schulgebäude zugrundeliegende Vision, die im Kunstwerk „Du bist die Farbe“ aufgegriffen wird, „stellt jedes Mitglied unserer Schulgemeinschaft mit seinen individuellen Fähigkeiten in den Mittelpunkt und lässt es zugleich Teil des Ganzen sein“, so der Schulleiter in der Festschrift zur Eröffnung. Die innovativen Lernlandschaften mit für den jeweiligen pädagogischen Zweck flexibel nutzbaren Räumen ermöglichen seinen Worten zufolge „individualisiertes sowie kooperatives Lernen und bieten bestmögliche Voraussetzungen, um Kreativität, kritisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln“.

Darüber hinaus integriere die wegweisende technische Infrastruktur digitales Lernen pädagogisch wertvoll sowie nachhaltig in den Schulalltag, sodass die Schüler und Jugendlichen „einen souveränen und zugleich kritischen Umgang mit digitalen Medien erlernen“. (BSZ)

 

 

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