Für das Medizintechnikunternehmen iTD hat Hinterschwepfinger in Pfarrkirchen einen hocheffizienten Industriestandort konzipiert und geplant. Der Standort wird 2024 in Betrieb gehen. Das neue Werk wird im Jahr so viel Strom erzeugen, wie es selbst verbraucht.
Die Medizintechnik gehört zu den großen Wachstumsbranchen in Deutschland. Davon profitiert auch das niederbayerische Unternehmen iTD. Der Hersteller von Tragarmen und Gerätewagen hat seine Produktion an den beiden Standorten Johanniskirchen und Egglham in den vergangenen Jahren bereits mehrfach erweitert, benötigt aber auf absehbare Zeit noch mehr Kapazitäten.
„Da auch die Logistik- und Produktionsabläufe an den beiden gewachsenen Standorten nicht mehr zeitgemäß waren, haben wir uns entschlossen, ein komplett neues Werk zu bauen“, erklärt Eduard Rotter, Leiter der Werksplanung bei iTD.
Alles aus einer Hand
Auf der Suche nach einem geeigneten Partner für die Realisierung des neuen Werkes stieß Rotter auf die Firma Hinterschwepfinger aus Burghausen. „Nach ersten Gesprächen war mir schnell klar, dass wir dort alles aus einer Hand bekommen, was wir brauchen: ein klares Standortkonzept, ein nachhaltiges Gebäude und eine schnelle Umsetzung.“ Nach einer kurzen Evaluierung wurde Hinterschwepfinger mit der Konzeption und Planung des Standorts beauftragt.
Zunächst analysierten die Fabrikplanungs-Experten von Hinterschwepfinger die bestehenden Produktions- und Logistikprozesse an den bisherigen iTD-Standorten. Außerdem untersuchten sie verschiedene Wachstumsszenarien, um den voraussichtlichen Produktionsbedarf der nächsten zehn Jahre zu ermitteln. „Auf dieser Basis haben wir dann einen optimalen Produktionsprozess entwickelt“, erklärt Stefan Kaspar, Leiter der Fabrikplanung bei Hinterschwepfinger.
Besonders wichtig war die Logistik, da Rohteile, Zwischenprodukte und Endprodukte sehr unterschiedliche Formen und Größen haben. Auf Basis von Materialfluss-Simulationen entschieden sich die Planer gemeinsam mit iTD für einen linearen Produktionsfluss mit einem zentralen Wareneingangs- und Warenausgangslager.
Intelligente Logistik
Technisches Highlight ist das vollautomatische Lager- und Transportsystem für Kleinteile. Autonome Shuttles bringen die benötigten Teile von ihrem Lagerplatz über ein Schienensystem unter der Decke immer genau dahin, wo sie benötigt werden. Der Platzbedarf für Lagerung und Transport wird so auf ein Minimum reduziert.
Generell achteten iTD und Hinterschwepfinger bei der Planung auf eine hohe Flächeneffizienz und eine möglichst geringe Flächenversiegelung. So ist das Wareneingangslager als Hochregallager konzipiert und die Büros befinden sich über der Produktion und nicht in einem separaten Gebäude. „Diese Anordnung ermöglicht es uns außerdem, die Produktions- und Büroflächen bei Bedarf jederzeit zu skalieren“, so Rotter. Der nächste Ausbauschritt wurde von Hinterschwepfinger bei der Standortkonzeption bereits berücksichtigt und kann bei Bedarf jederzeit ohne große Neuplanungen umgesetzt werden.
Eine Besonderheit des Standorts ist die große Photovoltaikanlage. Sie hat eine Leistung von knapp 400 kWp. „Wir werden übers Jahr etwa so viel Strom einspeisen, wie wir aus dem Netz beziehen“, erklärt Rotter stolz. Der Nettostrombedarf wird also bei etwa 0 kWh liegen. Um möglichst viel eigenen Strom nutzen zu können, wird die Anlage in Ost-West-Richtung ausgerichtet und mit einem industriellen Batteriespeicher mit einer Kapazität von knapp 150 kWh gekoppelt.
„Wenn das Wetter mitspielt, können wir im Sommer mehrere Wochen am Stück komplett energieautark sein.“ Dazu trägt auch die Dachbegrünung bei, die nicht nur Lebensraum für Pflanzen und Insekten bietet, sondern auch eine Klimaanlage überflüssig macht. Rotter: „Gemeinsam mit Hinterschwepfinger ist es uns gelungen, einen nachhaltigen und profitablen Standort in Deutschland zu entwickeln, mit dem wir auf dem internationalen Markt voll konkurrenzfähig sind.“
Die iTD GmbH entwickelt, produziert und vermarktet seit mehr als 25 Jahren Tragarme und Gerätewagen für stationäre und mobile Anwendungen in der Medizintechnik sowie ein entsprechendes Zubehörprogramm. Das weltweit agierende Unternehmen mit Hauptsitz im niederbayerischen Johanniskirchen wurde 1995 gegründet und beschäftigt heute mehr als 190 Mitarbeiter*innen an verschiedenen Standorten. iTD gehört zur Touch Point Inc. Gruppe. (BSZ)
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