Bauen

Mit der Umfahrung Weichenried wurde die letzte Ortsdurchfahrt im Zuge der B 300 zwischen den Anschlussstellen der A 9 bei Langenbruck und der A 8 bei Dasing beseitigt. (Foto: Hajo Dietz)

17.03.2025

Lebensqualität innerorts merklich verbessert

Umfahrung Weichenried im Zuge der Bundesstraße 300 fertiggestellt

Die Geschichte der Umfahrung Weichenried, einem an der B 300 liegenden Ortsteil des Marktes Hohenwart im Landkreis Pfaffenhofen/Ilm, reicht bis in die 1970er-/1980er-Jahre zurück. Ganz im Stile der damaligen Zeit, sollte die Trasse im Norden durch das idyllische Paartal, eine der letzten naturnahen Flusslandschaften Bayerns, verlaufen. Auf der Grundlage einer Petition des Bund Naturschutz beschloss der Bayerische Landtag bereits 1981, dass das Paartal geschont werden musste. Die spätere Ausweisung des Paartals als FFH-Gebiet hat dieser Entscheidung recht gegeben.

Das Staatliche Bauamt Ingolstadt hatte dann eine Vielzahl von Varianten entwickelt, teils im Norden, teils im Süden von Weichenried. Diese wurden kontrovers diskutiert und erst 2005 konnte dann die Planfeststellung für die jetzige nördliche Linienführung bei der Regierung von Oberbayern beantragt werden. Im Verfahren hat sich dann gezeigt, dass die zunächst aus Lärmschutzgründen geplante Führung der B 300 in Tieflage doch zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Paartals führen würde – sie hätte wichtige Hangquellen abgeschnitten. Die Straße musste im Weichenrieder Bereich umgeplant und die Gradiente um bis zu drei Meter über Gelände angehoben werden.

Schließlich wurde von der Regierung von Oberbayern am 14. März 2018 der Planfeststellungsbeschluss erlassen. Da gegen diesen keine Klagen eingereicht wurden, konnte umgehend mit der Ausführungsplanung begonnen und die Ausschreibungen vorbereitet werden. Nachdem der Bund die Finanzierung Ende 2018 freigegeben hatte, war der Weg zum Bau und damit zum Spatenstich endlich frei. Dieser fand dann am 28. Oktober 2019 statt.

Überdurchschnittlich
viel Schwerverkehr

Mit der Umfahrung Weichenried wird nun die letzte Ortsdurchfahrt im Zuge der B 300 zwischen den Anschlussstellen der A 9 bei Langenbruck und der A 8 bei Dasing beseitigt. Die B 300 ist hier mit 12 000 Fahrzeugen am Tag, davon entfallen rund 20 Prozent auf den Schwerverkehr, überdurchschnittlich belastet. Außerdem wurden die Abschnitte östlich und westlich von Weichenried auf einer Länge von knapp 3,4 Kilometer dreistreifig ausgebaut.

Die Ortsumfahrung Weichenried wurde am 30. September 2024 durch Bau- und Verkehsminister Christian Bernreiter (CSU) feierlich dem Verkehr übergeben. Über einen Zeitraum von fünf Jahren entstanden im Zusammenhang mit der Umfahrung und dem dreistreifigen Ausbau eine 4 Kilometer lange parallel zur B 300 verlaufende Gemeindeverbindungsstraße, zwei große Rückhaltebecken, ein größerer Kanal und fünf Ingenieurbauwerke.

Da im Paartal schon vor tausenden von Jahren Menschen unterwegs waren und Verkehrswege liefen, war es keine Überraschung, dass auch archäologische Grabungsarbeiten notwendig waren. Zudem waren auch die Kampfmittelräumer vor Ort, um die entsprechende Kampfmittelfreiheit für das Baufeld zu erteilen.

Im März 2020 wurde westlich mit dem Bau einer integralen Brücke mit einer Spannweite von rund 26,5 Metern begonnen. Dieser konnte trotz Verzögerung durch die Corona-Pandemie – der notwendige Stahl für die Träger wurde nicht rechtzeitig geliefert – bis Ende 2020 fertiggestellt werden. Parallel startete auch der Bau der Gemeindeverbindungsstraße, die dann Mitte 2021 fertiggestellt wurde. Diese war integraler Bestandteil des Verkehrsführungskonzepts für die späteren Bauphasen. Außerdem wurde 2020 das Brückenbauwerk über den Lindacher Bach um rund 30 Meter erweitert, um Platz für eine zusätzliche dritte Fahrspur zu schaffen.

Diese Bauarbeiten waren besonders anspruchsvoll, da der Bach während der gesamten Bauzeit durch die Baustelle geleitet werden musste. Eine Umleitung oder Verlegung des Baches war nicht möglich, weshalb Spundwände zum Einsatz kamen.

Die Errichtung einer 375 Meter langen Lärmschutzwand auf Höhe von Thierham war wegen des zusätzlichen 3. Fahrstreifens notwendig geworden, um die Lärmgrenzwerte einzuhalten. Besonderes Augenmerk lag auf der Verwendung von ökologischen Baustoffen, wie den Absorberelementen aus Holzbeton, die für ihre Langlebigkeit und Witterungsbeständigkeit bekannt sind. Die Bauarbeiten begannen im Mai 2021 und wurden nach sechs Monaten abgeschlossen. In dem Zeitraum konnte auch der westliche dreistreifige Ausbau baulich umgesetzt werden, der östliche Abschnitt ging Mitte 2022 unter Verkehr.

Im August 2022 begann dann im Trassenbereich der zukünftigen Umfahrung Weichenried der Bau des Brückenbauwerks für die Gemeindeverbindungsstraße nach Schwaig. Diese Brücke, ausgeführt als Stahlbeton-Rahmenbauwerk, erforderte aufgrund des hohen Grundwasserstands und der Tieferlegung der Straße auch den Bau einer Dichtwand sowie einer zusätzlichen Stützwand. Die Arbeiten wurden Ende 2023 abgeschlossen.

Ab dem Frühjahr 2024 folgte zusammen mit der eigentlichen Umfahrung der Bau einer weiteren Lärmschutzwand aus Porenbeton, die sich über eine Länge von rund 1,2 Kilometer erstreckt und eine durchschnittliche Höhe von etwa vier Metern aufweist. Die Wahl des Materials fiel auf Porenbeton, da dieser besonders langlebig und wartungsfreundlich ist. Die Wandkonstruktion umfasst Stahlträger, die in einem Raster von fünf Metern gesetzt wurden.

Aus naturschutzrechtlicher Sicht erforderten die Projektwirkungen (unter anderem Flächeninanspruchnahme von etwa 15 Hektar) Kompensationsmaßnahmen auf einer Fläche von 3,2 Hektar. Als vorgezogenen Ausgleich (CEF-Maßnahme) war für den Halsbandschnäpper das Anbringen von Nistkästen notwendig. Zusätzlich mussten Strukturen für die Grüne Keiljungfer und den Eisvogel geschaffen sowie die betroffenen Lebensräume Wälder und Wiesenflächen wiederhergestellt werden. Des Weiteren wurden Quellbereiche im Hangwald renaturiert, wechselfeuchte Bereiche in der Paaraue mit den Biotoptypen Feuchtwiese, Hochstaudenflur und Auwald initiiert sowie Wälder und Streuobstbestände in Verbindung mit Magerstandorten neu geschaffen.

Im anvisierten
Zeitrahmen geblieben

Die Gesamtbaumaßnahme stellte ein umfangreiches Infrastrukturprojekt dar, das durch seine Komplexität und der Vielzahl an notwendigen Bauwerken beeindruckt. Trotz pandemiebedingter Verzögerungen und einer Vielzahl an technischen Herausforderungen blieben die Arbeiten und damit die Termine im anvisierten Zeitrahmen von fünf Jahren.

Die Gesamtkosten für die einzelnen Bauwerke und Maßnahmen, die komplett vom Bund als zuständigen Baulastträger getragen werden, summierten sich auf knapp 20 Millionen Euro. Rund 9 Millionen Euro€ entfielen auf die Umgehung und etwa 11 Millionen Euro auf den dreistreifigen Ausbau und bewegen sich damit unterhalb des genehmigten Kostenrahmens von 23 Millionen Euro. Ein Umstand, der der hervorragenden Leistung der Baufachleute des Staatlichen Bauamts Ingolstadt sowie der beteiligten Baufirmen und Ingenieurbüros geschuldet war.

Die neue Umfahrung soll dazu beitragen, die Lebensqualität innerorts merklich zu verbessern. Dort wird es in Zukunft weniger Schadstoffe und Verkehrslärm, dafür mehr Sicherheit für Radfahrer- und Fußgänger geben. Außerdem mindern die sogenannten 2+1-Querschnitte den Überholdruck und tragen damit signifikant zur Verbesserung der Verkehrssicherheit bei. (Holger Uslar, Florina Dietze)

 

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