Bauen

Blick zum Hammerschloss mit dem Torhaus. (Foto: VG Tröstau)

06.05.2011

Lohnendes Ausflugsziel

Das Torhaus und der Kurpark des Leupoldsdorfer Hammerschlosses wurden neu gestaltet

Die Gemeinde Tröstau hat mit dem Hammerschloss und den dazugehörigen Teichanlagen im Ortsteil Leupoldsdorf eine unter Denkmalschutz stehende, überörtlich bedeutsame Anlage in ihrem Gemeindegebiet. Mit umfassenden Sanierungs- und Rekonstruierungsmaßnahmen wurde die Anlage wieder, gemäß ihrer Bedeutung, in Szene gesetzt und ist nun ein neues touristisches Ziel mit gemeindeübergreifender Bedeutung.
Im Torhaus ist eine Tourismusinformationsstelle mit angeschlossener Ausstellung zum Thema Hammerschloss und Hammerherren entstanden. Die Außenanlagen wurden saniert und die historisch belegte Gartenanlage wieder hergestellt. Hierfür wurden leer stehende Gebäude abgerissen und auf dem Gelände eine auf alten Plänen belegte formale Gartenanlage rekonstruiert. Gleichzeitig wurde der verrohrte ehemalige Mühlgraben wieder freigelegt. So entstand eine attraktive Kurparkanlage, welche das touristische Angebot von Tröstau erweitert.
Die Außenanlagen am Torhaus wurden dem Charakter des Gebäudes angepasst, der Verlauf der historischen Straße durch den Torbogen nachgezeichnet. Hierfür wurde der alte Asphaltbelag komplett entfernt und durch einen Natursteinpflasterbelag ersetzt. Der Eingang des neuen Infogebäudes unter dem Torbogen wurde durch Natursteinplatten betont. Die historische Granitbrücke wurde freigelegt und neu aufgesetzt. Aus statischen Gründen wurde eine neue Unterkonstruktion aus Beton erstellt.
Beim Abbruch der leerstehenden Schreinerei blieben Mauereste des historischen Frischerhauses erhalten. Hier entstand, mit einem etwas erhöhten liegenden Holzdeck, eine kleine Bühne, welche für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden kann. Granitblöcke zeichnen den ehemaligen Grundriss des Frischerhauses nach. Sie wurden mit Holzauflagen versehen, um Sitzmöglichkeiten zu schaffen. Der mit wassergebundener Decke befestigte Platzbereich kann für Veranstaltungen genutzt werden. Gegenüber der Bühne erinnert eine Feuerstelle aus Cortenstahl an die historische Nutzung des Hauses, sie bildet das Zentrum des westlichen Platzbereichs.
Nördlich des neuen Platzes wurde durch die Öffnung des derzeit verrohrten Grabens eine attraktive Erlebniszone für Jung und Alt geschaffen. An dieser Stelle befand sich mit dem Hammerwerk das frühere Zentrum der Eisenproduktion des Schlosses. Allerdings waren von den historischen Anlagen nur mehr einige Mauerreste erhalten. Sie wurden saniert und die frühere Nutzung der Wasserkraft für die Besucher durch ein neues Wasserrad sichtbar gemacht. Mit der Öffnung eines kleinen Stauwehrs durch die Besucher wird das Wasserrad in Bewegung gesetzt. Hinweise über die ehemalige Nutzung werden über Informationstafeln gegeben.
In Richtung des neuen Schlossgartens schließt sich ein gepflasterter Platz an, welcher als Mittelpunkt mit vier Obstbäumen das Hauptthema des Gartens ankündigt. Der befestigte Platz dient auch als Zufahrt für die angrenzenden Grundstücke. Hierfür wurde, ebenfalls an historischer Stelle, eine kleine Brücke errichtet.
Die Gestalt des Gartens richtet sich nach dem historischen Plan. Die klassische Gartenform, wie im Urkatasterplan von 1860 dargestellt, mit Wegekreuz und symmetrischen Beeten wurde wieder erstellt. Ursprünglich diente dieser Garten hauptsächlich der Versorgung des Hammerguts mit Gemüse, Obst und Kräutern.
Bei der Neugestaltung wurden diese Themen um einige dekorative Elemente ergänzt, um attraktive Bereiche für die Besucher der Kurparkanlage zu schaffen. So wurde mit der Anpflanzung verschiedener Strauch-Rosensorten ein besonderer Duft- und Blütenaspekt in den Kurpark eingebracht. Das zentrale Wegekreuz hat in seinem Mittelpunkt einen Brunnen, um welchen vier Lauben-Sitzbänke gruppiert sind. Weitere Sitzbänke laden an verschiedenen Stellen zum Verweilen ein.
Im südlichen Gartenbereich wurde das Thema „Obstanbau in kalten Gegenden“ umfassend dargestellt, da sich die Hammerherren von Müller auch auf dem Gebiet der Obstbaumzucht betätigt haben. Neben alten Obstbaumarten und -sorten und den verschiedenen Wuchsformen werden hier auch Hinweise zur Pflege der Bäume sowie zur Verwertung der Früchte gegeben.
In einem modern gestalteten Pavillon aus Cortenstahl, welcher den „point-du-vue“ der geometrischen Gartenanlage bildet, werden diese Themen dargestellt. Dahinter, in Richtung der Straße, entstand eine extensiv genutzte Streuobstwiese sowie eine Hecke mit Wildobstgehölzen, welche das Thema Obst ergänzen.
Von der ursprünglichen Gartenanlage war lediglich der Grundriss aus der Uraufnahme von 1860 überliefert, hieraus ließen sich das Wegenetz, Einzäunungen, Standorte der Brücken, des Pavillons sowie eines Brunnens ablesen. Weitere Hinweise darauf, wie diese Ausstattungselemente ausgesehen haben könnten, gab es nicht. Die neuen Ausstattungselemente wurden deshalb modern interpretiert. Bezug nehmend auf die Bedeutung der Anlage als vorindustrieller Standort der Eisenerzeugung und Metallverarbeitung wurde bewusst das moderne Material Cortenstahl verwendet, welches in seiner Oberflächengestalt und Materialstruktur am besten den Charakter des rohen Eisens verkörpert.
Der Pavillon, als schlichter Kubus mit Cortenstahloberfläche gestaltet, stellt hierbei als Endpunkt der formalen Gartenanlage das wichtigste gebaute Element der Gartenanlage dar. Kombiniert mit bedruckten Glaselementen ist der Pavillon auch ein Ort der Information. Mit einer Leuchtsäule im Zentrum ist er als Merkzeichen bereits von der Straße aus erkennbar.
Der Brunnen (Wasserschale) im Zentrum der Gartenanlage wurde ebenfalls modern ausgebildet, als flache Schale, aus Cortenstahl. Korrespondierend hierzu erfolgt die Gestaltung der Feuerschale auf dem Platz am ehemaligen Frischerhaus. Auch die Bänke, die Sitzlauben, die Infoschilder, die Geländer und die Pollerleuchten sind teilweise aus Cortenstahl.
Die Planung der Freianlagen erfolgte durch die Marktredwitzer Landschaftsarchitektin Marion Schlichtiger, der Pavillon wurde von der Architektin Kerstin Holl, Marktredwitz, geplant. Mit der Gesamtplöanung betraut war der Marktredwitzer Architekt Peter Kuchenreuther. (BSZ)

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