Mit dem umfangreichen Umbau schließt die Heini-Klopfer-Skiflugschanze in Oberstdorf zu den weltgrößten Anlagen am Kulm (Österreich), in Vikersund (Norwegen), Planica (Solwenien) und Harrachov (Tschechien) auf. Ihre Kerndaten: 235 Meter Schanzengröße (Hillsize), 72 Meter Turmhöhe, 122,5 Meter Anlauflänge, Anlaufgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern.
Im Stillachtal, wo heute die Heini-Klopfer-Skiflugschanze steht, entstand erstmals 1950 eine Skisprung-Anlage nach dem Entwurf des Architekten und Skispringers Heini Klopfer. Die damalige Holzkonstruktion wurde 1973 durch eine moderne Anlage mit einem Sprungturm als frei auskragende Spannbeton-Konstruktion ersetzt. Bis heute gilt die architektonisch einmalige Schanze, die ausschließlich in Höhe des Absprungtisches mit Felsankern im Berg gehalten wird, als statische Meisterleistung. Architekt war der Oberstdorfer Claus-Peter Horle. Weitere Umbauten erfolgten 1997 bis 2007.
Der „schiefe Turm von Oberstdorf“ wie die Anlage auch liebevoll genannt wird, ist Imageträger nicht nur für das Allgäu, sondern auch für Bayern, ja für ganz Deutschland.
Im Juni 2014 erhielt Oberstdorf den Zuschlag für die Ausrichtung der FIS Skiflug Weltmeisterschaft 2018. Voraussetzung für die Durchführung der Wettkämpfe war der Umbau der Heini-Klopfer-Skiflugschanze. Das Zertifikat des Internationalen Skiverbandes FIS war 2013 ausgelaufen. Für eine Freigabe zum Skifliegen mussten das Schanzenprofil angepasst sowie Anlaufspur und Aufsprunghügel erneuert werden. Anstelle der alten Zweier-Sesselbahn sollte ein Schrägaufzug künftig für mehr Attraktivität sorgen. Zusätzlich gefordert waren ein neuer Kampfrichterturm und ein Aufwärmraum für die Athleten. Mit den Planungen zur Generalsanierung wurde der Architekt Hans-Martin Renn beauftragt.
Die ermittelten Baukosten beliefen sich auf rund 11,7 Millionen Euro. Die Spitzensportförderung von Bund und Land bezuschusste die Modernisierungsmaßnahme mit 90 Prozent. Für den Schrägaufzug als touristische Anlage gab es eine Förderung von 80 Prozent durch das Bayerische Wirtschaftsministerium. Den verbleibenden Eigenanteil tragen der Markt Oberstdorf und der Landkreis Oberallgäu je zur Hälfte.
Im April 2016 begann der Umbau der Skiflugschanze. Das Zeitfenster für die Arbeiten war knapp bemessen, denn im Februar 2017 trugen die besten Skispringer der Welt – sozusagen als Generalprobe zur Skiflug WM 2018 – bereits einen Weltcup in Oberstdorf aus.

Der untere Teil des Anlaufes und der Schanzentisch wurden auf einer Länge von 45 Metern abgebrochen. Der neue Schanzentisch ist 7,50 Meter zurück und fünf Meter höher gesetzt und als Stahlkonstruktion auf dem bestehenden Spannbetonbauwerk des Anlaufturmes aufgesetzt.
Am Schanzenkopf sind die Räumlichkeiten erweitert worden.
Das Profil des Aufsprunghanges ist neu modelliert und an die Anforderungen einer hangnahen Flugkurve angepasst. Der Auslaufbereich ist vergrößert und eine Tribünenanlage mit Geländestehplätzen errichtet worden. Für Großveranstaltungen kann diese temporär auf den umliegenden Geländeflächen erweitert werden. Die Baumaßnahmen umfassten zusätzlich Wasserversorgung und Beschneiung, Sprungrichterturm, Trainerpodest und Rettungswege.
Neu gebaut wurde ein moderner Panorama-Schrägaufzug, der die Sportler direkt an den Anlaufturm der Schanzenanlage befördert.
Bei den Arbeiten mussten viele Unwägbarkeiten bewältigt werden. So gab es geologische Schwierigkeiten bei den Arbeiten am Aufsprunghügel und am Schrägaufzug. Die Arbeiten an der frei auskragenden Spannbeton-Konstruktion waren eine statische Herausforderung.
Beim Zeitplan gelang eine Punktlandung, beim Finanzplan nicht. Die Mehrkosten von rund zwei Millionen Euro kamen zustande durch zusätzlich erforderliche Maßnahmen am Aufsprunghang, zeitliche Verzögerungen und die extrem angespannte Lage am Bausektor – für diverse Ausschreibungen gingen durch die hohe Auslastung der Firmen keine oder extrem hochpreisige Angebote ein. Über eine mögliche Nachförderung wird derzeit verhandelt.
Neues Betreiberkonzept
Um die Heini-Klopfer-Skiflugschanze das ganze Jahr über zu einem Besucherziel zu machen, wurde ein Konzept erarbeitet. Geplant sind dafür eine neue Gaststätte, Skiflugerlebnis mittels Virtual-Reality-Technik, Fotopoints, ein Themenweg und eine Zip-Line (Seilrutsche). Der Panorama-Schrägaufzug ist ebenso Teil dieses Konzepts.; die barrierefreie Kabine bietet 50 Personen Platz. (BSZ)
Abbildung: Die Skiflugschanze in Oberstdorf hat Weltklasseformat. Ein Besuch lohnt sich nicht nur zu winterlichen Wettkampfzeiten. (Foto: Markt Oberstdorf)
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