Die katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (Asamkirche) in Aldersbach zählt zu den bedeutendsten spätbarocken Kirchen Deutschlands. Im Rahmen der staatlichen Baupflicht leitete das Staatliche Bauamt Passau die umfangreiche Inneninstandsetzung der barocken Klosterkirche. Seit Oktober 2018 war die ehemalige Zisterzienserabteikirche deswegen für die Öffentlichkeit gesperrt. Die Weihe des neuen Altars durch Bischof Stephan Oster SDB am 24. November 2024 bildete den Höhepunkt der Inneninstandsetzung im Kirchenschiff, zugleich wurde die Kirche nach der langen Sperrung wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Arbeiten in den Nebenräumen dauern noch bis Mitte 2025.
Ab Oktober 2018 wurde die Kirche für die Öffentlichkeit gesperrt, um mittels Begasung der Innenräume den Holzwurm zu bekämpfen, der Holzbauteile von den Altären über Kanzel und Gestühl bis zu den Treppen befallen hatte. Anschließend wurden die Haupt- und Chororgel rückgebaut. Aufgrund eines Schimmelbefalls wurden die Pfeifen vor der Einlagerung teilweise behandelt und gereinigt.
Die kunsthistorisch wertvolle Kirchenausstattung sollte während der Restaurierung im Kirchenraum verbleiben, um mögliche Schäden durch klimatische Veränderungen oder Transporte zu vermeiden. Dafür wurden über dem Kirchengestühl im Langhaus Depot- und Werkstatträume aus Holz errichtet. Auf einer Grundfläche von 1600 Quadratmetern wurden rund 800 Gegenstände inventarisiert – Ausstattungselemente der Seitenaltäre, die Aufsätze des Chorgestühls und der Beichtstühle, aber auch Gemälde und Plastiken, Reliquienschreine, Kelche, Kerzenleuchter und vieles andere wurde für die Dauer der Innenrestaurierung eingelagert. Die Depot- und Werkstatträume umfassten insgesamt fünf Boxen, jeweils 3,60 Meter breit und 7 Meter hoch, mit einer Nutzfläche von rund 180 Quadratmetern auf zwei Ebenen.
Zum Schutz des historischen Bodenbelags wurde eine Fläche von etwa 1100 Quadratmeter im gesamten Kircheninnenraum mit Holzwerkstoffplatten abgedeckt, historische Brüstungen, Geländer und Türstöcke erhielten Schutzbekleidungen.
Zu den ersten Arbeiten gehörten die Erneuerung der durch Feuchtigkeit geschädigten Wandputze im Kirchenraum und Installationsarbeiten für Heizung und Elektro. Für die spätere Bearbeitung wurde ein Raumgerüst errichtet, das bis auf Höhe des Gewölbes reichte und den gesamten Kirchenraum überspannte. Dieses diente als Arbeitsbühne für die Sicherung von Putz und Fresken am Deckengewölbe sowie für die Restaurierung der Fresken und Fassungen der Raumschale. Nach Errichtung des Raumgerüsts folgten die Baumeisterarbeiten im Kircheninnenraum.
Im prachtvollen Hochaltar des Passauer Bildhauers Joseph Matthias Götz aus dem Jahr 1723 befindet sich das monumentale Altargemälde mit der Darstellung der Vision des hl. Bernhard (Vision des hl. Bernhard und dessen mystische Ernährung mit Mariä Milch), geschaffen 1619 vom Augsburger Hofmaler Matthias Kager. Mit seinen Ausmaßen von 6,60 mal 3,75 Meter gehört es zu den größten Altarbildern aus dieser Zeit. Das 300 Jahre alte Gemälde war stark vergraut. Es wurde über ein Jahr lang in einer Spezialwerkstatt gereinigt und wiederhergestellt. Nach der Restaurierung sind die Farben nun in ihren einzelnen Abstufungen wieder gut zu erkennen.
Da die Rückseite der Leinwand nicht erreichbar war, war vor einer fundierten Bearbeitung der zahlreichen Risse der Ausbau des Gemäldes erforderlich, was bei dieser Größe genauso außergewöhnlich wie herausfordernd ist. Nach der Sicherung der fragilen Malschicht der etwa 26 Quadratmeter großen Gemäldeoberfläche mit Japanpapier und einhergehenden Gerüstumbauten wurde das großformatige Bild im Mai 2021 vorsichtig abgespannt und auf einer eigens dafür konzipierten 4 Meter langen messenden Kartonrolle gerollt. Eine Kunsttransportfirma brachte die Gemälderolle zur Bearbeitung in das Großraumatelier des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) nach München, wo es unter fachlicher Aufsicht der Fachwerkstätten des BLfD, der Bauleitung Hans Siegmüller aus Regensburg sowie der Fachbauleitung Ulrich Weilhammer aus Gangkofen von den beiden Restauratorinnen Barbara Staudacher und Amelie Stange aus München aufwendig restauriert wurde.
In aufwendiger Arbeit wurden auch Stuck und Fresken der Asamkirche restauriert. An über 380 Stellen im Deckengemälde waren Restaurierungsmaßnahmen erforderlich. Mit einer Trockenreinigung mittels Staubmagnet, Haarpinsel und Schwamm sowie einer partiellen bestandspflegenden Feuchtreinigung mit Freilegungspinsel und Warmwasser ließ sich ein sehr gutes Restaurierungsergebnis erzielen: Überarbeitungen aus den Jahren 1911 und 1961 mussten daher nicht großflächig abgenommen werden, sondern nur dort, wo Schäden sichtbar waren, mit der sogenannten Strappo-Technik gereinigt werden. Anschließend folgte eine sorgfältige Retusche der gereinigten Flächen. Risse im Stuck wurden gereinigt und mit einer Ausmischung von Kalkhydrat und Trockenpigment aufgefüllt.
Große Sorgfalt erforderte die Retusche der Farbfassung an den Architekturmalereien. Über ein Jahr dauerte es, mit dem Dresdner Künstler Jens Pischlke einen Maler zu finden, der einige Fehlstellen in den Fresken des Deckengewölbes rekonstruieren und im Stil der spätbarocken Malerei des frühen 18. Jahrhunderts zu ergänzen. Das Ziel dabei war es, den ursprünglich gealterten Zustand der Malerei zu erhalten. Schließlich sollte nichts Neues entstehen und spätere Retuschen für die Fachleute ablesbar bleiben. (Sabine Süß)
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